"Es fühlt sich großartig an, ich würde mit niemandem tauschen wollen", beantwortet der frühere Lemonheads-Kopf beim Treffen mit der WESTZEIT in Köln die Frage, wie es denn sei, im Jahre 2003 Evan Dando zu sein. "Ich bin im Moment ziemlich gut drauf. Ich habe wirklich das Gefühl, dass das Leben in Kreisen verläuft, die man nicht kontrollieren kann, und momentan bin ich in einer der Phasen, in denen ich jeden einzelnen Tag sehr glücklich bin. Ich weiß, dass es auch wieder rapide bergab gehen wird, aber derzeit versuche ich, eine gute Zeit zu haben, so lang es noch geht."
Sechseinhalb Jahre sind seit dem letzten Album von Evan (damals noch mit den stets großartigen Lemonheads) ins Land gezogen – das letztjährige, nur in Australien veröffentlichte Livealbum, "Live At The Brattle Theatre", nicht mitgezählt. In der Zwischenzeit hat der smarte Amerikaner mehrere Anläufe genommen, seine Solokarriere in Schwung zu bringen – in Tucson mit Giant Sand, in Australien mit seinen alten Kumpanen Tom Morgan und Ben Lee und in Los Angeles mit Jon Brion. So kommt es, dass man die Kreisläufe, die Evan angesprochen hat, diese Achterbahn der Gefühle, auch seinem "Baby I’m Bored" betitelten Solodebüt anhört. Es hätte aber noch schlimmer kommen können, findet Evan: "Als ich [1997] aufgehört habe, live zu spielen, setzte die gesamte Musikindustrie zu einer großen Talfahrt an. Insofern bin ich fast froh, so lange weg vom Fenster gewesen zu sein. Ich hätte damals eine Platte veröffentlichen können, die zwanzigmal besser gewesen wäre als diese hier, und trotzdem hätte ich keine Chance gehabt. Jetzt scheinen die Leute wieder etwas offener zu sein. Schau dich doch um, im Moment sind einige echt gute Bands wirklich angesagt, Queens Of The Stone Age zum Beispiel!"Mit dem niedlichen List-Song "Hard Drive" und der wirklich herzzerreißend schönen Ballade "All My Life" finden sich zwei von Evans besten Songs auf dem neuen Album. Unter dem Strich also alles andere als eine schlechte Platte, aber eine, mit der Evan - der sich etwas schwer damit tut, sich als Singer/Songwriter neu zu definieren - hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Trotzdem, dass er im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern der "Slacker"-Generation der frühen 90er überhaupt noch dabei ist, verdient ohne Frage Respekt. Wo liegt das Geheimnis seines langen Atems? "Ich denke, es liegt einfach daran, dass die Musik mein Ein und Alles ist. Und ich liebe das Unterwegssein. Und wenn dir etwas wirklich wichtig ist, versuchst du nun einmal, daran festzuhalten. Abgesehen davon hatte ich einfach Glück, dass mir mein Publikum treu geblieben ist", erwidert Evan und fügt abschließend nachdenklich hinzu: "Das war wirklich vor allem Glück!"Aktuelles Album: "Baby I’m Bored" (Setanta/Clearspot/EFA)
Weitere Infos: www.evandando.com Foto: Setanta