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JAZZJANZKURZ

V.A.

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Draußen herrscht entweder klirrender Frost oder es ist untypisch warm – zum Glück sorgen momentan zumindest deutsche JazzProdukte für Normalität: STEPHANIE LOTTERMOSER zum Beispiel. Die vor gut zwei Jahren von München nach Hamburg gezogene Saxophonistin ist in ihrer neuen Heimat so gut angekommen, dass sie ihr neues Album "Hamburg" (Leopard) betitelte. Nach einem gefährlich "fetzigen" Funk-opener (sowas ist in Dland gern etwas hüftsteif) wird es schnell besser, vor allem, wenn die Chefin selbst singt. Das Daft Punk(doch!)-Cover "Within" z.B. siedelt mit seinem schönem laid-back-Sound sehr dicht am Pop. Und der Rausschmeißer "Dreaming My Dreams With You" ist eine wundervolle, zu Herzen gehende Schnulze - dazwischen jede Menge ganz okay-er SaxPop im FunkJazz-style. 3
Auch CHRISTOPH NEUHAUS’ "Ramblin Bird" (StereoSüd) bewegt sich in gefährlicher Nähe zur "ehrlichen handgemachten" Musik. Hier wechseln sich zwei (Frau Lottermoser durchaus geistes- und klangverwandte) Sängerinnen ab, wenn Gitarrist Neuhaus seinen Pop-getränkten BluesRock als SoulJazz spielt. Nicht unbedingt meine Baustelle, aber handwerklich OK und in einer ruralen BierKneipe sicher nicht erfolglos. 3
Mit "Sly" (Cam Jazz) vom Luxemburger Klaviertrio REIS-DEMUTH-WILTGEN machen wir einen Schritt hin zum "typischen" Jazz. Auch wenn die niedlichen PianoMelodien zu einem griffigen RockGroove erklingen - die romantischen ZischBecken und der federnde Bass weisen die Richtung. 4
Der junge E-Gitarrist PHILIPP WISSER hat in seinem Quintett neben E-Bass und drums auch ein Tenorsax sowie mit Ruven Weithörner einen talentierten NachwuchsBläser (tp, flh) an seiner Seite. Das Debut dieser Truppe heißt "Just A Glimpse" (JazzSick) und feiert die Tradition des ambitionierten JazzClubJazz. Oldschool, aber mit drive. 4
Die Stichworte "Flügelhorn" und "jung" passen auch zum Quartett des belgischen Pianisten IGOR GEHENOT, der auf "Cursiv" ohne Überflüssigkeiten freundlichen (Post)Be-Bop und gerade-groovige Nummern mit melancholischen Träumereien paart. Letztere erinnern an die großen skandinavischen SchönTöner...4
Ein wenig(!) freier, vielleicht auch etwas anstrengender, aber sehr gelungen ist "Nova" (beide Igloo) vom ebenfalls belgischen GitarrenZauberer FELIX ZURSTRASSEN. Wenn er nicht gerade dem Alt-Sax von Ben van Gelder den Vortritt lässt, geleitet der Mann mit so sicheren wie flinken Fingern die Rhythmusgruppe durch fein strukturierte Stücke, die sicher auch dem Cord-behosten Gymnasiallehrer Freude bereiten. 4
Bei "Jazz" und "Gitarre" muss man beinahe zwangsläufig den Namen PAT METHENY assoziieren. Der Meister ist auf der "Road To The Sun" (Modern/BMG) und die führt mit zuweilen beinahe neutönender Musik für Akustikgitarren direkt in Richtung Konzept. Die Instrumente bedienen dabei ausgewiesene Könner: zuerst Jason Vieaux, der für die 4-teilige Suite "Four Paths Of Light" Methenys harmonische Untersuchungen virtuos ausdeutet. Danach folgen die grandiosen 6 Teile des titelgebenden Werks, gespielt vom Los Angeles Guitar Quartet. Hier werden die Möglichkeiten akustischer Gitarrenschichten durchdekliniert, was einem bisweilen angenehm "spanisch" vorkommen mag. Metheny selbst spielt nur beim Bonustrack "Für Alina". Das von Arvo Pärt geschriebene besinnliche Kleinod adaptiert PM für seine legendäre 42-saitige "Pikasso"-Gitarre: wahrhaft bezaubernd. 5
Und schon nähern wir uns experimentellen Klängen, ach was! Mit "Contre-Courbes" (Akousis) sind wir mitten drin! Weder BERTRAND GAUGUET noch JOHN TILBURY bedürfen weiterer Vorstellung, was die beiden hier mit jeweils etwa 3/4stündigen Livemitschnitten von Auftritten in der Metzer Kirche "St. Maximin" bzw. vom Festival "Paysages d’Écoute" in Le Mans anbieten, überzeugt in seiner ruhigen Macht sofort. Zarte KlavierCluster, schwebend zerrende SaxRöcheleien in vollendetem Gleichgewicht aus Langsamkeit, Spannung, Stille und (gezügeltem) Ausbruch. Packend! 5
Auch CHRISTIAN KOBI braucht 2CDs (oder 3LPs) und gut 1 1/2 Stunden, um zum "hidden place of return" zu gelangen. Das Werk besteht aus 6 Stücken, für die sich der Schweizer AvantSaxophonist Leute mit Spinett, Perkussion, electronics, Tuba, TenorSax (Antoine Chessex!) oder einer zur Perkussion singenden Säge als DuettPartner einlud. Das Ergebnis pendelt zwischen zu Vogelgezwitscher arrangierten KlangFetzen, schnaufender TubaKunst und brumm-knisternden StromSchönheiten. Das ist hochspannend, aber gewiss nichts für die vorhin angesprochenen Freunde erdigen JazzRocks. 5
Zum Glück erläutert RICHARD HAYNES im booklet seiner CD "ghosts of motion" (beide Cubus) die Herkunft seiner modernen "Klarinette d’amore" (der Nachbau eines leider vergessenen Mitglieds der Klarinettenfamilie, das Mitte des 18. Jahrhunderts mal ziemlich populär war), sonst würde ich noch heute grübeln, woraus der Mann die Töne der sieben hier zu hörenden Kompositionen zauberte. Und auch zu den Arbeiten selbst erfährt man im Begleitheft das Nötige. Selten gehörte, hochinteressante Klänge in zumeist ruhigen, aber durchweg komplexen Anordnungen. 4
Das rührige litauische Music Information Center präsentiert mit "Between Music And Ritual" (MICL) einen Über- oder besser Einblick zur "ritual quality of music" zeitgenössischer Komponisten aus dem Baltikum. Das reicht von avant-esoterischem Glöckchenbimmeln, Elektroschnarzen und Chorraunen/-rufen über Musik gewordene ErweckungsErlebnisse ("as it came into my little attic") und mehrfach verdrehte StimmAkrobatik ("KNUS (Music for Headphones)") bis zum geflüsterten Exorzismus ("Whispered January"). Mal akademisch-verschwurbelt, mal fast angsteinflößend, aber fast immer auch von einer unbestreitbaren dunklen WirkungsMacht durchzogen. 4

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