Inspiriert von lange vergessenen 60s- und 70s-Bands wie Arcadium, New Dawn oder Morgan sind viele der neuen Nummern auf dem zweiten Album von Stephen und seiner Band The Jicks unerwartet psychedelisch ausgefallen. Gleich beim Opener des "Pig Lib" betitelten Albums, "Water And A Seat", kann man fast Prog-Rock-Anflüge ausmachen, und die neunminütige "Minioper" namens "1% Of One" wird ob der langen Jam-Parts einige Hörer von einer Verzückung in die nächste fallen lassen, so manchen aber auch ziemlich abschrecken. Mit dem 70er-Jahre-angehauchten Rock des Solo-Erstlings vor zwei Jahren hat der Sound des neuen Werks der vier aus Portland, Oregon, häufig nur sehr entfernt etwas zu tun.
Dass die Jicks - neben Stephen sind das John Moen am Schlagzeug, Joanna Bolme am Bass und Mike Clarke an Gitarre und Keyboards - absichtlich die ellenlangen Stücke des Albums zwischen kurzen, betont straighten Nummern "versteckt" haben, zeigt allerdings, dass sie ihr Publikum nicht ganz aus den Augen verloren haben. "Wir stehen nicht auf diese selbstherrlichen Endlosnummern, wir wollen nett zu unserem Publikum sein! Deshalb gibt's bei uns nicht nur Wodka, sondern zwischendurch auch immer wieder ein bisschen Orangensaft!", sagt Stephen im Gespräch mit der Westzeit folgerichtig. Und darüber, dass sich seine Anhänger vor allen Dingen in den Großstädten finden, hat sich Stephen auch schon Gedanken gemacht. "In den großen Städten der Welt finden sich offensichtlich mehr Leute, die immer noch am Fortschritt der Rockmusik interessiert sind", lacht Stephen. "Leute, für die Musik nicht nur etwas ist, das zu ihrem Lebensstil passt wie ihr Bier, und für die du so etwas bist wie eine Levi's. Ich weiß nicht, warum sich diese Menschen vor allem in den Großstädten wiederfinden, vielleicht hängt das mit den höher qualifizierten Jobs zusammen oder so, jedenfalls gibt es dort mehr Leute, die sich gerne von 'weird shit' wegpusten lassen. New York oder London sind definitiv gute Orte für uns. Anders ist es nur in Paris. Wenn du da nicht wie Joy Division oder The Cure klingst, kannst du dort niemanden aus der Reserve locken!"Zum Schluss wollten wir von Stephen ob der vielen Retro-Referenzen der Platte noch wissen, ob es einen bestimmten Moment für ihn gegeben hat, der in ihm den Wunsch weckte, selber auf der Bühne zu stehen. "Den größten Einfluss auf mich hatten Bands wie Sonic Youth oder die Butthole Surfers, die ich live gesehen habe, als ich aufs College ging. Ganz einfach deshalb, weil sie ihre Berühmtheit nicht so haben raushängen lassen. Sie waren ganz einfach ein Haufen schräger Vögel, und ich sagte mir: 'Hey, das kann ich auch!' Davor habe ich viel Mainstream-Kram gehört: Ten Years After, Creedence Clearwater Revival oder Kiss", erinnert sich Stephen und fügt abschließend laut lachend hinzu: "Das war, bevor ich herausgefunden habe, was cool ist!"
Aktuelles Album: "Pig Lib" (Domino/Zomba)
Weitere Infos: www.stephenmalkmus.com Foto: Domino Records