Dass im Land von Tulpen, Gras und Käse auch noch hervorragende Popmusik ihren Ursprung findet, weiss man hierzulande leider immer noch viel zu selten. Doch eigentlich ist es dort gar nicht so viel anders als bei uns. Es gibt große, es gibt kleine, und irgendwie sind sie alle unglaublich sympathisch. Grund für eine Bestandsaufnahme mit Anouk Teeuwe, deren 97er Hit „Nobody‘s Wife“ sicher jedem ein Begriff ist, ist ihr neues Album „Graduated Fool“, dass in ihrer Heimat bereits ein Kassenschlager ist.
Dort zählt Anouk sicherlich zu den ganz Großen. Mit Preisen überhäuft reichen schon seit Jahren die kleinen Clubs nicht mehr aus, um ihre Anhängerschaft glücklich zu machen. Und das, obwohl sich eigentlich nicht viel seit ihrer Anfangszeit getan hat. „Natürlich hat sich in den letzten Jahren einiges getan, aber im Grunde schreibe ich immer noch Songs, wie ich es immer gemacht habe. Es gibt da kein bestimmtes Rezept.“ Vielleicht ist das einzige Rezept die langjährige Zusammenarbeit mit ihrem Songwriting-Partner Bart van Veen. „Es muss einfach Klick machen, und so war es mit Bart immer. Es funktioniert einfach gut.“ Warum dann laut Albumtitel die Einschätzung als Narr? „Ich habe diesen Titel gewählt, weil ich nie ein Diplom oder sonstiges erreicht habe. Wenn ich eins bekommen könnte, dann wohl am ehesten für das verrückte Leben, das ich führe. Irgendwie passt das in meine Chronologie. Es ist halt anders als bei anderen Leuten gelaufen.“ Klingt aus ihrem Munde fast schon unheimlich. Dabei gibt sich die 27jährige sehr wandlungsfähig, überrascht doch auf ihrem neuen Longplayer beispielsweise die Nummer „Who Cares“ durch ein NuMetal-artiges Gewand, das man nun garnicht von ihr erwarten würde. "“Dieser Song darf einfach nicht anders gespielt werden. Das passt genau so und nicht anders. Ich denke, dass ich mehr solcher Sachen ausprobieren muss und mich vom Gefühl leiten lassen sollte.“ Denn eigentlich geht es nur um: „Love. That‘s what makes the world go round. My world.“ Nach einer solchen Aussage wiegen die Momentaufnahmen, die Anouk in ihren Songs beschreibt, gleich viel schwerer. „Ich weiss, was ich fühle, und ich weiss ganz genau, wie ich es ausdrücken kann und in welchem Gewand es erkenntlich wird. Ob das nun Worte oder Klänge sind, ist eigentlich völlig egal. Darum sind meine neuen Songs auch so unterschiedlich. Jeder Tag ist ein anderer, ich kann nicht alles nach einem gleichen Muster angehen.“ Im Gegensatz zur Industrie, deren Mühlen Anouk schon mehr als genug kennengelernt hat. „Es ist doch immer das gleiche. Alles, was aus England oder den USA kommt, ist gut. Punkt. Dabei habe ich so viele europäische Künstler gesehen, die so viel besser als Hype-Produkte aus Übersee sind. Es ist krank. Der gemeine Europäer interessiert sich nicht für Qualität des eigenen Kontinents. Ich möchte nirgendwo ein Star sein, weil ich viel zu gerne ich selbst bin. Wenn du Erfolg haben willst, musst du ein Schauspieler sein und unheimlich viele Ärsche lecken. Und genau das würde ich für kein Geld der Welt tun, das ist es nicht wert. Ich kann wenigstens in 20 Jahren in den Spiegel sehen und mich über das freuen, was ich damals getan habe.“Aktuelles Album: Graduated Fool (Dino/EMI)
Weitere Infos: www.anouk.nl