QUICKSILVER
Fangen wir mal mit dem an, von dem ich am wenigsten verstehe: Aber wenn HipHop so klingt wie ROB SWIFT auf "The Architect"(Ipecac/Soulfood) habe ich bisher wohl einiges verpaßt. 4Sicherer fühle ich mich zwar auf dem weiten Experimentierfeld, aber ich kann nicht behaupten, die 2CD "Presidence"(Paw Tracks/Indigo) von EXCEPTER verstanden zu haben. Digital wabernde HippiePilze von einer improvisational electronic and vocal group. Faust gibt's aber schon seit 40 Jahren! 3
Der bunt-abstrakte, mal eingängige, zuweilen aber auch leicht verstörend-fraktale KlimperPop von JAVELIN (nicht mit dem DarkWaver Ion J. verwechseln!) auf "No Mas"(Luaka Bop) findet auch immer wieder zurück in meinen Player - keine Ahnung wieso. 4
Wenn eine Platte zur Abwechslung mal wieder mit einer gepflegten Rückkopplung und schepperndem VorwärtsPunkRock beginnt, erfrischt das 2010 durchaus. Zumal DOUBLE DAGGER ihre "Masks"(Thrill Jockey/Rough Trade) später auch mal 'runternehmen. Dann sieht man, dass die drei eigentlich doch ArtPopper sind. Oder JazzCorer. Auf jeden Fall reichen 29 Minuten, um das Notwendige zu sagen. 4
Das britische Duo ISAN verfügt über eine vielköpfige Fangemeinde und die beiden haben ja auch schon einige sehr schöne Stücke eingespielt, trotzdem steht mir der neue "Glow In The Dark Safari Set"(Morr/Inidgo) nicht so sehr. Zuviel Klingelei, zuviel Gemütlichkeit, zuwenig Gefahr. 3
Gerader, damit auch radiokompatibler und auch (etwas) aufregender ist der schuhspitzenschielende NoisePop von SENNEN. "Age Of Denial"(Hungry Audio/Broken Silence) erreicht natürlich nicht die Liga von Spaceman 3 oder MBV, eine knappe Stunde guter Unterhaltung ist das aber allemal.
DANCE YOURSELF TO DEATH sind also "Ready For Love"(DYTD/Broken Silence). Weil aber "queer" kein Qualitätssiegel per se sein kann, wollen wir diesen SoftPopBastard aus WavesKatrina und Stevie Nicks schnell vergessen. 2
Der HIFIKLUB spielt Power-Pop. Oder eher -Rock? Jedenfalls passt "How To Make Friends"(Le Son du Maquis/Broken Silence) trotz u.a. Lee Ranaldo im Produzentensessel in genau diese Güteklasse. Guter Durchschnitt, mehr leider nicht. 3
Da ist es schöner, wenn ein Synthakkord schwebend wartet, bis der Trommler Platz genommen hat und nunmehr mit der quietschenden 80er PopShow begonnen werden kann. "In Evening Air"(Thrill Jockey/Rough Trade) laufen die FUTURE ISLANDS durch die Stadt, mal entspannt, mal ekstatisch. Ganz wichtig: Bei "Long Flight" wurden Aufnahmen vom Space-Shuttle-Start verwandt! 3
Was passiert, wenn man zu lange in die Sterne guckt (oder zuviel Zeugs konsumiert), demonstriert VOICE OF THE SEVEN THUNDERS auf der gleichnamigen CD (Tchantinler/Indigo). Eine halbstündige Gitarrenorgie, für die sich sogar die 2. KrautrockLiga noch geschämt hätte. Less Acid, more Rock, please. 2
Nun kommt ein Regiment SingerSongwriter, die so verwechselbar sind, dass man schon ziemlich gut aufpassen muss, um nicht die falsche CD ins ganz falsche Cover zu stecken. Überraschenderweise steht ganz vorn MATTHEW HERBERT, mir eher als DJ/Elektronist (flüchtig) bekannt (und Ende Mai mit einer Mahler-Interpretation für Universals "ReComposed"-Reihe am Start). "One One"(Accidental/PIAS) macht in 10 Städten Station - ist es nur Heimatgefühl, dass mir von den beinahe nackten Songs "Leipzig" und "Berlin" sofort am besten gefielen?
