Sie gehören zu einem Haufen Bands wie Millencollin, No Fun At All und den Satanic Surfers, die in den frühen Neunzigern begannen, Punkrock in Schweden ein Gesicht zu geben und ihre ersten CDs rausbrachten, als Punk mit Bands wie Bad Religion, Green Day und The Offspring kommerziell einen Höhepunkt erlebte. Das hatte großen Einfluss auf schwedische Bands, die somit ihre „15 Minuten Ruhm“ hatten. Für Venerea bedeutete das Ganze aber immer mehr, und so lassen sie sich von der Kurzlebigkeit der vielen anderen Bands nicht dazu hinreißen, auch ans Aufhören zu denken. Stattdessen sind Andreas, Dana, Fred und Mikael aktiver denn je und so auch diesmal nur unterwegs zu erreichen.
Mit einer neuen Platte im Gepäck kommt eine Band nicht umhin, sich zur Entstehung der Songs zu äußern. „Musikalisch beziehen wir uns auf die Bands, die uns in den 80ern mit Punk in Berührung gebracht haben. Zum Beispiel die Hard-Ons (beim Song „Headfoot“), SNFU („Sam The Dancing Bear“) oder Bad Religion („Nightmare On Sesame St.“), jedoch in dem Style, den die Leute von Venerea kennen. Textlich habe ich zuletzt eine Menge von Elvis Costello gelernt, vor allem was die Wortspiele angeht. Ich habe mich außerdem stichwortartig an den Sichtweisen von Richard Thompson orientiert. Themen sind Klassenkampf, drogenbedingte Paranoia, üble Cops und die Ausbeutung von Minderheiten. Klingt nach einer Menge Spaß, wie? Ich bedaure, aber es ist nicht mehr reine Tanzmusik.“ Neben dem Aspekt des Tanzbaren also eine Menge politischer Themen, weshalb sie sich jedoch noch lange nicht als politische Band sehen. „Es gibt so viele Bands, die auf diesem Gebiet viel beschlagener sind als wir. Ich meine, du kannst einfach nicht mit Bands wie The Clash, Refused, Propagandhi etc. mithalten. Vom Standpunkt eines Laien große Reden zu schwingen, bedeutet, dass du nur immer wieder deine vorigen Äußerungen revidieren musst, sobald du mehr dazugelernt hast. Zudem haben wir innerhalb der Band nicht in jeder Hinsicht die gleichen Ansichten, so dass keine einzelne Äußerung repräsentativ wäre.“ Die Band ist lange in der Punkszene aktiv, aber noch lange nicht alt. An der Zugehörigkeit zur Szene wird sich auch zukünftig nichts ändern, und mit Seitensprüngen in andere Musikrichtungen verhindert man allerhöchstens Einseitigkeit. „Ich habe schon immer unterschiedliche Musik gehört und auch gemacht. Zum Beispiel Singer/Songwriter-Stuff auf Schwedisch, einmal habe ich sogar Venerea-Songs unplugged auf einem Folk Festival vorgetragen. Dazu kommen verschiedene Projekte, in denen wir alle einen Ausgleich finden. Aber du musst ja auch nicht mit dem Punk aufhören, weil du älter geworden bist. Punk ist eine sehr wandlungsfähige Kunstform, gerade wegen der offenen Haltung, auf der er begründet ist. Es gibt keinen Grund, sich davon abzuwenden, solange dein Herz daran hängt.“ Der letzte Grund, damit aufzuhören, wäre nicht verdientes Geld. Kunst und Kommerz wissen Venerea sehr wohl zu trennen und gehen lieber arbeiten als sich zu verdrehen. „Wir haben Musik nie des Geldes wegen gemacht. Sonst wären unsere Songs eine ganze Ecke poppiger. Auch wenn wir wissen, wie wir die Massen noch eher ansprechen könnten, schreiben wir lieber die Songs, die uns etwas bedeuten. Und die wenigsten können doch Geld mit dem verdienen, was ihnen am meisten Spaß macht.“ Und so werden auch die Westzeit-Mitarbeiter weiterhin ihre Familien mit Tätigkeiten am Rande der Illegalität ernähren und wissen: Wir sind nicht allein mit unserem Schicksal!Aktuelles Album: Out In The Red (People Like You/SPV)
Weitere Infos: www.venereapunk.com Foto: Jens Nordström