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POP(PE)´S TÖNENDE WUNDERWELT

Diverse

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Feste soll man feiern, wenn sie fallen. Also: Von nun an ist es zehn Jahre her, das Andrew Stockdale & Co. aus Australien als WOLFMOTHER ihr ebenfalls „Wolfmother“ (Interscope /Universal) betiteltes Debut-Album veröffentlichten. Zur Feier gibt es das geniale Prachtwerk, das Led Zeppelin, Black Sabbath + Konsorten um eine neuzeitliche Variante bereichert, nun als Doppel-CD im „10th Anniversary“-Package. 5 Remixe bereichern das Gesamtwerk der 13 Original-Tracks auf CD1. CD2 enthält 15 (!!!) Demo- / Live-Aufnahmen, welche die bekannten Songs in einem total anderen Gewand, teilweise noch mit anderen Text-Variationen, präsentieren. Verpackt ist das Kunstwerk in einem tollen Triptychon-Cover. Besser geht nicht! Hardrock-Fans können feiern! ******
Ebenfalls aus Australien kommt das „Limit Of Love“ (Nettwerk / Soulfood). Eingespielt in Peter Gabriels Real World Studios in Bath, schaffen BOY & BEAR es nahezu ohne Kategorisierung, sich durch 11 vielschichtig einfache, entspannende, oft doch schmissige, in vielen Momenten beruhigende Musik zu spielen, ohne ihre Folk-Wurzeln zu leugnen. ***
FAT FREDDY´S DROP meldet sich aus Neuseeland mit „Bays“ (The Drop / Alive). Abwechslung pur ist hier die Maxime: Soul-, Dub-Reggae-, Ska- und Trompeten-/Casio-Klänge verbreiten eine Art Partystimmung, die auf „Makkan“ zum loungigen Chill-Out-Sound entspannen. ***
HALF MOON RUN aus Kanada liefern auf „Sun Leads Me On“ (Glassnote / Caroline) ein „weirden“ Mix aus Songwriter-/ Hippie-tum mit Motorik-Beat-Elementen. Dennoch schafft es die Band irgendwie, zeitweise entspannend wie Leonard Cohnen zu klingen. **
SELENA GOMEZ, Ex-Disney-Star aus Texas, posierte auf Pressefotos zum neuen Album „Revival“ (Interscope) (nackt) in einer Pose, durch die z.B. Boss Hog-Sängerin Cristina Martinez 1990 mit dem Cover zur LP „Cold Hands“ zu außermusikalischem Ruhm gelangte. Leider bieten weder Musik noch Cover vom „Revival“ außergewöhnliche Unterhaltung. Gut produzierter US-Girl-Pop, manchmal tanzbar wie Shakiras Musik. ***
YPPAH hat sich in den letzten Jahren nicht nur von Texas bis Kalifornien eine Fanbase erspielt. Weltweit lässt deren „Tiny Pause“ (Counter Records / Ninja Tune / Rough Trade) futuristisch anmutende Melodien free style-mässig zu Drum&Bass mutieren, bevor alternative Kraut-Anklänge alles konterkarieren. Zeitweise Traumhaft. ****
Aus Seattle kommt traditionell eher Rock denn treibender Power-Pop mit sanften, elektronischen Beigaben, die an virtuelle Weltraumklänge erinnern. TELEKINESIS hat aber genau das auf „Ad Infinitum“ (Merge Records / Cargo) geschafft. Die beiden Opener „Falling“ und „Sylvia“ hätten die Höchstwertung verdient. Insgesamt jedoch eher... ***
„Pray For Rain“ (Memphis Industries / Indigo) lautet das Motto in Portland, wo die PURE BATHING CULTURE Raum genommen hat. Gesanglich leicht an „Blondie“ Deborah Harry erinnernd, lässt sich dafür eine Schublade namens „easy pop-e-ning Plucker-Sound“ entwerfen. **
London wird hier vertreten durch ALMA. Deren „Alma“ (Fierce Panda / Cargo) generiert viele instrumental-herbstliche Passagen, die subjektiv irgendwie den Begriff „Nebel“ im Hirn zementieren. Langsame Tonfolgen und Geigen lassen jedoch ambient Freude aufkommen. ***
Richtig krachen lässt es auf der Insel derzeit wohl nur Nick Saloman mit seiner BEVIS FROND. „Example 22“ (Woronzow) ist das 22te Album der Band. Im gedachten Dunstkreis zwischen Urge Overkill, den Pixies oder Hüsker Dü klingen die psychedelischen Blues-Hardrocker, die ungleich melodischer daherkommen als auf den Bevis Frond-Frühwerken, eher „amerikanisch“ denn „englisch“. Macht aber nix. Klasse! *****
Einen „Horse Dance“ (Rocket Recordings / Cago) liefern sich JOSEFIN ÖHRN + THE LIBERATION aus Stockholm. Stark bedrohlich, gleichermaßen jedoch zerbrechlich, flirren der Namensgeberin Orgel und Drums um die Ohren , um an düstere Spaceman 3 oder krautrockenden Beat zu erinnern. Ein toller Mix! Prädikat: Empfehlenswert! ****
Aus dem Tessin (Schweiz) meldet sich das Septett FINAL STEP mit „Three Sails –Live @Il Magazino“ (Unit Records / Harmoni Mundi) zu Wort. Bzw eben nicht – Die Formation versteht Funk nicht als Pop, sondern als instrumental aufregende Musik. So bietet die CD (neben der beigelegten DVD) 49 Minuten vielschichtigen Jazz, der überhaupt nicht das Ressort des Rezensenten darstellt, der aber wichtig für ein buntes Gesamtbild neuer Musik auf unserem Erdball ist. Daher ohne subjektive Wertung.
Silvi Wersing stammt aus Deutschland. Sie ist das CHORUSGIRL, weil sie keine Revuetänzerin für andere mehr sein wollte. Nun steht sie einer Londoner Band vor, in der Udo Westhoff (Bass), Michael Boyle (Dr) und Diogo Oliveira (Git) die große Tradition von 4AD-Bands wie Lush aufleben lassen. Die CD „Chorusgirl“ (Fortuna Pop! / Cargo) bietet 1990er Girlpop, dröhnende Gitarren, manchmal mit Slide. Surf-Punk-Anleihen bringen schwebend längst vergessene Zeiten in neuem Look zurück. ****
Wenden wir uns also abschließend ganz unserem Heimatland zu, wo der €, sorry, die Formation OIRO die „Meteoriten der grossen Idee“ (Jetzt wird gekackt Produkt / Flight 13) in eine Zeit zurück entführt, als die Fehlfarben dem Trompetenklang eine neue Dimension verliehen, die Ruts in England noch existierten. Alt-Punks und gedanklich in jener Zeit musikalisch verhafteten Personen werden die treibenden Bass-/Gitarren-Läufe des Oiro zu lieben wissen. Viele Lieder beginnen übrigens so, dass sie an Takte vom „Pet Sematary“ der Ramones erinnern ... ***

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