„Wir wollen daran mitwirken, den Geist des Rock'n'Roll wiederzubeleben,“ sagt Sänger Jason Boyd. Also wieder eine Band, die den totgeglaubten Rock retten möchte? Mitnichten, und inzwischen machen sie sich schon selbst über dieses Zitat lustig, das überall an die große Glocke gehängt wird. Dabei haben sie gar keinen Grund für Bescheidenheit. Mit einem kräftigen Energiestoß und der kalifornischen Sonne im Rücken lassen sie diverse Maulhelden aus ihrer Heimat weit hinter sich. Im Kölner Underground stellten sie sich neben tosenden Fans auch der WESTZEIT.
Erstaunlich, dass eine Band schon Monate vor ihrer ersten Veröffentlichung eine derartige Resonanz der Musikfans in Deutschland erfährt. Bahnt sich da etwa wirklich ein Knüller an, wenn sich gestandene Alternative-Hörer Demo-Tapes aus den USA zuschicken lassen? Von dort scheint gerade die nächste große Rockwelle auch in europäische Gehörgänge zu schwappen. „Das ist erst der Anfang. In den vergangenen Jahren sind solche Bands wie die Backstreet Boys oder N'Sync sehr populär geworden, aber nun kommen wieder mehr Rockbands nach. Dabei meine ich nicht die NuMetal- oder Hardcore-Bands, sondern Bands mit melodiösen Songs und dem typischen Rockfeeling.“ Einen kleinen Anfang haben Audiovent schon mit ihrer Demo-CD ‚Papa‘s Dojo‘ gemacht, die gerade im Hinblick auf das anstehende Major-Debüt keinesfalls an Bedeutung verliert. Denn auffällig viele Songs ihres in Eigenregie aufgenommenen Albums finden sich nun auch auf ‚Dirty Sexy Knights In Paris‘ wieder. „Wir wollten zeigen, dass es damals schon großartige Songs waren“, die nun in einen würdigen Rahmen gefasst wurden. Denn die vier Kalifornier sind längst nicht mehr die naiven, kleinen Jungs, die eine Band gründeten, um Mädchen zu beeindrucken. „Wenn man die Songs auf ‚Papa‘s Dojo‘ und ‚Dirty Sexy Knights...‘ vergleicht, merkt man, wieviel ausgereifter sie nun klingen,“ beteuert Bassist Paul Fried. Wie es im alltäglichen Leben ist, wachsen auch Bands an ihren Aufgaben. „Wir haben enorm dazugelernt, sowohl als Songschreiber als auch als Musiker.“ Etwa bei ‚When I Drown‘, das Gitarrist Benjamin Einziger und Drummer Jamin Wilcox geschrieben haben und auch singen, hört man, wie sehr sich Audiovents musikalische Ausdrucksmöglichkeiten erweitert haben. „Wir hatten die Chance, den Song völlig neu aufzunehmen, mit einem Haufen Streichern und Piano. Das war zwar nicht so geplant, aber es klingt absolut überwältigend, oder?“ Vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich da um vier blutjunge Musiker handelt, die sich vor kurzem noch jede Studiominute zusammensparen mussten. Diesmal ging es deutlich entspannter zu. „Es war unglaublich, dieses kleine Orchester unseren Song spielen zu hören. Unsere Eltern waren auch im Studio und sie mußten weinen, weil es so schön war.“ Derartige Gefühlsausbrüche sind durchaus gewollt, denn ständig den coolen Rocker heraushängen zu lassen, wird ihnen auf Dauer zu langweilig. „Wir wollen nicht ewig nur auf einen einzigen Musikstil festgelegt sein. Das ist doch eine Sache des Gefühls, ob man einen wütenden Song spielt oder einen traurigen.“ Doch für Traurigkeit und Wut wird wohl demnächst kaum Platz sein im Leben der vier Musiker. Wie singt Jason Boyd so schön im zweiten Track des Albums: „We'll stand on top of the world, looking down“. Solchen Überschwang mag man ihnen nicht übel nehmen, da sie sehr zuvorkommend und bodenständig geblieben sind, auch wenn der Durchbruch in greifbare Nähe gerückt ist.Aktuelles Album: Dirty Sexy Knights In Paris (eastwest)
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