Zu den guten Nachrichten dieses Jahres zählt die Auferstehung der großartigen Family 5 aus Düsseldorf. Die haben sich Mitte der Achtziger Jahre mit ihrem unverwechselbar – nicht zuletzt durch die genialen Bläsermelodien - souligen Punkrock in die Herzen einer zwar nicht allzu zahlreichen, aber feinen Hörerschaft gespielt. Im Zuge der anstehenden Tour (in alter Besetzung) im Herbst und des neuen Releases, welches das sagenumwobene 1985er Album Resistance sowie frühe Singles enthält, ist ein Treffen mit einem der sympathischsten Männer in der deutschen Musik anberaumt.
Peter Hein ist der Mann der ersten Punk-Stunde und Sänger in solch wunderbaren Bands wie Mittagspause, Fehlfarben und eben Family 5. Und er zeichnet sich dadurch aus, dass er weiß, was er will und vor allem, was er nicht will: Spaß an der Musik geht vor Karriere, Eigenständigkeit vor Anpassung. Der Ort des Geschehens ist die kleine Düsseldorfer Altstadtkneipe Kreuzherreneck auf der Ratinger Straße. Hier ist es ruhig und das Bier kommt schnell.Wer steckte hinter dem Label Sneaky Pete, auf dem die meisten Family 5 Platten erschienen sind? "Sneaky Pete war ich mit meinem Bankkonto. Da hab ich die Fehlfarben-Kohle verballert. Sneaky Pete war eigentlich ein Kurzschluss der Geschichte: Carmen Knoebel (Chefin des Ratinger Hofs und Pure Freude Labels) hatte unsere erste Single herausgebracht und fand sie so super, dass sie eine zweite wollte. Wir waren zu der Zeit immer in einem Studio, in dem so viel gekifft wurde, dass man den Rauch mit Löffeln raustragen konnte. Ich hab das natürlich nicht gerafft und fand immer alles ganz toll, was wir da gemacht haben, aber es war in Wirklichkeit richtig schlecht. Carmen hat das sofort erkannt und wollte davon nichts rausbringen. Wir waren aber so überzeugt, dass das gut war, dass ich alles, was ich hatte, in die Platte gesteckt hab. Ich hab dann ein paar Singles und drei Alben auf Sneaky Pete gemacht, und außerdem noch die Hey Du von Stunde X und ein paar andere Sachen."
Man hat den Eindruck, dass die Resistance nicht aus einem Guss ist – habt Ihr sie in mehreren Etappen aufgenommen? "Ich glaube, es dauerte 5 Studio-Sessions und 1 1/2 Jahre, bis sie fertig war. Wir haben in einem großen Studio angefangen, konnten nicht bezahlen und sind in ein kleineres gegangen. Dort dasselbe Spiel und immer so weiter. Wir hatten nie Geld, sind wohl die einzige Band, die sich von groß nach klein bewegt hat...". Ihr habt großartige Konzerte gegeben, man spricht von legendären Auftritten. "Wo waren die Leute denn alle? Es waren ja nie viele da, hat ja niemand mitgekriegt. Wir hatten weder Budget noch Promotion. Wenn die Leute erzählen, wie toll Fehlfarben live waren, dann stimmt das nicht. Wir waren ne schlechte Liveband, aber es kam ja keiner auf die Konzerte. Family 5 allerdings waren ne geile Liveband, aber da kam auch keiner." Gibt es Erwartungsdruck nach all den Jahren? "Nein, wir machen das, was wir wollen. Wenn sich das jemand anhört und nicht gut findet, ist das nicht mein Problem. Muss mir im Büro schon zum Teil was sagen lassen, das muss auf der Bühne nicht auch so sein. Ich könnte nie in einer Band sein, die Gehalt bekommt und jeden Tag proben muss. Ich mache Musik, weil ich Musik machen will, und nicht weil ich davon leben will."
Aktuelles Album: Das Brot Der Frühen Tage (Paul!/Zomba)