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Narren. Künstler. Heilige – Lob der Torheit

Bundeskunsthalle Bonn



Ein Außenseiter ist noch lange kein Narr, ein Narr nicht automatisch ein Außenseiter. Obwohl wahrscheinlich fast jeder Mensch Beispiele für entgegen gesetzte Aussagen parat hat. „Narren. Künstler. Heilige“ - diesem Thema widmet sich die Bundeskunsthalle Bonn in einer großen Ausstellung mit etwa zweihundert Exponaten, die einen Einblick in das Narren- und Außenseitertum in allen Weltkulturen und Epochen bietet. Dabei reicht der Bogen von Zeugnissen aus dem alten Ägypten bis zu neuzeitlichen Werken.

Die Ausstellung weist nach, daß die archetypischen Figuren trotz ihrer oberflächlichen Verschiedenheit in ihrer Funktion in der dreitausendjährigen Menschheitsgeschichte nahezu unverändert sind. Ob Hofnarr oder Schamane, ob heiliger Clown oder Hexenkönigin – in der Unordnung des Normalen, im Chaos und im Exzess, im Mystischen wie im Unverständlichen rechtfertigt das Anderssein seine Existenz. Skulpturen, Werkzeuge, Gemälde, Holzmasken, Fetische, Musikinstrumente und Zauberstäbe zeugen von der Vielfältigkeit des Themas. Wenn die Narren los sind – wovon das Rheinland in der Karnevalszeit ein Lied singen kann – oder Künstler ihr Anderssein durch unverständliche Werke demonstrieren, die Randfiguren der Gesellschaft bestimmen das Leben mit.
Das Gewand eines „gurtum“ (hochverehrter Schamane) aus der Mongolei, Schamanengewänder aus Korea und Sibirien, goldene Zeremonialplatten aus Peru und eine Fastnachstlarve aus der Innenschweiz bezeugen die Vielfalt außergewöhnlicher, rituellen Zwecken dienender Begleiterscheinungen unterschiedlichster Zivilisationen. Heilige Clowns – in Bonn durch attraktive Masken symbolisiert – zählten bei den Hopi-Indianern in Arizona oder in Tibet zu den angesehensten Stammesgenossen.
Die Exponate stammen aus weltweiter Narren- und Heiligenproduktion, aus Afrika, Sibirien, dem Fernen Osten, Südamerika und Ozeanien, Landschaften also, deren Nähe zum exzentrischen Mystizismus bekannt ist. Der Ausstellungsort wird durch einen aktivierten Voodoo-Altar selbst zum Gegenstand des Andersseins.
Narren. Künstler. Heilige – Lob der Torheit (-02.12.2012) Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Museumsmeile Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn Tel.: 0228-91710 Eintritt: 9/6 Euro Di-Mi 10-21 Uhr, Do-So 10-19 Uhr
Weitere Infos: www.bundeskunsthalle.de


Oktober 2012
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