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MAX PROSA

Konfrontieren und Angehen!

MAX PROSA

´Keiner kämpft für mehr´ konsterniert Max Prosa auf seinem ebenso betitelten neuen dritten Album. Die Menschen sind in ihrer Komfortzone, mit sich zufrieden. Das reicht dem Berliner Sänger nicht. Er will mehr! War Prosa mit seinem Debutalbum ´Die Phantasie wird siegen´ 2011/12 im Vorfeld bereits aus seiner eigenen Komfortzone gekommen, um besagtes Werk kurz vor der Veröffentlichung in der Songauswahl sowie im VÖ-Datum noch einmal zu verändern (der überzeugende Chart-Erfolg mit Platz 20 im Februar 2012 bestätigte seine Korrekturen im Nachhinein), so gibt es diesmal durchgehend eine klare Linie.

Seine Phantasie hat gesiegt. Das bestätigt Prosa auch mit dem Songtitel ´Die Phantasie wird siegen´ (der auf der Debut-CD nicht vertreten war). Nun möchte er alle Bürger(innen) aus ihrer Komfortzone herauslocken /-fordern.

„Keiner kämpft mehr für mehr. Das macht sich in allen Belangen bemerkbar. Niemand möchte ein Stück weiter gehen, mit dem, was er sagt und tut, wenn er dafür aus der eigenen Komfortzone heraus muss. Im persönlichen, kleinen Rahmen, sowie in der großen Welt, wo permanent Kriege stattfinden, die niemand will, von denen wir aber doch alle profitieren, weil stetig Waffen von hier in Krisenherde exportiert werden. Wir dürfen nicht einfach heuchlerisch weitermachen. Ich möchte diesen einen Schritt mehr!“, sagt der Berliner Musiker Max Prosa. Man möchte ihm sofort zustimmen. Denn wir alle haben Probleme (nicht nur) mit den Trumps und Erdogans dieser Welt. Auch wenn ein Großteil der Menschheit sich dem Pazifismus verbunden fühlt.

Prosa: „Pazifismus allein kann nicht die Lösung sein. So wie dieses Wort hier in den meisten Fällen gebraucht wird, ist es eher das Gegenteil einer Lösung. Wir sollten auf die Probleme dieser Welt zugehen, nicht ihre Existenz verneinen. Das schlimmste ist die Heuchelei dabei. Alle sind gegen Krieg, dennoch verkaufen wir Panzer in die kriegerischen Länder. Es ist jene Heuchelei, über die man sich in hundert Jahren noch fragen wird, was waren das für Menschen damals? Eben so, wie wir heute über die Sklaverei von vor über 100 Jahren denken. Darüber möchte ich singen, sprechen. Laut sein!“

Im Titelsong seines nunmehr dritten Albums singt Prosa Sätze wie „Die Weltorgel dröhnt und klingt aggressiv / Friedensgespräche gingen wieder mal schief / Weit weg fallen Bomben, man bedauert das sehr / Und doch klingeln die Kassen und keiner kämpft für mehr“.

Es ist nicht einfach, nach einer derartigen Antwort ein Interview zu führen, in dem es eigentlich darum geht, banale Dinge wie neue Musik zu diskutieren. Gerade auch dadurch wird einem wieder bewusst, wie wir leben. Doch es gibt sie noch, die Menschen, die quasi glück-lich sind mit nichts. Wie z.B. der Dalai Lama, der materiellen Gewinn stets wohltätig weitergibt.

Prosa: „Wir sind alle ambivalente Wesen. Wir benehmen uns eigenartig. Denn obwohl uns allen klar ist, dass materieller Reichtum viel weniger zum persönlichen Glück beiträgt als geistiger Reichtum, verbringen die meisten Menschen dennoch den allergrößten Teil ihres Lebens damit, den materiellen zu mehren. Glücklich mit nichts zu sein ist eigentlich der größte Luxus. Das ist u.a. die Botschaft des gleichnamigen Liedes.“

´Glücklich mit nichts´ ist zugleich die erste Singleauskopplung aus besagtem Album. Somit werden wir auch im Radio Zeilen hören wie „Ich wollte immer nur singen / Ohne Hass, ohne Stress / Ich wollte immer nur singen / Ohne Angst, ohne Wut / Wie `ne Klinge im Wind, wie ein Vogel im Flug“.

Manch einer fühlt sich durch derartige Wortwahl an Reinhard Mey erinnert. An den großen Barden, der zu Beginn der 1970er Jahre die Republik mit seinen Worten aufrüttelte, der heute noch aktiv ist.

Prosa: „Meine Mutter war Mey-Fan. Ich kann mich mit seiner Musik anfreunden. Ich verstehe, was manch einen daran erinnert – der Geschichtenerzähler in mir. Oder die Art, wie ich die Gitarre anschlage.“

Musikalisch spielt Prosa in einer anderen Liga, in einer anderen Zeit. Die Verhältnisse haben sich geändert. Prosa steht keinesfalls für angestaubte Sounds. Ganz im Gegenteil. Seine Musik in der Tradition der englischen Songwriter-Popmusik ist eine wohltuende Abwechslung in einer Szene, in der unzählige Sänger in depressiv stimmenden Liedern beteuern, wie Schlimm ihnen das Leben mitgespielt hat!

Aktuelles Album: Keiner kämpft für mehr (Columbia) Vö: 31.03.


Weitere Infos: https://www.maxprosa.de Foto: Marc Alexander Littler

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