DREW ANDREWS (auch bei The Album Leaf) wurde auf Tour das Equipment geklaut, deshalb spielte er "Only Mirrors" (fast) nur auf seiner Akustischen ein.
NOËL Rademacher kommt aus dem Contriva/Lok-Musik-Kreis und bezirzt auf "Wrong Places"(beide LiLi Is Pi/Broken Silence) mit rhythmischem Kontrabaskratzen und sanftem Gesang.
Der Schwede ANDREW COLLBERG hingegen versucht auf "On The Wreath"(Le Pop/Groove Attack) durch Rhythmusvariationen Abwechlsung in den sanftmütigen Singsal zu bringen. Gelingt fast, aber ihn als größtes Talent seit Elliott Smith und Badly Drawn Boy anzupreisen, ist doch zu dreist. Alle vier je 3 lauwarme Punkte.
Für "Kratz dich raus"(Nein, Gelassenheit/Staatsakt/Rough Trade) von HANS UNSTERN reicht mein (lyrischer) Intellekt einfach nicht aus. Der Mann scheint beim Spazierengehen gut aufzupassen, packt dann das Gesehene in vertrackte, melodiefern aber stilvoll instrumentierte Stücke und überlässt die Arbeit dem Hörer. Das ist anstrengend, ab einem bestimmten Punkt der Erkenntnis vermutlich aber auch sehr aufschlußreich. 4
Weniger erbaulich ist SCHÖFTLAND, eine Rockband aus der Aargauer Provinz, die sehr stolz darauf ist, Hochdeutsch zu singen. Trotdzem wenig mehr als Element Of Crime für Finanzkrisenopfer. 2
Weil bald die Fussballer zu den (Ex-?)Rassisten pilgern, purzeln allerorten Südafrika-CDs aus den Regalen. Aktuell "Ayobaness!"(OutHere Rec.) mit dem "Sound Of South African House". Es bollert flockig durch die townships, von alten Kwaito-Stars bis zu Dingen, die genauso gut aus München oder Detroit stammen könnten. 3
Lokal fester verwurzelt sind hingegen die auf "Egypt Noir"(Piranha) versammelten "Nubian Soul Treasures". U.v.a. predigt hier auch Mahmoud Fadl den Wüstenblues: rhythmisch, exotisch, spannend und doch zur Trance einladend - großartig. 5
Ganz traditionell gibt sich Oysterband-Cellist RAY CHOPPER auf seiner Solo-CD mit dem schönen Titel "Tales Of Love, War & Death By Hanging". Klassischer KeltenFolk mit einer Prise Schwedenfeuer. 3
Skandinavisch mit gälischem Akzent kommen uns Kerstin Blodig und Ian Melrose aka. KELPIE. Das Duo ergeht sich auf "Live!"(beide Westpark Music) zwar auch sehr im Handwerklichen, dennoch finden hier Feuer und Eis mal wieder einträchtig zueinander. 3
Rock & Pop
›› SERGIO CAMMARIERE ›› EMMA POLLOCK ›› SHE & HIM ›› VANESSA PARADIS ›› SWINGER CLUB ›› DIE ZUKUNFT ›› NERVOUS NELLIE ›› HARLEM ›› THE TRIFFIDS ›› ATTACK IN BLACK ›› JIL IS LUCKY ›› THE MISERABLE RICH ›› BRIGHT EYES & NEVA DINOVA ›› BRAAGAS ›› SOFA SURFERS ›› WILLIE NELSON ›› RUFUS WAINWRIGHT ›› GRAHAM PARKER ›› KASEY ANDERSON ›› ACHO ESTOL ›› LOANE ›› RAY COOPER ›› LACRIMOSA ›› BLANK & JONES ›› MALACHAI ›› MARINA & THE DIAMANDS ›› FERTIG, LOS! ›› POP(PE)´S TÖNENDE WUNDERWELT ›› THE IRREPRESSIBLES ›› THE IAIN AD VENTURE ›› 65DAYSOFSTATIC ›› RED SPAROWES ›› My Own Private Alaska