Als Nora Steiner und Madlaina Pollina 2018 ihr Debütalbum „Cheers“ veröffentlichten, hatten sie die Überraschung natürlich auf ihrer Seite, denn die Art von multilingual dargebotenen Indie-Power-Pop-Songs mit dezidiert europäischem Einschlag, die das Schweizer Freundinnen-Duo präsentierte, hatte es zuvor noch nicht so oft gegeben. Vor allen Dingen auf den Bühnen unserer Republik entwickelten sich Steiner & Madlaina und ihre Band schnell zu Kritiker- und Fan-Lieblingen. Der Erfolg hatte weniger damit zu tun, dass Madlaina die Schwester von Julian „Faber“ Pollina ist, sondern hauptsächlich damit, dass sich Steiner & Madlaina im Studio wie auf der Bühne hinreißend ergänzen und in Bezug auf Ihre Musik keine Kompromisse zulassen. Das nun vorliegende, zweite Album „Wünsch mir Glück“ ist nun eine konsequente Fortsetzung dessen, was Nora und Madlaina mit „Cheers“ begonnen hatte – allerdings mit einigen entscheidenden Unterschieden: „Wünsch mir Glück“ ist ernsthafter, düsterer, rauer und druckvoller ausgefallen, als das Debüt-Album – und es enthält ausschließlich Songs auf Deutsch. Was ist denn der Grund dafür?
„Das ist eine spannende Frage“, überlegt Nora, „wir haben die neuen Stücke gleich mit der Intention geschrieben, diese mit unserer Live-Band zu spielen. Die Mitglieder unserer Band stehen auch auf diesen eher düsteren, rockigeren Sound. Und dadurch haben sie auch zu unserer Musik beigetragen. Von der Thematik her sind wir in unseren Stücken – so denke ich – auch ehrlicher geworden.“„Wir sind ja auch einfach älter geworden“, wirft Madlaina ein, „und die Zeit war ein bisschen schwerer für uns. Das hört man halt auch.“
Spielt da vielleicht auch schon die Pandemie-Situation rein, was die Stimmung betrifft?
„Ich sag mal so: Wir waren mit den Studioaufnahmen Mitte Februar fertig“, erinnert sich Nora, „dann gab es aber noch Post-Production und die fertigen Songs hatten wir dann erst im Sommer. Aber was die Stimmung oder den Sound betrifft, würde ich nicht sagen, dass sich die Corona-Situation schon ausgewirkt hätte. Aber da wir aber durch die Situation einfach mehr Zeit als erwartet hatten, uns um die Produktion zu kümmern, klingt die Sache vielleicht ein wenig ausgereifter.“
Ausgereifter sind auch die Texte. Des öfteren geht es in den Songs – die Nora und Madlaina nach wie vor getrennt schreiben, bevor sie dann gemeinsam mit der Band ausgearbeitet werden – um das Thema Geschlechterrollen. Ist das ein Zufall?
„Nein – das ist kein Zufall, weil wir sind ja nun mal beides Frauen sind und wir erleben dies ja auch beide“, meint Madlaina, „deswegen möchte ich das nicht Zufall nennen. Es geht ja um unser beider Anliegen. Dass sich bestimmte Themen wiederholen und dann ein Mal ich und ein Mal Nora darüber schreiben, liegt halt daran, dass wir viel teilen. Wir sind beide zusammen aufgewachsen, wir sind beide zusammen auf dem Schulhof abgehangen und wir kennen viele Sachen gemeinsam.“
„Uns beiden ist der Feminismus seit 2018/2019 ein großes Thema“, erklärt Nora, „wir haben uns beide damit beschäftigt und uns auch engagiert. Da war zum Beispiel ein großer Frauenstreik in Zürich und da waren wir beide auch und wir haben solche Dinge zusammen erlebt. Und irgendwann kommt dann auch der Punkt, an dem man sich damit beschäftigt, weil man ja auch ständig damit konfrontiert wird. Und dann verarbeitet man das halt in seinen Songs.“ In Songs wie „Wenn ich ein Junge wäre“ wird das Thema ja besonders deutlich. Hat das vielleicht auch mit dem Reiz zu tun, sich wie ein Schauspieler in eine andere Rolle hineinzudenken?
„Ja, das würde ich schon sagen“, überlegt Madlaina, „ab einem gewissen Punkt spielt man als Liedermacherin ja auch eine Art Rolle. Weniger beim Schreiben der Songs, aber bei dem, was man danach macht. So gehört dann ja alles auch irgendwie zu der Steiner und Maldlaina-Rolle.“ Dass die neuen Songs allesamt auf Deutsch geschrieben wurden, war so gar nicht geplant - und es ist auch nicht ausgeschlossen, dass es in der Zukunft wieder solche auf Englisch, Italienisch oder Schweizerdeutsch geben wird – aber momentan fühlen sich Steiner & Madlaina am wohlsten und stärksten, wenn sie ihre Gedanken auf humorvolle und intelligente Weise in der Muttersprache ausdrücken können.
Aktuelles Album: Wünsch mir Glück (Glitterhouse)
Video „Prost mein Schatz“https://www.youtube.com/watch?v=8OCtGgHUpUU"
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Video „Wenn ich ein Junge wäre (Ich will nicht lächeln)https://www.youtube.com/watch?v=jjKQXE6fQlc
Foto: Tim Wettstein