„Lass uns ein kleines Spiel spielen: Stell dir vor, du reist nach Tschikkawikka – ich packe meinen Koffer und nehme mit…?“ – „Auf jeden Fall meine Gitarre und eine geliebte Person! Und ein Album von den Beatles, wahrscheinlich ´Revolve´. Obwohl, eigentlich müsste es ja die ´Abbey Road´sein, oder?“
Lendgold leben den Traum. Und sie leben Musikgeschichte. Die junge Rock-Band aus Köln kennen noch nicht allzu viele Leute, doch das sagt natürlich nichts über ihr Talent aus – denn das ist unbestreitbar. Sie spielen rhythmus- und melodiebasiert, mit Soul, Energie und starken Gesangspassagen. Es ist nichts, was man nicht schon mal woanders in ähnlicher Weise gehört hat, aber auch nichts, was man nicht hören möchte – gerade, weil es dann doch einfach besser ist als der Durchschnitt.„Mit fünf Jahren habe ich mit Bratsche angefangen – meine Mutter hat viel Klassik gehört – und später kam noch Gitarre dazu, die ich nach der Schule sogar studiert habe“, so Frontmann Johannes Knechtges im Gespräch. „Ich darf mich sogar Master of Arts schimpfen, aber da bilde ich mir nichts drauf ein“, lacht er.
Er habe sich schon immer mit verschiedenster Musik beschäftigt. Frickeliges verfolgt und Progressive-Rock. Er habe eine Metal-Phase durchlebt, höre gerne Hard Rock und liebe die Virtuosität der Beatles. „Schlicht gute Songs haben mich immer fasziniert“, sagt er – also genau das, was er nun auch selber macht.
Mit Lendgold veröffentlicht der Musiker nun die vierte Platte und gleichzeitig zweiten Langspieler. Mehrere Jahre harte Arbeit zusammengefasst in zehn ausdrucksstarken Songs: ´Auf nach Tschikkawikka´ – was auch immer das bedeuten soll.
„Tschikkawikka ist ein Ort, an dem alles gut funktioniert. Ein Ort, von dem wir träumen. ´Tschikkawikka´ heißt, sich Ziele zu setzen – wie die Abbey Road Studios. Wir haben angefragt, obwohl wir nicht dachten, dass es tatsächlich klappen würde beziehungsweise annahmen, es würde finanziell nicht machbar sein. Bei ´Tschikkawikka´ geht es darum, sich alles vorzustellen und positiv zu bleiben. Immer das Positive rauszuholen – und ja, Stolpersteine sind auch teil davon. Man muss sich immer wieder selbst herausfordern.“
Abbey Road, Abbey Road, Abbey Road – kein Begriff fällt im Interview häufiger als das beste und berühmteste Aufnahmestudio. Zurecht natürlich, denn welche Band – mit Ausnahme von unter anderem den Beatles, Pink Floyd oder Radiohead – kann schon behaupten, sie hätte in den legendären heiligen Hallen ihr Album aufgenommen? Freilich wenige.
„Wir haben uns damit einen Traum erfüllt“, bringt es Knechtges auf den Punkt, „und ich kann bis heute nicht glauben, dass wir es gemacht haben. Das Studio sucht sich aus, was sie machen möchten und was für sie funktioniert. Bei uns hat es gepasst und das allein ist schon eine tolle Bestätigung. Ein Dreivierteljahr später waren wir dort und die Atmosphäre unglaublich: Eine Mischung aus Wow, Anspannung und Lockerheit der Mitarbeiter. Ich meine, nebenan hat Disney den Soundtrack für Star Wars aufgenommen“, lacht er. „In regelmäßigen Abständen wurde uns dann noch Kaffee, Tee und frisches Obst gebracht – so stellt man es sich vor, vom Musikmachen leben zu können. Wir mussten uns keine Gedanken um technische Probleme machen und haben uns durchweg gut aufgehoben gefühlt. Für uns war es eine Kombination aus Musikgeschichte und Traumverwirklichung!“
Und so kommt bei Lendgold alles zusammen. Während sie sich in London ihren Traum erfüllen, entsteht durch Zufall während der Gesangsaufnahmen der Begriff „Tschikkawikka“, der letztlich ebendies für sie beschreibt. Jetzt wird es Zeit für den nächsten wahrgewordenen Traum, für die weitere Erforschung von Tschikkawikka. Die Frage ist nur: Wie? Zunächst wäre wohl ein bisschen Aufmerksamkeit gar nicht schlecht, denn die hat das Kölner Trio spätestens jetzt nun wirklich verdient.
Aktuelles Album: Auf nach Tschikkawikka (Rock The Earth / IMG / RTD)