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QUICKSILVER

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Stürzen wir uns mal mit etwas ganz Beschaulichem in den Schnellwaschgang: AMIINAs "The Lighthouse Project"(Sound Of A Handshake/Indigo) klingt mit seltsamen Morsezeichen aus. Vorher huschten viele Zartheiten aus den Boxen, die die 4 Isländerinnen (die auch die Streicherabteilung von Sigur Rós bilden) ihren Synths, aber auch diversen Saiteninstrumenten und gestreichelten Weingläsern entlockten. Musik aus dem Leuchtturm - sehr fragil und weltentrückt - in buchähnlicher Verpackung mit schönen Islandfotos. 4
Jetzt als Kontrastprogramm - nein! - kein industrieller Krach, sondern juveniler, von Blackmailer Kurt Ebelhäuser produzierter JungsRock. "Alibi"(Lakedrive Rec./Irascible) hat wenig echten Neuigkeitswert, die angeblich in Peking gegründete Schweizer Band GRAN NOIR macht trotzdem ordentlichen Indiekram. 3
Auch die deutsch-kanadische Kapelle LONG VOYAGE fühlt sich nur auf vertrautem Terrain sicher. "Vertical"(Thanks For The Postcard/Broken Silence) bewegt sich auf sehr ausgetreten Pfaden, wären nicht gelegentlich (aber viel zu selten) schicke Trompetenlinien in den MainstreamPopFolkRock eingestreut, müsste ich "total langweilig" dazu sagen. So eigentlich auch. 2
Anders, weil wesentlich zupackender und energ(et)ischer sind da die Kalifornier mit dem seltsamen Namen GRMLN, die auf "Empire"(Carpark) in die goldenen Zeiten des RaveRock zurückblicken. Auch wenn das Info von Superchunk und Jimmy Eat World faselt: das hier ist knackiger 3-Minuten-DancePop mit fetten Gitarren, ordentlich Hall und drängendem Schlagwerk. 4
Mit "They're Flowers"(Western Vinyl/Cargo) von den LUXURY LINERS finden endlich(?) die Byrds und Animal Collective zueinander. Der opener ist ein durch die AntiFolkMaschine gedrehtes John-Cale-Cover (ich mag "Caribbean Sunset" aber schon im Original nicht besonders) und auch die übrigen reichlich 30 Minuten ertönt psychedelisch-poppiger LaptopFolk. 3
Entspannen lässt dann sich trefflich bei "Lullabies & Nightmares"(Kranky) von JUSTIN WALTER, der sich intensiv mit dem vor 30 Jahren mal sehr hippen "electronic wind instrument" (eine Art Synth-Sax) befasst hat. Mit einer altmodisch zischelnden drummachine und diversen anderen "electronics" untermalt er die angenehm dahinwabernden EWI-sounds, die eher Gute-Nacht-Lied denn Albtraum sind. 3
Auf "Where We Were"(Devonali Records/Cargo) wird ebenfalls der Ambientgedanke gepflegt. GREG HAINES bedient (analoge) Synthesizer und erforscht die Möglichkeiten der guten alten (Knöpfchen)Studiotechnik: 2"-Tonband statt Mausklick. Richtig interessant wird’s, wenn dann bei "The Wohle" ein ziemlich straighter, aber durchaus in das Klangdesign passender Stampfrhythmus hinzukommt. 3
Ebenfalls eher sanft, aber deutlich melancholischer und v.a. durch den eindringlichen Gesang geprägt ist "Rust"(Glasville Records/Al!ve) von ex-Pain Of Salvation-Bassist KRISTOFFER GILDENLÖW. Geistesschwester Ruud Jolie (Within Temptation) gibt ein Gesangsgastspiel im akustisch orientierten drums-Bass-Gitarre setting und durchaus zu recht erwähnt das Info Roger Waters und David Sylvian als (nicht ganz erreichte) Bezugspunkte. 3
Richtig frickelig wird’s dann mit "No.2"(bluNoise Records/Al!ve) vom JEALOUSY MOUNTAIN DUO, das den Trümmern der großartigen Gaffa entstieg, sich nun aber mit Gitarre und Schlagzeug auf den Soundclash Math-Rock vs. No-Wave & Noise-Jazz konzentriert. Die beiden Kollegen verstehen ihr Handwerk, die Musik ist so frisch wie tiefgründig und trotzdem raunt der kleine Teufel in meinem linken Ohr beständig "Instrumentalgewichse"! 3
Exotischer, (nicht nur) weil vom anderen Ende der Welt kommend ist der "Wild Tune Stray Rhythm"(Jaro) der Chinesen von DAWANGGANG. Asiatische Folklore, assimilierter Jazz und betörend-fremdartige PsychFolkRock-Sprengsel werden hier zu einem spannenden Gemisch verrührt, das alles ist, nur nicht "Mainstream". 4
Technolegende MARK ERNESTUS (Hardwax, Basic Channel) hat für sich die südlich der Sahara beheimateten Schöpfer rhytmischer Exzesse entdeckt und ist tief in Welt der in Gambia und Senegal extrem populären Mbalax-Sounds eingetaucht. Ähnlich wie bei Kongotronics wird hier afrikanische Trommeltradition mit westlicher (Low)Tech(nik) verbunden, der drummer-clan JERI-JERI demonstriert mit zahlreichen Gästen auf "800% Ndagga" und "Ndagga Versions"(Ndagga), welche Kraft diese Musik transportiert. 4
Dem inzwischen entstandenen Berg mit BalkanBrass-CDs fügen SLONOVSKI BAL mit "Zivi Bili"(Bal Bazar Prod./Broken Silence) eine weitere hinzu. Mein kleiner Sohn findet's lustig, wegen der flotten Tanzmucke, v.a. aber wegen dem elefantösen Bandmaskottchen. 3
Latin, Funk, Ska und melodiösen Pop mixen THE CAT EMPIRE mit GipsySoul, SwampJazz und OffBeat. "Steal The Light"(Two Shoes Records) ist vielleicht ein klein wenig glatt, hat aber Qualität und ganz sicher des öfteren hohes Ohrwurmpotential auch für die Kundschaft mit konventionellen Hörgewohnheiten. 3
Die Enttäuschung des Monats ist "Bleibt das immer so"(Universal) von GLEIS 8. Das ist die neue Band der Rosenstolz-Sängerin AnNa R, die genauso klingt wie das Erfolgsduo, nur schlechter. 2

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