"Show Me Your Tears" heißt das neue Album von Frank Black, das dieser wie üblich mit seiner Band, The Catholics, und ein paar Gästen – darunter Van Dyke Parks und Stan Ridgeway – live im Studio einspielte. In typischer Black-Manier hat der Titel aber ganz andere Hintergründe, als man vielleicht denkt: Es war dies einfach der Name eines Stücks, daß es nicht auf die CD schaffte (und das gar nichts mit Trauer, sondern mit Psychoanalyse zu tun hatte) - und dieser paßte dann im Nachinein ganz gut zu den neuen Song-Kleinoden, die sich angesammelt hatten. Frank Black hatte nämlich – mehr oder minder unbewußt - eine Scheibe über den Schmerz gemacht.
Nicht irgend einen Schmerz jedoch, sondern den ganz direkten, aufdringlichen, persönlichen Schmerz. "Nun, auf eine Weise kann Dich das Leben zuweilen mit richtig akutem Schmerz konfrontieren", erinnert er sich, "im Gegensatz etwa zu Schmerz, den Du durch andere Leute wahrnimmst, wenn Du Dir zum Beispiel deren Geschichten erzählen läßt, oder Schmerz der Dir vor langer Zeit passiert ist. Und dieser persönliche Schmerz war in diesem Fall eine Inspirationsquelle. Alles auf dem Album passierte, während ich es aufnahm." Was das genau meint, rutscht ihm in einem Nebensatz heraus: Frank ist wohl gerade im Begriff, sich von seiner Frau zu trennen. Nun wäre Frank, der alte Pixie, aber nicht Frank Black, wenn er lediglich Songs aufnehmen würde, in denen er darüber lamentiert, wie weh es ihm tut. Ganz im Gegenteil: Er nimmt´s mit Humor. Da gibt es zum Beispiel den Track "New House Of The Pope". "Ja, das ist die alte Geschichte von der Frau, die Dich nicht mehr liebt, weswegen Du dich dann schlecht fühlst", sagt er – und es ist klar, wer gemeint ist, und fügt dann lächelnd hinzu, "es geht aber auch um meinen Lieblingswein, ´Chateauneuf du Pape´ - es ist also eine Wortspielerei." Musikalisch geht es eigentlich erstaunlich munter zu, im Tal der Tränen, und ab und an schleicht sich gar ein flotter Rocker oder eine fröhlicher Country-Swing ein. "Das liegt in der Natur der Country-Musik", begründet Frank dieses, und erläutert, warum er sich in letzter Zeit öfter bei traditionellen Genres bedient, "ich denke, das hat mit dem Alter zu tun. Erst heutzutage ist es mir z.B. möglich, mich dem Jazz zu öffnen. Ich habe das als junger Mann erfolglos versucht, aber heutzutage klingt John Coltrane ziemlich gut für mich. Und was den Country betrifft: Da möchte ich, wie bei aller kontemporären Musik, lieber das Original hören, lieber Hank Williams, oder Johnny Cash als das, was in den Charts zu hören ist. Diese zeitgenössischen Experimente sind für mich nahezu unhörbar. Ich fühle mich gleichzeitig ein wenig schuldig, wenn ich das sage, denn die Leute heute machen heute auch ihr Ding und das ist O.K., aber mein Ding ist es nicht." Wie er an anderer Stelle erzählte, geht es Frank bei seiner Musik zunächst darum, sich selbst zu amüsieren (was gar nicht so leicht sei, wie er uns verrät) um dadurch dann auch das Publikum zu amüsieren. Worüber hat er sich denn dieses Mal amüsiert? "Ich sehe meine Herausforderung heute im Bezug auf das Songwriting darin, mich emotionell immer mehr zu öffnen und immer persönlicher zu werden", verrät er orakelnd, "nicht bei jedem Song aber immer öfter. Besonders auf der neuen Scheibe ist dies so. Nicht nur wegen meiner diesbezüglichen Bemühungen, sondern wegen meiner Lebensumstände." Eines steht mal fest: Wenn alle Scheiben, auf denen sich jemand "ausweint" so gut klängen, wie diese, dann wäre unsere Welt eine bessere!Aktuelles Album: Show Me Your Tears (Cooking Vinyl/Indigo)