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QUICKSILVER

V.A.

Warum nur? Warum muss jemand wie MIDGE URE, der mit Visage doch einiges Gutes, mit Ultravox dann Vernachlässigbares und später eher Schlimmes angerichtet hat, warum muss der also auch heute noch wertvolle Ressourcen für die materielle Verbreitung seiner Musik verbrauchen? "Breathe Again: Live and Extended"(SPV) ist auf 2 CDs verteilter harmoniesüchtiger AltherrenFolkRock der schlimmsten Sorte (u.a. vergewaltigt er, auf jugendliche Taten zurückblickend, "Vienna" und "Fade To Grey"). 1 Eine Weile lang war "Planetariumsmusik" mein Lieblingsschimpfwort für belanglose Ambientversuche. Für "III", das - Überraschung! - 3. Album des BERSARIN QUARTETTs muss ich auf diese Vokabel zurückgreifen, denn hier wecken mich nur die seltenen drum-patterns aus dem SynthStreicherZeugs-Tiefschlaf. 2 Wesentlich spannender sind da die düsteren, an Songstrukturen orientierten Arbeiten, die Brian Pyle als ENSEMBLE ECONOMIQUE auf "Blossoms In Red" präsentiert. Peter Broderick singt auf einem der wunderbar schleppenden tracks, auf einem anderen die Italo-Berlinerin J Moon und auch das gemeinsam mit Soft Medals eingespielte Titelstück atmet die korrekte Mischung aus ambienter Weite und sonischem Purismus. 4 JOHN LEMKE hingegen gibt sich sentimentaler, streut Spuren von Viola (Kim Moore) und Bläsern (A. Baker) in seine piano-getragenen Soundbasteleien und mischt diese "Nomad Frequencies"(alle Denovali/Cargo) doch so munter durcheinander, dass man dabei auch in einem Planetarium sicher nicht einschliefe. 4 HELEN, die Band aus Oregon, frönt auf "The Original Faces" weiter dem verspulten PsychNoisePop. Musik bei der der Gesang so weit hinter der Lärmwand steht, dass Stimme zum Instrument wird. 3 Die Mathe-Lehrerin CHRISTINA VANTZOU hingegen perfektioniert auf "No.3" weiter ihre sehr individuelle Herangehensweise an drone-orientierte KomplexMusik. Die Klänge werden dabei sowohl vermittels electronics wie auch von einem klassisch besetzten Orchester erzeugt und dann geschichtet, gesiebt, strukturiert - kurz zu großer, sehr getragener Kunst poliert. 5 Auch Labelmate CHRISTOPHER BISSONNETTE interessiert sich für stehende Klänge, Schwingungen und Obertöne. "Pitch, Paper & Foil"(alle Kranky) badet in einer leisen LärmOrgie aus meditativ-experimentellen Analogsynths. 4 HARMONIA standen etwas im Schatten von Can, Faust oder Neu! - natürlich ohne Grund, wie sich anhand der 5-LP-Box "Complete Works"(Grönland/RTD) jetzt nochmal nachprüfen lässt. An die Presse verteilte man übrigens eine MC(!) mit hier als "Documents 1975" enthaltenen, bisher unveröffentlichten Liveaufnahmen. Berliner Schule in der Reich'schen Wiederholungsschleife. Zeitlos und mit schönen linernotes von ASMUS TIETCHEN. 5 Jener hat mit "Ornamente (zwischen Null und Eins)"(Line) auch eine neue CD am Start. Ruhige, aber auch schroffe und grobfaserige, im manchen Momenten gar poetische AbstraktElektronik. 3 HANS JOACHIM ROEDELIUS spielte seinerzeit bei Harmonia, jetzt hat er mit dem Osloer Elektroniker LEON MURAGLIA eine DLP aufgenommen. "Ubi Bene"(Passus Rec.) spielt mit KrautLoops und romantischen Klaviersequenzen, hat aber auch ambiente und experimentelle Momente. 4 Faust und Einstürzende Neubauten - für "Bestandteil"(Klangbad/Broken Silence) von IRMLER/EINHEIT gingen zwei Legenden der 1. und 2. deutschen ExperimentalPopMusikanten-Generation gemeinsam ins Studio. Deren aktuelle Musik besteht mal aus Hypno-loops, mal aus sample-Collagen, aber Orgel und Bassfeder finden fast immer einen gemeinsamen groove. 5 Weg von Warp, aber immer noch im Lande FreakPop unterwegs sind die BORN RUFFIANS. "Ruff"(Yep Roc Rec./Red Eye) kann auch Spuren von AntiFolk & Co. enthalten. 3 Noch tiefer im Traditionellen wurzelt BROTHER DEGE, der mit "Scorched Earth Policy: Deluxe"(Discolexique/Broken Silence) den DeltaBlues ins Psychedelische führen will. "Revolution" z.B. ist auf diesem Weg schon mal ein guter Schritt - vielleicht einer der Gründe, weshalb Tarantino den Bruder beim "Django Unchained"-score berücksichtigte. 3 Zumindest in seinen wilderen Momenten ist der romantische JungmädchenFolkPop von LAURA STEVENSON etwas mehr als uninteressant. Rock'n'Roll würde ich zu "Cocksure"(Don Giovanni Rec./Red Eye) trotzdem nicht sagen. 