COCO SCHUMANN

(Trikont)

Bald wird er fünfundachtzig Jahre alt, dann kann man ihn – endlich – wieder feiern. Wer nicht so lange warten möchte, der sollte zugreifen und die CD/DVD "Rex Casino" erwerben. So anachronistisch der Mann mit der hohen Stirn und der großen E-Gitarre das Cover ausfüllt, so charmant und leichtfüßig serviert der König des Ghetto-Swings Standards wie "A Foggy Day" oder "Ich küsse ihre Hand, Madame". Schumann spielte im KZ Theresienstadt als Gitarrist bei den Ghetto-Swingers, wurde nach Auschwitz deportiert und kehrt später über Australien nach Berlin zurück. Vor allem die DVD begeistert den Musikfan – Schumanns eigene Aufnahmen von seinen Engagements bei Kreuzfahrten, nächtliche Szenen aus Berlin oder Duette mit Helmut Zacharias sowie Ausschnitte aus dem Film "La Paloma" und die japanische Dokumentation zu Cocos und des St. Louis Blues' Geschichte schaffen so etwas wie nostalgischen Seltenheitswert. Die dritte Schumann-Edition bei Trikont beschreibt einen der letzten Zeitzeugen des Holocaust, der in seiner Musik das Überlebenselixier gefunden hatte.
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