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QUICKSILVER

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In Ghana ist KING AYISOBA mit seiner Kologo (eine westafrikanische Form der Laute mit 2 Saiten, wie ich nun weiß) ein Star. Mit "Wicked Leaders"(Makkum Rec.) sollen nun auch europäische Weltmusik-Aficionados von den so zarten wie in ihrer Wirkung wuchtigen Stücken angefixt werden. Könnte klappen. 3
Vor 35 Jahren waren SLIM ALI AND THE HODI BOYS in Kenia ganz groß, sie adaptierten US-Soul und Funk und auf "70s Soul!"(ARC Music) kommen insbesondere die Freunde gefühlvoll, ja beinahe schwülstig vorgestragener Balladen voll auf ihre Kosten. 3
Trotz prominenter Gäste (u.a. Courtney Pine, Avishai Cohen und James-Brown-sideman Pee Wee Ellis) will "Bloody Rain"(Weatherbox/Al!ve) nicht so recht zünden. Irgendwie wirkt der mit etwas "Afrika" gewürzte BluesSoulFunk-Kram, zu dem SARAH JANE MORRIS ihre raue Stimme erhebt, etwas zu vorsichtig und konventionell. Wobei: "For A Friend" ist schon geil... 3
Wirkliche Überraschungen darf man auch nicht vom Ex-Oysterband-Bass- bzw. -Cellisten RAY COOPER erwarten, der mit "Palace Of Tears"(Westpark Music/Indigo) erneut solo unterwegs ist. Klassischer FolkRock britischer Prägung, mit sehr bewussten Texten und ganz viel Cello-sentiment. Eigentlich schön, oder? 4
Die schottische SAOR PATROL bläst auf "Outlander"(ARC Music) mächtig in den Dudelsack, wobei einem das mit etwas Rockgitarrenquatsch gemixte Dudeln auch irgendwann auf den Nerv gehen kann. 2
Schlimmer ist da nur "PowerRock". Sowas kommt u.a. auf "Rhodes"(Glasville Rec.) vor. DAVID RHODES, seit 30 Jahren Gitarrist von Peter Gabriel, hat von seinem Chef nur die langweiligen Momente übernommen und frönt mit seinem Trio dem klassischen (handwerklich perfekten) Gitarrenkram, den wir so über sind. 2
Die große Mehrheit der Radiohörer wird mich auch hier widerlegen, aber ich finde den Club/Rock-Mix von MAGNUS nicht sehr spannend. "Where Neon Goes To Die"(Wolf Tone/Caroline/Universal) ist solide, doch von Tom Barman (dEUS) und Ravemaster C.J. Bolland darf man mehr als Durchschnitt erwarten. 3
ZOOT WOMAN verzichten schon immer auf Rockelemente, die drei Briten frönen auch auf Album #4 dem freundlichen Elektropop. Und so tut "Star Climbing"(Embassy One) niemandem weh, kann aber mit seinem Retro-Sounddesign Freude bereiten. 3
Noch mehr Spaß habe zumindest ich mit "Walk On"(Sonar Kollektiv/Al!ve), dem neuen Solo-Album von KASAR. Der Pianist spielt(e) bei den großen Nylon (deren Sängerin Lisa Bassenge auch hier bei einem Stück gastiert) und begleitete Friedrich Liechtenstein, bevor der supergeil wurde. Ein sehr kluger, trotzdem aber eingängiger Mix von (z.T. präpariertem) Klavier, elektronischen Garnituren und gelungen eingesetzter Gesangsstimme. 4
Wesentlich stärker auf experimentelle, dabei aber doch "freundlich" bleibende Spielformen elektronisch-akustischer Mixturen setzt MATTHEW COLLINGS auf "Silence Is A Rhythm Too". Weite Felder aus Piano und Cello-Klängen werden elektronisch dekonstuiert, auch Blechbläser fügen sich in die beinahe beatfreien Collagen nahtlos ein. 4
