Normalerweise schreibt und singt William Hut die Songs der norwegischen Band "Poor Rich Ones", die in diesem Jahr mit "Happy, Happy, Happy" ein höchst feines Album vorlegten. Nun kommt sein erstes Solo-Werk hierzulande heraus. Warum aber ist der Mann mit der zart intonierenden, teils süsslich klingenden Stimme und den melancholischen Texten auf dem Solo-Trip?
„Es gibt viele Gründe für dieses Album. Der erste ist, dass unser Bass-Gitarrist letztes Jahr im Mai Vater wurde und wir deshalb einen Monat pausierten. Zur selben Zeit aber fühlte ich mich sehr inspiriert und musste etwas tun. Ich habe so lange mit den Poor Rich Ones gearbeitet, dass ich dachte, ich müsste mal etwas Eigenes auf die Beine stellen, um als Musiker zu wachsen. Der Zeitpunkt kam mir perfekt gewählt vor; alles ging sehr schnell und vor allem spontan: Zu Beginn hatte ich auch noch nicht an ein Album gedacht, aber nach ein paar Tagen in unserem Studio bekam ich eine Anfrage unseres Labels, ob ich nicht Lust hätte, eines zusammen zu stellen, welches sie dann veröffentlichen könnten. Ich stimmte zu und benötigte nur drei Wochen vom Schreiben des ersten Songs bis zum Finish des gesamten Albums im Studio.“ Der Alleingang wurde von den Kollegen aus der Band sicher ein wenig kritisch beäugt... „Ja, am Anfang waren sie wohl auch ein wenig irritiert, aber nun ist es für sie in Ordnung. Wir sprachen eine Menge darüber, und sie wissen, dass diese Band weiterhin sehr wichtig für mich sind. Es klingt vielleicht komisch, aber die Arbeit mit anderen Leuten brachte mich den Poor Rich Ones noch näher. In einer solchen Band zu spielen, in der jeder jeden sehr gut kennt, ist eine einzigartige und perfekt harmonierende Sache.“ Aber der wohl wichtigste Grund für dieses Album besteht wohl in der emotionalen und rationalen Aufarbeitung der Zeit während der Tourneen. Hut geht dabei nicht nur musikalisch sondern auch textlich sehr behutsam vor, verwendet wenige Worte und deutet oft nur an, was ihn beschäftigt haben könnte. „Die meisten meiner Texte sind sehr persönlich gefärbt. Deswegen sind sie auch manchmal so kryptisch. Natürlich ist alles darin wahr, aber diese Wahrheit möchte ich nicht so einfach preisgeben. Ich finde auch, wenige Worte lassen mehr Raum zur Interpretation. Manchmal denke ich, dass ich den einen Teil des Jobs gemacht habe. Nun liegt es am Konsumenten, die Texte zu dechiffrieren und mehr über mich heraus zu finden.“ Auf dem mit wunderbar zarten Kleinoden gepickten Album covert Hut das schönste Stück von Lisa Germanos Album "Slide", "Wood Floor". Warum genau dieses? „Es ist das schönste Stück dieser Platte, und ich dachte, dass meine Stimme gut dazu passen würde. Sie ist meine Lieblings-Künstlerin, und ich habe all ihre Platten.“ Auf seiner Homepage verleiht Hut dem aktuellen Album der Flaming Lips den persönlichen Titel des "Albums des Jahres". Was greift er sich denn noch so vorzugsweise aus seinem Plattenschrank? „Die Flaming Lips sind eine meiner Lieblings-Bands und es ist definitiv ein grossartiges Album. Ausserdem erscheint im August ein Album einer Band namens "Bright Eyes", welches fantastisch ist. Mercury Rev sind ebenfalls klasse. Aufgewachsen bin ich mit Bands wie The Cure, The Clash, The Alarm, Nick Cave, Tom Waits, U2 und vielen anderen. Aber die Größten sind für mich R.E.M.“ Denkst Du, dass, bezüglich der melancholischen Stimmung in deinen Songs, Skandinavier die besten Voraussetzungen für diese besitzen? Wo habt Ihr sonst noch Fans? „Ich denke nicht, dass es etwas ausmacht, woher man kommt. Oder ist es vielleicht das Wetter bei uns? Wer weiß? Wenn ich darüber Bescheid wüsste, wäre ich froh. Ich hoffe, unsere Fans sind überall. Sag´ mir Bescheid, wenn Du welche findest. Wir kommen so schnell wie möglich hin uns spielen für sie.“Aktuelles Album: Road Star Doolittle (Rec90 / Cargo)