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MOLOKO

Mit Orchester auf den Dancefloor

MOLOKO

Es ist ein weiter Weg vom ersten Moloko Album "Do You Like My Tight Sweater?” bis zu ihrem neuen Werk "Statues”. Was 1996 als elektronischer Eklektizismus begann, ist heute ein völlig eigenständiger Sound, den Mark Brydon und Roisin Murphy mit ihrer Band auf höchstem Produktionsniveau realisiert haben.

Mit der Frage "Do You Like My Tight Sweater?” hat die Beziehung zwischen Mark und Roisin auf einer Party angefangen. Doch nicht nur persönlich, sondern auch musikalisch funkte es zwischen den beiden. Ihr Debütalbum war ein schelmischer Griff in den Lego-Kasten der Beats und Stile, ein ironisches Genre-Hopping. Mit der ersten Single "Fun For Me” versetzten sie sofort die Clubs in Begeisterung. Doch Moloko wollten mehr als diese schaumig-süße Melange aus Trip Hop, HipHop und Drum’n’Bass. Sie wollten ernsthaft an elektronischer und zugleich organischer Tanzmusik arbeiten.
MOLOKODrei Jahre später hatten sie mit dem housig-schillernden "Sing It Back" die Hymne einer ganzen Generation von Club-Gängern geschaffen. Und der Boris Dlugosch Remix dieses Stücks katapultierte sie auf alle Tanzflächen, über denen sich eine Discokugel drehte. Plötzlich waren Moloko nicht nur cool, sondern bedeutend. Sie waren, verstärkt durch Keyboarder Eddie Stevens und Drummer Paul Slowly, eine Live-Band, der die elegante Fusion aus elektronischen Klängen und akustischen Instrumenten gelungen war.
Genau hier setzt das neue Album "Statues" an. Es ist Mark Brydons Meisterwerk als Produzent und Arrangeur. Derart vielschichtig hat man Moloko bisher noch nicht erlebt. Zusammen mit einem 35-köpfigen Orchester hat die Band einen schwindelerregenden Breitwand-Sound entwickelt, der die glitzernde Mixtur aus Disco, Elektro, Jazz, Funk und Northern Soul auf eine neue Ebene hebt. "Als wir die Platte zum Mastering gaben, da stand dort ein ca. 55-jähriger Techniker im weißen Kittel und war völlig aus dem Häuschen von den vielen Schichten unserer Produktion. Wir haben anderthalb Jahre an diesem Album gesessen. Vor allem Mark hat hier eine Arbeit geleistet, die alles übertrifft, was er je gemacht hat. ‚Statues’ ist unser absolutes Meisterwerk", erklärt Roisin Murphy voller Überzeugung. "Mein Vater sagte zu mir: ‚Kind, das ist fast zu gut für die Charts’. Und damit meinte er die ganze shitty music from shitland, die unsere Verkaufslisten beherrscht." Mit der Moloko nun wirklich nichts zu tun haben. Doch natürlich enthält "Statues" etliche Hits. Allen voran "Familiar Feelings", das wie eine Variation von "The Time Is Now" wirkt. "Ja, wir wollten mit diesem Stück offensichtlich sein. Aber auch mit dem Cover. Ihr Deutschen versteht doch bestimmt, dass ich zwei Gläser Bier in der Hand halte, oder?", schmunzelt Roisin. Mein erster Eindruck des Bildes war ein eher aggressiver, antworte ich. "Ja wirklich?", ist sie überrascht. "Das ist ein Slam-Dance-Foto von mir. Es zeigt mich, wie ich bin: Tanzwütig, offen, ehrlich." Das Gegenteil von Mark, mit dem sie privat nicht mehr liiert ist? "Klar ist er anders als ich. Aber er hat Eigenschaften, die ich alle schätze. Er ist ruhig, tiefgründig und ein Arbeitstier." Eines das scheinbar mühelos in der Lage ist, ein modernes Soul-Album einzuspielen, auf dem sich treibende Tanzflur-Brenner wie "Forever More" mit geschmeidigen Listening-Tracks abwechseln. Passend dazu klingt die wandlungsfähige Roisin Murphy mal so beseelt als würde sie das Testament des Funk verkünden, mal wie ein schnurrendes Kätzchen. Mit "Statues" hat die musikalische Entwicklung von Moloko einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Vier Alben haben sie benötigt, um diesen Meilenstein zu erschaffen, mit dem sie all ihre Vorstellungen bündeln und in Klänge umsetzen konnten. Die Beatles haben nach ihrem technischen Wunderalbum "Revolver" keine Auftritte mehr gespielt. Man darf auf die Live-Shows von Moloko mehr denn je gespannt sein.

Aktuelles Album: Statues (Echo/Roadrunner/Universal)

Weitere Infos: www.moloko.co.uk Foto: Philip Lethen

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