Labelkollege FRANZ KIRMANN gibt sich auf "Meridians"(beide Denovali/Cargo) rhythmischer, aber auch (noch) dezenter. Hier sind die - man ist inzwischen geneigt, "denovali-typischen" zu sagen" - PianoTraumSequenzen in weiche Synthwolken gepackt, es pulst elektronisch, aber sanft und ja, das würde auch als Filmmuisk funktionieren. 3
DIETER REITH schrieb 1977 wirkliche Filmmusik, nämlich den wild-bunten Soundtrack zum TV-Krimi-Zweiteiler "Die Kette"(Showup Rec./Cargo). Eingespielt wurden die zwischen Disco, Psychedelic und JazzFunk pendelnden Stücke von TENDER AGGRESSION, wobei neben diversen Keyboards und Schlagzeug auch Bläser und Streicher sowie die Gesangslinien der seinerzeit wohl recht angesagten "Jochen Brauer Group" in Reiths Mischpultorgie einflossen. Blaxploitation aus Ludwigsburg. 3
Damals war die junge Dame names LARY noch längst nicht geboren, deren nach diversen Geheimtip-Hypes von vielen mit Spannung erwartetes Debutalbum überraschend eigenständig ist (im Rahmen des in Umfeld von elektrischem R'n'B, DeutschHop & Co. Möglichen). Lary macht darauf einen sympathisch verwirrten, für das jugendliche Alter recht überlegten und keinesfalls genretypisch großspurigen oder gar "bitchigen" Eindruck. Nein, "Future Deutsche Welle"(Chimperator) weiß sowohl musikalisch wie textlich zu überzeugen. 4
Mit NDW hat das natürlich bestenfalls in Sachen "Haltung" zu tun - da treten die 80er-Referenzen woanders viel deutlicher hervor. Denn auch nach wirklich häufigem Hören komme ich bei "The Dew Lasts An Hour"(Bella Union/PIAS), dem Debut der mit einigem Vorschußlorbeeren ausgestatteten BALLET SCHOOL, zu keinem anderen Schluß als: B.S. sind die Cocteau Twins des Jahres 2014. Und das ist überhaupt nicht böse gemeint. 4
Der von der Radiojournalistin Gülbahar Kültür (Funkhaus Europa/Radio Bremen) zusammengestellte Sampler "Global Hits Vol. 2"(Lola’s World Records/Soulfood) bewegt sich in relativ sicherem Fahrwasser, denn auch nach dem Grand Prix-, Verzeihung ESC-kompatiblen Einstieg bleibt das Ganze ziemlich zahm. Dennoch lässt sich hier mit viel Spaß nachvollziehen, dass Pop international ist, der Groove dominant und die Produktionsmittel hierfür heute auch außerhalb der etablierten Wohlstandsgesellschaften erschwinglich. Wirklich nachhaltig aufgefallen sind mir hier aber die Berner ElektroSwinger Klischée, die wir sicher im Auge behalten werden.
Zum Schluß noch der Hinweis auf zwei EPs: PHANTOM LOVE heißt das musikalische Kind der italienischen Künstlerin Valentina Faningliulo. Mit "Crave For Lust"(ZerOKilled Music) schenkt sie uns 3 "retro-futuristische" Etuden voller sequenzerbetonter Synthflächen, die mal treibend, mal besinnlicher daherkommen. 3
Relativ überflüssig sind leider die zumindest ressourcenschonend nur digital veröffentlichten "Remixes"(Crammed) von 3 Stücken aus YASMINE HAMDANs Album "Ya Nass". Wirklich spannend ist nur Mark Ernestus' sehr abstrakte Version von "Hal", warum aber das Duo A.Turk das an sich ja bezaubernde "Nediya" gleich in vier recht ähnlichen, cluborientierten, aber leider bestenfalls durchschnittlichen Mixen abliefern durfte, bleibt rätselhaft. 2

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