2 Aus NYC kommen TEMPERS, deren ElektroPop/coldwave-geschulte "Services"(aufnahme+wiedergabe/finetunes) zwar komplett aus der Zeit gefallen, insbesondere dank Sängerin Jasmine Golestanehs aber alles andere als übel sind. 3 Kranker werden die sounds mit "No No"(Software Rec./Alive) von CO LA. FraktalBeats und zerrissene Hüllkurven geben dem sampleSalat nur bedingt Struktur, bieten aber großartige Entspannungsmusik für ExtremADSler. 4 Auf "Nothing"(Hyperdub/Cargo) lässt es Labelchef KODE9 erstmal einige Sekunden leise klimpern und klappern, bevor der DistortionSythnBass übernimmt. Mit hohem Abstraktionsgrad werden dann Grime&Co. dekliniert, bis die Membranen aufgeben. Meine Favoriten: "Void" mit schlepperigen breakbeats zu harten loops und das nervös-reduzierte "Respirator". 4 "Rising"(Gomma/Groove Attack) ist synapsenschonender und für die schicken Bars von Berlin gemacht. Woher sonst sollte der schlimme Maxim Biller BAROTTIs Debut kennen und empfehlen? 3 Beinahe noch netter, durch den verträumten IndiePop aber weniger clubkompatibel sind THE LEGEND, die auf "It's Love"(Labrador/Broken Silence) knapp 30 Minuten lang sanft trällernd durch rosa Synthiewolken schweben. 3 LADY SNOWBLOOD hingegen denken viel. Vielleicht sogar zuviel, denn der heftige MathRock auf "Volume 3"(Manza Nera/Villa Inferno) ist sicher oft durchgeprobt, entsprechend sauber gespielt und doch etwas zu unoriginell. 2 Auch sauber geprobt sind die a-capella-Songs von INSINGIZI. "African Harmonies" hält alles, was der Titel verspricht, ohne jemals aus dem Rahmen des Bekannten auszubrechen. 3 Zu SAOR PATROL und ihrem Dudelsack-Best-Of "XV - 15 Year Anniversary Edition" haben wir im September eigentlich alles gesagt. Jetzt gibt's "Vol. 2"(beide ARC Music) - wie schön. 3 Gruseliger sind da die CELTIC WOMAN, die mit "Destiny"(Universal) neue Kostproben ihres schwülstigen Irland-Kitsch-Sounds vorlegen. Ein frühes Weihnachtsgeschenk für Menschen, die Musik nicht interessiert. 1 Die bulgarischen EthnoGoths von IRFAN waren mir in recht guter Erinnerung, weshalb ich mir von "The Eternal Return"(Prikosnovenie/Broken Silence) etwas mehr als eine schwammige, flötengeschwängerte Worldmusic-Fassung von Dead Can Dance erhofft hatte. 2 Auch "Rock & Straws"(Runde Grammofon/Cargo) ist leider eine kleine Enttäuschung. Als Sängerin der Dream-Pop-Legende Bel Canto hat ANNELI DRECKER Großes geleistet, jetzt ist sie mit ihrem samtenen MinimalOrchestralAkustikPop niemals schlecht, wirkt aber oft unentschlossen und zu zaghaft, manchmal gar fast kitschig. 3 Auf unsere Berliner Ostblock-Musik-Experten ist hingegen Verlaß: "10 Years Eastblok Music"(East Blok/Indigo) feiert etliche Entdeckungen aus (Süd)Osteuropa, mit denen wir schon einigen Spaß hatten und haben werden. CD 1 ist dabei eine Art "Best Of" mit Mahala Rai Banda, Haydamaki, Lyapis Trubetskoy, Watcha Clan uva., CD 2 den Seitenwegen, Remixen und Projekten vorbehalten. 4 Le Pop Musik ist ebenfalls so ein Garant für beste Unterhaltung. "Le Pop Encore!" soll als DL-only-compilation der Generation iTunes die Frische frankophoner Popmusik nahebringen. Enthalten sind 18 fluffige NeoChansons, uva. von Fredda, Mélanie Pain, Jérôme Minière und Françoiz Breut, die man zwar so auch schon auf den legendären Vorgängern dieses Samplers fand, aber: "L'amour et l'eau fraîche"! 4 Nachgerade der Inbegriff von Stabilität und Zuverlässigkeit ist zweifellos Onkel Max. Es ist wieder Herbst und deshalb gibt’s eine neue Doppel-CD von MAX GOLDT. "Freundin in der Hose der Feindin, Feindin in der Küche des Freundes"(Hörbuch Hamburg) bietet 150 wunderbare Minuten Wort- und Vortragskunst des ewigen Großmeisters der grotesken Weltbetrachtung. So formulierungs- wie stilsicher und noch immer unerreicht. Nein, davon kann es gar nicht genug geben. 5 Wer gern vorgelesen bekommmt, sollte vielleicht auch mal die "Gonzo-Briefe"(Edition Tiamat) von HUNTER S. THOMPSON versuchen, von denen SOPHIE ROIS gewohnt souverän eine Auswahl eingelesen hat. Ein interessanter und oft auch böse-komischer Einblick in das Leben des politisch sehr aktiven (Freak Power!) Reporters und Schreibers. Größenwahn, Moralismus, Humor und Verletzlichkeit vor dem Hintergrund des US-undergrounds (hier zwischen 1958 und '73). 4



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