Es gibt Dinge, die ändern sich anscheinend nie – und das ist gut so. Zum Beispiel die Tatsache, dass Bettie Serveert die beste Gitarrenband Hollands sind. Nachdem sie in den letzten Jahren ziemlich abgetaucht sind und ihre letzten – von einer ungewohnt zurückhaltenden Eleganz geprägten - Werke nur noch in ihrer Heimat erschienen sind, meldet sich die Band um Carol van Dyk und Peter Visser nun endlich auch bei uns zurück. Ein Jahrzehnt ist seit ihrem erfolgreichsten Album, dem Indiepop-Meilenstein "Palomine", und der grandiosen Single "The Kid’s Alright" vergangen, aber Bettie Serveert gelingt es mit "Log 22" problemlos, die Zeit anzuhalten - ohne dabei gleich wie von gestern zu klingen.
"Das liegt am Bettieness-Faktor", erklärt Peter beim WESTZEIT-Interview in Köln, "und das ist Carols und mein persönlicher Geschmack." Und Carol ergänzt: "Was uns gefällt, das ist in Ordnung, und was nicht, das kommt nicht auf die Scheibe. Ansonsten gibt es keine Regeln." Gilt das auch für die Reihenfolge der Songs? "Nein", meint Carol bestimmt, "das ist viel Arbeit. Die muss so sein, wie sie ist. Ich habe viele Versuche gemacht, und das ist die einzige Reihenfolge, die funktioniert. Jeder Song hat seine eigene Stimmung. Jeder Song beeinflusst den anderen. Sie sind alle miteinander verbunden. Wenn du nämlich eine falsche Reihenfolge hast, dann hörst du es auch." Peter und Carol sind nicht nur für die Interviews zuständig, sie geben auch sonst klar den Ton in der Band an. "Wir waren mal eine Demokratie – aber das machte es schwer, vier Geschmäcker unter einen Hut zu bringen. Es hat uns gebremst", stellt Carol fest. "Es ist zwar schön, wenn du vier Leute in einem Raum hast – weil da viele musikalische Ideen zusammenkommen. Ich habe aber entdeckt, dass ich es liebe, schnell zu arbeiten, und dieses Album ist das ‚schnellste’, das wir bisher gemacht haben. Die anderen haben auch kein Problem damit, weil sie auch noch andere Projekte haben – und sie sind keine Songwriter." Entstanden ist das neue Album teilweise bei Peter daheim. Die Band machte einfach aus der Not eine Tugend. "So konnten wir konzentriert am Stück arbeiten, ohne Zeitdruck und ohne auf die Kosten achten zu müssen", weiß Peter. "Im Studio muss ja immer alles gleich sitzen und schnell gehen – weil es so teuer ist. Wenn du dann erst die Drums richtig aufnimmst, bleibt für den Rest, der eigentlich das Wichtigste ist, nachher keine Zeit mehr ..."Während ihre Seelenverwandten Pavement, Lemonheads, Sebadoh oder Buffalo Tom allesamt die Gitarren an den Nagel gehängt haben, beweisen die Holländer mit "Log 22", dass auch im neuen Jahrtausend nichts über energiegeladene Songs und Killer-Popmelodien geht. Willkommen zurück.
Aktuelles Album: "Log 22" (Palomine Records/PIAS/Zomba)
Weitere Infos: www.bettieserveert.com Foto: PIAS