Thrice gehören zu den herausragendsten Alternative-Rock-Bands. Bei ihnen verfällt man automatisch in den Superlativ. Es ist dabei nicht nur die Qualität ihrer Musik an sich, die zu Lobeshymnen einlädt, sondern ebenso ihre Kontinuität. „Wir schreiben sehr langsam“, betont Schlagzeuger Riley Breckenridge im Interview – kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass sie in diesem Jahr nicht nur ihren 20. Bandgeburtstag feiern, sondern ebenso das zehnte Album veröffentlichen – obwohl sie fünf Jahre pausiert haben, wohlgemerkt.
2018 ist ein Jahr voller Jubiläen für Thrice, ebenso eines voller neuer Erfahrungen. Mit dem Release von ´To Be Everywhere Is To Be Nowhere´ 2016 erfüllten sie ihren fünf Alben-Vertrag bei Vagrant Records, für Album Nummer zehn hieß es also auf zu neuen Ufern.„Nachdem unser Vertrag erfüllt war, hat es sich für uns nur richtig angefühlt, andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen und uns umzuschauen“, so der Drummer. „Wir sind mit Epitaph-Bands aufgewachsen und haben vor dem Label an sich sehr viel Respekt. Als es dann noch Interesse zeigte und um ein Meeting bat, mussten wir nicht lange nachdenken. Und dann bist du da und Brett Gurewitz von Bad Religion sitzt dir gegenüber“, erinnert er sich. „Er hat alles durchgemacht. Er hat in einer Punk-Band gespielt, war sowohl auf einem Indie-, als auch auf einem Major-Label, leitet jetzt sein eigenes. Mit ihm über Geschäftliches zu sprechen hat sich angefühlt wie mit seinen Bandkollegen zu reden.“
Sie haben bei einem der begehrtesten Labels unterschrieben bevor die Songs, geschweige denn das ganze Album überhaupt fertig war.
„Wir hatten viele Ideen, aber noch nichts konkretisiert“, erzählt Bassist Eddie Breckenridge. „Das Problem war aber nicht, wie wir die Songs schreiben, sondern wie wir unsere vielen Ideen in nur einige wenige Songs unterbringen können.“
„Man kann sich das Ganze wie ein verrücktes Archivierungs-Projekt vorstellen“, ergänzt Riley lachend. „Auf deinem Schreibtisch liegen etliche Dokumente und dir musst dir überlegen, wie du sie am besten sortierst. Durch die lange Pause zwischen ´Major/Minor´ und ´To Be Everywhere Is To Be Nowhere´ hat es sich für uns alle wie eine Wiedergeburt angefühlt. Wir konnten unsere Vergangenheit natürlich nicht ungeschehen machen, aber bekamen die Chance, neu anzufangen und es besser zu machen – wobei „besser“ natürlich total subjektiv ist“, fügt er an und lacht.
Dass Thrice mit ´Palms´ etwas Gutes auf Papier gebracht haben, sollte allerdings unbestreitbar sein – weil sie sich noch immer in keine Nische einordnen lassen.
„Wir haben nie irgendwo reingepasst. Bei Punkrock-Shows hieß es, wir schreien zu viel, bei Screamo-Shows, wir schreien zu wenig. Bei Hardcore-Shows, unsere Songs seien zu melodiös und bei Rock-Events, dass wir nicht zu den anderen großen Rock-Bands passen.“
Von Beginn an hatten Thrice eine Sonderstellung. Stets stachen sie hervor, niemand wusste sie so recht einzuordnen. Sie waren und sind anders, thematisieren auf ihrem neuen Album ´Palms´ aber etwas, das wirklich jeden zu interessieren hat.
„Eine offene Handfläche kann sehr viel aussagen. Sie kann Unterwerfung signalisieren, aber auch eine Begrüßung sein. Das Album handelt von Mitleid und Barmherzigkeit. Davon aufzuzeigen was schlecht ist und zu überlegen, wie man es besser machen kann“, beschreibt Riley. „Wir sollten alle mehr kommunizieren und mitfühlender sein. Bei ´Palms´ geht es darum, sich gegenseitig zuzuhören. Ohne Diskussion und Kommunikation kommt man nirgendwo hin. Man kommt nicht weiter, wenn man Leute ausschließt.“
Auch das macht Thrice so besonders: Die Fähigkeit mit einfachen Mitteln etwas Größeres zu erschaffen und wichtige Thematiken mit der jedem vertrauen Körpersprache zu verbinden.
Aktuelles Album: Palms (Epitaph/ Indigo) Vö: 14.09.
Foto: Dan Monick