Karlrecords
Die freundlich-zurückhaltende ElektronikCellistin Martina Bertoni gehört für mich schon so lange zur "Karl"-Familie, dass es eigentlich erstaunlich ist, dass dies "erst" ihr zweites Album auf dem Berliner Spezialistenlabel für experimentell-elektronische Ausdrucksformen und avanciertere JazzIdeen ist. "Hypnagogia" huldigt dem Gedanken "Ambient" in dekonstruierender Weise, unter drone-Dröhnen verstecken sich liebliche BassFiguren und zarte MelodieFragmente, penibel aus einem KlangBlock herausgearbeitet (ja, die Analogie zu einer Bildhauerin und ihrem aus einem unförmigen Marmorbrocken herausgelösten Kunstwerk sehe ich hier durchaus). Dass viele der verwendeten Töne ursprünglich tatsächlich mal in einem Cello wohnten, hört man nur noch an wenigen Stellen (schließlich wurden hier zur NachBearbeitung diverse ElektroApparate und RechnerRoutinen höchst wirkungsvoll eingesetzt), das Cello-"Gefühl" (also das einer wohligen Wehmut, irgendwo zwischen Liebeskummer und WinterMediation) ist aber stets präsent. Inspiration für das gelungene Werk fand Bertoni u.a. in der Lektüre von Stanisław Lems "Solaris" – die dort intensiv ausgeleuchteten Fragen zu (Unter)Bewusstsein, Wahrnehmung, Realität, Halluzination, Verantwortung und Gewissen finden auch in Bertonis Musik einen gewissen Widerhall. In ihren eigenen Worten klingt das so: "Hypnagogia portraits an imaginary cosmic journey of the Self that crash ends into a blinding sun." 4Weitere Infos: www.martinabertoni.com
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