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MAD SIN

Drop Dead Psychobilly

MAD SIN

Es gibt sie noch, jene Bands die ein Venue zum Kochen bringen, ganz gleich wie riesig es auch sein mag, deren Songs zu Singalongs avancieren und deren Frontmann längst Kultstatus erreicht hat. Die Rede ist wieder einmal von Mad Sin, die - Freude, schöner Götter Funken - nach fast fünfjähriger Wartezeit den dürstenden Fans endlich ihr neuestes Schätzchen 'Burn and Rise' präsentieren. Über die Wahl des Albumtitels muss ich mich wohl nicht auslassen. Jeder, der Köfte und Co. jemals über den Weg gelaufen ist oder die Combo live sehen durfte, weiß, dass es keine bessere Wahl geben könnte.

Viel hat sich in den letzten Jahren bei den Berlinern getan, persönliche Krisen wurden durchgemacht, um gestärkt daraus hervorzugehen, es wurde fast jeder Winkel der Erde abgetourt und 20-jähriges Bandjubiläum gefeiert. Trotzdem haben sie es geschafft, ihre neue neue Scheibe energiegeladen wie eh und je und so neu wie einen Tropfen Frühlingstau am Morgen klingen zu lassen.

Auffällig ist jedoch nach dem sehr punklastigen "Dead Moon Calling" die Hinwendung zu puristischeren Oldschool-Tönen.

"Wir haben uns gedacht, wir sind eine Psychobilly-Band, also möchten wir auch so klingen. Zurück zu unseren Wurzeln zu gehen, bedeutete auch so eine Art Selbstreinigung für uns, wieder zurück zu dem, mit dem alles angefangen hat. Wir haben unseren eigenen Sound, wollten aber insgesamt wieder simpler und bodenständiger klingen. Man soll ja auch schließlich hören, wo wir szenemäßig herkommen. Ich selbst bin ja über die Teddyboyschiene eingestiegen und ich muss sagen, dass mir deren Attitude einfach gefällt - so authentisch und roh, Leute, die ihr ganzes Leben diesem Stil verschrieben haben und wohl als einzige Szene nie irgendeinem Hype unterworfen wurden. Wenn man sich die Anfänge von Psychobilly anschaut, dann erinnert man sich auch an die Zeiten, wo es schon fatal sein konnte, einfach nur den falschen Aufnäher an der Jacke zu haben. Bekloppt würden viele heute sagen, aber gleichzeitig es gab diesen Thrill, diese Verheißung - Du hast Dich einfach unsterblich gefühlt und es lag diese Spannung in der Luft. Das ist im Laufe der Zeit ziemlich verlorengegangen. Die Teddyboys haben geschafft ihre Szene zu konservieren, dadurch dass sie sich viel mehr abgegrenzt haben."

Auch personell hat sich seit Erscheinen des letzten Albums etwas getan:

Pete, Ex-Nekromantix und seines Zeichens seit einigen Jahren Gitarrist von Mad Sin war des vielen Tourens leid und beschloss seinen Platz für jemand Neuen zu räumen: Matt, ehemaliger Seitenvirtuose bei den Bamboulas, trat aufs Tapet.

Das Sprichwort ´Wozu in die Ferne schweifen, sieh das Gute liegt so nah...´ bekommt bei Köfte und Co. öfter mal eine ganz eigene Bedeutung. Irgendwie schafften Mad Sin auch diesmal das Gute aus der Ferne anzulocken. Kam Pete noch aus dem quasi benachbarten Dänemark, hat es Matt aus L.A. in die Hauptstadt verschlagen....

“Matt haben wir in den Staaten kennengelernt, als er noch bei den Bamboulas war. Sein Gitarrenspiel hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen, so ein Mix aus 50er Rockabilly, 80er Psychobilly und Punkrock. Als Pete dann beschloss, mehr in seinem Beruf als Architekt zu arbeiten, war Handlungsbedarf gegeben. Also sahen wir es als einen Wink des Schicksals, dass Matt gerne nach Europa kommen wollte und zudem auch noch der totale Mad Sin Fan ist. Wir haben nicht lange gezögert - die Chemie stimmt einfach.”

Mad Sin gehören längst zu den absoluten Superstars im Psychobilly-Zirkus und haben neben einer stetig wachsenden Fangemeinde auf dem heimischen Kontinent, auch wachsende Anhängerscharen in Japan und den USA zu verzeichnen.

Die Staaten stehen mindestens einmal im Jahr auf dem Tourplan und so begibt es sich, dass gerade in So'Cal dem neuen Epicenter des Psychobillys nicht selten die eine oder andere Szenegröße an der Bühne gesichtet wird, um Köfte und seinen Jungs Tribut zu zollen.

“Wenn wir beispielsweise in L.A. spielen, kommen eigentlich immer Nick 13 von Tiger Army und Kim von Nekromantix vorbei, um sich unsere Show anzusehen. Kim kenne ich ja noch aus den Anfängen, irgendwann in den 80ern, als er und Pete oft in Berlin aufschlugen, um gemeinsam mit uns um die Häuser zu ziehen und Nick habe ich Mitte der 90er auf sein erstes Psychokonzert hier in Deutschland mitgenommen. Wir freuen uns immer, die Jungs wieder zutreffen und zu sehen, wie erfolgreich sie geworden sind. Es ist schon fast ein Heimspiel, wenn wir dort spielen, wir haben unsere Fans, man trifft alte Bekannte und hat eine sagenhaft gute Zeit, jedoch zum Leben kämen die USA für mich nicht in Frage, da müsste mindestens Tarantino persönlich an uns herantreten.”

Aktuelles Album: Burn And Rise (PeopleLikeYou / EMI)

Foto: Jo Fischer

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