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HEINZ MACK

Licht - Raum - Farbe



Bundeskunsthalle Bonn

Wem als Museums- und Ausstellungsbesucher schon einmal ein Licht aufging, das nichts mit der Raumbeleuchtung zu tun hatte, der wird wahrscheinlich an einem kinetischen Objekt mit Lichtexperiment von Heinz Mack vorbei gekommen sein. Im Werk des 1931 in Lollar (Hessen) geborenen Künstlers spielen Licht, Raum und Farbe eine zentrale Rolle und verbinden Disziplinen wie Philosophie und Physik, Kunst und Umwelt, poetische und profane Formen miteinander. Aus Macks Arbeiten ist das Licht - in welcher Konstellation auch immer – nicht zu eliminieren, das Helle und Strahlende taucht die Objekte und Skulpturen entweder in Lichtbäder ein oder das Licht umspannt die Kunstwerke wie illustrierende Rahmen. Stets jedoch hüllt das Licht als Konzentrat einer erleuchteten Wahrnehmungsmöglichkeit die Werke in einen Strahlenkranz – erhellend, heraushebend, erhöhend.
Die Stunde Null – der Neubeginn unmittelbar nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945. Die Stunde Null, Ausgabe zwei – der offizielle Neubeginn am 24. April 1958 nach der Abgrenzung deutscher Künstler von den nachkriegszeitlichen Kunsttendenzen des Informel und des Tachismus durch die Installation der von Heinz Mack und Otto Piene in Düsseldorf gegründeten Künstlergruppe ZERO, der sich später auch Günther Uecker anschloss: „Zero ist die Stille. Zero ist der Anfang. Zero ist rund. Zero dreht sich. ... Zero ist weiss. Die Wüste Zero. ... Zero ist Zero.“ Heinz Mack begann mit Acryl- und Kunstharzarbeiten auf Pappe, Leinwand und Nessel mit Acrylfarben, die sich durch die nicht-geometrischen Werke des Informel und den Farbklecksirritationen des Tachismus durch ihre „Dynamische Struktur“, durch „Vibration“ oder durch „Grau-Chromatik“ (so einige Werktitel) absonderten. Vom Beginn der 1960er Jahre – nach dem Heinz Mack erstmals 1959 an der Kasseler documenta teilgenommen hatte – setzte er Aluminium als Werkstoff für Reliefs, Flügel und Rotoren ein, der wegen seiner Reflexionsfähigkeit das natürlich vorhandene Licht als Variationsvehikel und Spiegelungsfläche wie ein Verwandlungskunstwerk benutzte. „Daraus, dass alle Dinge, die Mack erfindet, dazu dienen, das Licht zu provozieren, geht hervor, dass er Instrumente schafft. … Material und Form dieser Gegenstände haben lediglich Resonanzcharakter, das Kunstwerk entsteht aus der Korrespondenz zwischen dem Licht und dem resonierenden Gegenstand.“ (Eberhard Roters 1972, zitiert nach dem Katalog) Insbesondere die Rotoren stellen eine sich ständig verändernde Visualisierung der sich ebenfalls verändernden Lichtverhältnisse im Kontext zum künstlich geschaffenen Gegenstand dar. In der Manifestation zum Licht fand Heinz Mack eine künstlerische Steigerung, die ab 1962 durch eine Ortsveränderung breite Beachtung in der Öffentlichkeit erfuhr. Das „Sahara-Projekt“, 1958 konzipiert und Ende der 1960er Jahre erstmals in Teilen realisiert, begründet ebenso wie seine Arbeiten in der Arktis das Anfangsstadium der Land Art. Extreme Licht- und Temperaturverhältnisse nahe der tunesischen Oase Kebili beleuchteten die Lichtstelen, Leuchtkästen und Spiegel und Scheiben wie magische Zeichen oder wie unerklärliche Naturphänomene. Der aus den Aktionen im gleißenden Sonnenlicht und in der unendlichen Weite der Wüste entstandene halbdokumentarische Film „Tele-Mack“ erhielt 1970 den Adolf-Grimme-Preis und 1971 einen Anerkennungspreis der Film-Biennale in Venedig. Macks Wüstenarbeiten ist ein eigener Ausstellungsraum gewidmet. Eine aus einundzwanzig Tonnen wiederverwertbarem Aluminiumfolienschrott errichtete „Silberlicht-Mauer“ (2011) im Lichthof des Ausstellungsraumes formuliert eine zentrale Lichtquelle, um der sich die thematischen Räume der Ausstellung gruppieren. Beginnend mit den facettenreichen Lichtexperimenten von Heinz Mack aus den 1960er Jahren bis heute zu den berühmten Silberreliefs führt der Rundgang zu Prismen,Kuben, bewegten Rotoren und einigen exemplarischen Skulpturen wie etwa den eindrucksvollen Holz- und Lichtstelen. Sie sind der Wegweiser zur Malerei des Künstlers, in der er sich intensiv mit der Farbe auseinander setzt. In und um der Landeshauptstadt Düsseldorf herum beschäftigen sich weitere Ausstellungen mit dem Künstler Heinz Mack. Bis zum 10. Juli 2011 zeigt das museum kunst palast in Düsseldorf „Heinz Mack – Sprache meiner Hand“, das Städtische Museum Abteiberg in Mönchengladbach widmet sich bis zum 25. September dem Teilaspekt „Kinetik“ im Werk des Künstlers, die Galerie Samuelis Baumgarte in Bielefeld stellt bis 20. Mai zwölf Werke aus sechs Jahrzehnten „Hommage zum 80. Geburtstag“ aus, und die Galerie Beck und Eggeling in Düsseldorf präsentiert bis zum 21. Mai „Struktur und Skulptur“ von Heinz Mack.
Bis 10. Juli 2011 Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn Tel: 0228-9171-0 Geöffnet: di + mi 19 – 21 Uhr, do – so 10 – 19 Uhr Eintritt: 8/5 Euro Katalog: 29,80 EuroWeitere Infos: www.bundeskunsthalle.de


Mai 2011
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