Vor über zehn Jahren trommelte Stefan Krachten anlässlich des „Ballroom Blitz“-Festivals im Kölner Stollwerk fünf weitere Musiker aus der dortigen Szene zu einer Formation zusammen, die, später erweitert um Helmut Zerlett und Samson Gassama, fortan als „Trance Groove“ (mittlerweile ohne Ur-Mitglied Mathias Keul) nicht nur in der Domstadt die Dancefloorszene mit unkategorisierbaren weil vielfältigen Sounds füttern sollte. Ihr vierter Longplayer und gleichzeitig zweites Studio-Album „Meant To Be Like This“ liegt noch handwarm in den Regalen. Grund Genug für eine Bestandsaufnahme mit den Musikern und Produzenten Stefan Krachten und Dal Martino.
Wo so viele Bandmitglieder aufeinander treffen, stellt sich die Frage, wie die Musik mit ihren vielschichtigen Strukturen und Rhythmen entsteht. Mitunter gibt es ja, man kennt das nicht nur vom Fußball, Mitspieler, die sich mehr um das eigene Ego kümmern als im Sinne der Gemeinschaft zu agieren. Gibt es möglicherweise einen Spielführer?Nein, den gibt es nicht. Jeder akzeptiert den Anderen als gleich berechtigten Musiker in der Band. Es hat auch damit zu tun, dass wir das schon so lange machen und hinter der Musik zurück stehen. Sie ist größer als unsere sechs Egos und entsteht aus Direkt-Kompositionen. Im Unterschied zu den Improvisationen im Jazz, Blues oder auch Rock, bei denen ein Gerüst besteht, müssen wir das Gerüst erst einmal erschaffen. Das können ein/zwei Akkorde gekoppelt mit einem Rhythmus sein, also das minimalistischste überhaupt, was es an Grundstruktur gibt.
Improvisiert wird dann nicht um ein Thema, sondern im Gefühl und in Gedanken an den gesamten Sound. Solo-Dribblings werden dabei eher vermieden, schließlich tritt man als ausgeglichenes Team auf. Dennoch waren die Basistracks etwa 15-20 Minuten lang, weshalb auch die Produktionsstufe 2 in Manni Praekers Studio in Monchique/Portugal anstand.
Es war wichtig, dass wir zu im gefahren sind. Grundsätzlich ist bei uns der gemeinsame Nenner, den höchsten Zustand an Entspannung zu erlangen. Wir haben alle in seiner dicken Villa gehockt, am Swimming Pool gelegen und die Stücke in aller Seelenruhe betrachtet. Nach fünf Tagen Rehearsals sind wir dann ins Studio und haben unsere Entscheidungen, was verbessert werden sollte, in die Tat umgesetzt.
Die atmosphärischen Einflüsse sind unüberhörbar. Die Songs grooven mit mehr oder weniger Tempo durch lange Loop-Schleifen, besitzen kräftige Einflüsse von Jazz, Funk, Latin, House und Techno und wurden . Dabei blitzt immer wieder zwischen den Grundton-orientierten, rhythmisierenden Fender Rhodes, Bass oder Drums/Percussion eine Trompete glasklar auf. Ein Album wie geschaffen für den Dancefloor in guten Clubs. Den letzten Schliff verpassten Krachten und Martino dem Album dann alleine im Düsseldorfer Studio – nachdem sie die Bänder einige Wochen hatten ruhen lassen. Die anderen Bandmitglieder besitzen soviel Vertrauen, dass sie sich bis zum Fertigprodukt nicht mehr eingeschaltet haben. Leider wird es keine Vinylausgabe vom Album geben. Allerdings wird begleitend dazu eine EP mit „Trance Groove“-Remixen der Elektronik-Koryphäen Matthias Schaffhäuser und Hans Nieswandt (wie bereits beim Album „Musique Legère“) erscheinen.
Es soll unsere Verbundenheit zu dieser Szene zeigen, der wir uns auch durch alte Beziehungen freundschaftlich verbunden fühlen. Wir mögen diese Musik sehr und bedienen uns ja auch ein bisschen daran, da wir teilweise mit den Jungs [z.B. als „Trance Club“ mit wechselnden Gästen in Dr. Walkers (Air Liquide) Club „Camouflage“ d. Red.] zusammen jammen, obwohl wir ja alleine durch unsere Instrumentierung dort einen gewissen Exotenstatus besitzen...
...der ihnen hervorragend bekommt und ihnen nicht zuletzt eine Unabhängigkeit - auch gegenüber dem Label - verleiht, die sie konsequent durch unkonventionelle Stil-Komninationen und Kllischee-Verweigerung nutzen.
Aktuelles Album: „Meant To Be Like This“ (Intuition)
Konzerte: 12.9. ARTTheater, Köln-Ehrenfeld / 27.9.: Hilton Hotel Köln/Tiefgarage
Weitere Infos: www.trance-groove.com Foto: Axel Schulten