Dass die Churchills aus New York und nicht etwa London kommen, darf in Zeiten, wo Tony Blair als bester amerikanischer Premier des Königreiches agiert, nun wirklich niemanden so richtig schocken.
Obwohl: Mit dem Politischen hat es das gitarrenschwingende Power-Pop-Trio nicht so sehr – obwohl es einen Track namens "911” auf der zweiten Scheibe, "Big Ideas” gibt. "Wir haben zwar unsere Meinungen, aber die sind nicht Teil unserer Musik", hakt Gitarrist Ron Haney das Thema ab, "wir haben diesen Song am Tag des Ereignisses geschrieben. Ich bin am nächsten Tag zum Ground Zero gegangen und habe dort 12 Stunden lang mit den Feuerwehrleuten gearbeitet. Und ich habe da Sachen gesehen, die eigentlich nicht für menschliche Augen bestimmt waren. Sachen wie diese nehmen Dir die Unschuld und verändern die Art, in der Du die Welt siehst." Aber wie gesagt, den Churchills geht es nicht um Politik. "Wir machen eigentlich Musik wie das Leben: Bittersüß. Glücklich und Traurig zur selben Zeit", bringt es Ron auf den Punkt. Die Band hat sich in den USA einen Namen damit gemacht, ihre Songs in Fernsehserien unterzubringen. Das ist für die Jungs eine glückliche Fügung. "Wir waren in 3 Episoden von ´Spin City´ mit Michael J. Fox", erzählt Ron, "wir sind Freunde geworden und unsere Songs wurden dann auch in anderen Serien eingesetzt. Leider haben wir kein Major-Label, daß Geld in die Publicity pumpt. Und so ist das eine gute Möglichkeit für uns, uns Millionen von Leuten zu empfehlen. Das bringt uns dann das Geld, daß es uns wiederum ermöglicht, auf Tour zu gehen." Der Erfolg hat den Jungs bisher keine Flausen in den Kopf gesetzt – jedenfalls geht es bei den besungenen "Großen Ideen" nicht um irgendwelchen Größenwahn. "Nein, wir sind eine ´Working Class Band´ und wir hören niemals auf zu arbeiten", erklärt Ron den Umstand, daß die drei auf dem Cover in Anzügen in einem Büro sitzen, "wenn Du im Büro herumhängst, hast Du das Gefühl, einen langsamen Tod zu sterben. Deine Träume davon, wie das Leben sein könnte, wenn Du nicht im Büro bist, das sind die ´großen Ideen´. Jedermann braucht ein großes Ziel im Leben. Für uns ist´s jedenfalls die Musik! Es gibt Sachen, für die du Willens bist, ins Gras zu beißen, um dich wirklich lebendig zu fühlen." Nun ganz so schlimm ist es sicherlich nicht. Die 16 Songs von "Big Ideas" sind laut, abwechslungsreich, kurzweilig, vielseitig und es gibt eine ganz einfache Botschaft: "Unsere Songs erzählen Geschichten von verlorener Liebe und davon, zu versuchen, das Beste aus dem zu machen, was Dir im Leben gegeben ist", sagt Ron – überlegt dann kurz und fügt hinzu: "Wir mögen auch die Uniformität, die durch die Schlipse und Hemden entsteht. Das zeigt unsere Verbundenheit zum Gleichheitsgedanken in der Band." Was ja fast schon eine parlamentarische Aussage ist – womit wir dann wieder beim namengebenden Premierminister wären. Die Churchills als unpolitische, aber basisdemokratische Band zu bezeichnen, dürfte also nicht ganz falsch sein...Aktuelles Album: Big Ideas (Supermusic / Zomba)
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