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JETT REBEL

Alles wieder auf Anfang

JETT REBEL

Extravagant, authentisch, voller Herzblut – das ist Jett Rebel. In seiner holländischen Heimat gilt der 27-jährige Hansdampf in allen Gassen, der eigentlich Jelte Tuinstra heißt, schon seit Längerem als Anwärter auf den Pop-Olymp, mit seinem ´7´ betitelten neuen Album will er nun auch in Deutschland für Furore sorgen. Am Rande des Lowlands-Festivals sprachen wir mit ihm über eine Karriere, in der er schon viele Höhen und so manche Tiefen erlebt hat.

Schon im Kindergartenalter fing der aus der Kleinstadt Baarn stammende Jelte an, sich ausgiebig mit Musik zu beschäftigen. Als Grundschüler konnte er Gitarre, Klavier und Schlagzeug spielen, noch während seiner Schulzeit bekam er erste Auszeichnungen, später studierte er am renommierten Conservatorium van Amsterdam. Mit 22 Jahren wurde er dann Popstar, wenngleich eher zufällig.

„Als ich anfing, ging es mir einfach darum, auszutesten, womit ich beim Publikum durchkomme“, erklärt er im Westzeit-Interview. „Also habe ich schlicht und ergreifend das gemacht, was ich selbst am meisten liebte, und ich dachte eigentlich, dass sich dafür niemand interessieren würde.“

Mit dieser Einschätzung lag er allerdings grundlegend falsch. Gleich mit seiner im Mai 2013 veröffentlichten Debüt-EP ´Venus´ rannte er allenthalben offene Türen ein. Die Leute waren regelrecht aus dem Häuschen!

„Das fand ich ehrlich gesagt ziemlich seltsam, denn zuvor war ich in Bands gewesen, bei denen Radiotauglichkeit das Ziel war, aber es hat nie funktioniert!“, erinnert er sich lachend. „Als ich dann meine eigenen Sachen machte, ohne über das Radio-Publikum nachzudenken, war es plötzlich da!“

Eigentlich hätte dieser Blitzstart der Auftakt zu einer großen, schillernden Karriere sein sollen, aber das Leben warf Jelte immer wieder Knüppel zwischen die Beine. Während er auf der Bühne den Rockstar gab, der schon bald mit seinem extravaganten Äußeren für genauso viel Gesprächsstoff sorgte wie mit seinen in schneller Folge veröffentlichten Platten und bei unzähligen Festivalauftritten und ausverkauften Tourneen mit großen Entertainer-Ambitionen und noch mehr Enthusiasmus begeisterte, geriet sein Leben abseits der Musik immer mehr aus der Bahn – nicht zuletzt auch deshalb, weil er sein Motto „Alles oder nichts“ in jeder Hinsicht ausreizte.

„Ich verfiel in eine tiefe Depression, war drogenabhängig und hatte mit all den Sachen zu kämpfen, die damit einhergehen“, gesteht er. „Gleichzeitig habe ich einige Platten gemacht, die hochgradig von meinem Leben unter Depressionen und Drogen beeinflusst waren. Das liegt jetzt zum Glück alles hinter mir, und in gewisser Weise fühlt es sich an, als wäre ich wieder an dem Punkt, an dem ich einst angefangen habe.“

Schließlich hatte sich Jelte zu Beginn seiner Karriere ganz der Popmusik in allen ihren schillernden Facetten verschrieben, und auch auf ´7´ ist seine Liebe zum Pop allgegenwärtig, wenn er sich von den 60s, 70s und 80s inspirieren lässt und in seinen Songs das Beste von damals in zeitgemäße Popmusik für das Hier und Jetzt verwandelt. Geplant war das allerdings nur bedingt.

„Es ist nicht so, dass ich mich hingesetzt und gesagt habe: ´Jetzt mache ich ein Pop-Album!´ Ich kann immer nur die Musik machen, die in mir steckt – und wenn ich Glück habe, kommt Popmusik dabei heraus.“

Den oft betont sorgenfrei klingenden Songs auf ´7´ kann man förmlich anhören, dass der Mann, der sie geschrieben hat, inzwischen wieder mit sich im Reinen ist. Die Zeiten, in denen Jelte und Jett praktisch kaum etwas miteinander zu tun hatten, sind nun vorbei.

„Als ich anfing, war ich gewissermaßen eine schizophrene Persönlichkeit, doch dann kam die Aufmerksamkeit des Publikums, und schon bald bin ich komplett in meinem Alter Ego aufgegangen“, sagt er rückblickend. „Ich kam an den Punkt, an dem ich nicht mehr wusste, wer ich eigentlich bin. Seit ich allerdings von den Drogen weg bin – und das sind jetzt zwei Jahre –, bin ich langsam, aber sicher wieder zu Jelte geworden. Jetzt bin ich ganz ich selbst, abgesehen davon, dass ich auf der Bühne etwas mehr aus mir herausgehe.“

Seine Arbeitswut hat das nicht gemildert, lediglich den Drang, so viel Musik wie möglich binnen kürzester Zeit zu veröffentlichen, verspürt Jelte heute nicht mehr. Die Tatsache, dass er 2016/2017 gleich drei Platten in kaum mehr als zwölf Monaten herausbrachte, war latenten Suizidgedanken geschuldet – die Veröffentlichungen waren gewissermaßen als Vermächtnis gedacht. Inzwischen geht es ihm nicht nur mental wieder besser, er plant auch wieder langfristiger. Unverändert ist dagegen, dass Jelte am liebsten alles selbst in die Hand nimmt. Nach wie vor spielt er am liebsten alle Instrumente auf seinen Platten allein an, auch wenn er nach und nach gelernt hat, dass es durchaus hilfreich sein kann, ein bisschen Verantwortung, ein bisschen Kontrolle abzugeben und die Last auf mehrere Schultern zu verteilen.

„Der Grund dafür, dass ich am liebsten immer noch alles selbst mache, ist, dass ich es gerne tue!“, sagt er bestimmt.

„Außerdem finde ich es zumeist etwas schwieriger, jemand anders zu erklären, was genau mir vorschwebt, als es selbst umzusetzen. Schließlich habe ich ja mein ganzes Leben genau darauf hingearbeitet, alles selbst machen zu können!“

Sein Eigensinn ist der Preis, den er zahlt – und der Erfolg gibt ihm recht.

Aktuelles Album: 7 (Backseat / Soulfood) Vö: 28.09.


Weitere Infos: www.jettrebel.nl

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