Fragt man im Jahre 2018 Millenials nach ihren persönlich wichtigsten und prägendsten Pop-Rock- und Pop-Punk-Bands, werden Good Charlotte mit Sicherheit unter den meistgenannten Gruppen sein. Länger als zwei Dekaden ist die Band um die Zwillingsbrüder Joel und Benji Madden nun im Geschäft, seit Jahren sind die Männer aus Maryland im Rampenlicht. Ihr Hobby wurde zur Leidenschaft, zum Job, zum Leben, zum Alltag. Doch an der Spitze ihrer Karriere sieht gerade Leadsänger Joel Madden sie noch lange nicht.
„Wir haben in den vergangenen Jahren zusammen sehr viel erreicht, aber wenn du mich fragst, was bei mir noch auf der Wunschliste steht, dann ist es ganz klar ein Grammy – den würde ich liebend gern noch gewinnen! Wir machen schon lange zusammen Musik“, führt er fort, „doch für mich gibt es nichts Schöneres. Es gibt nichts, was ich darüber hinaus machen möchte. Wenn du einen Weg findest, alles nach deinen eigenen Regeln zu gestalten, dann wirst du auch nicht deine Motivation verlieren. Wir haben das geschafft: Wir managen uns selber, müssen nicht anderer Leute Vorschriften befolgen, sondern genießen die Freiheit genau das zu machen, was wir wollen.“Wenn man alles nach seinen eigenen Vorstellungen gestaltet, kann es dann auch gerne vorkommen, ein Album innerhalb nur weniger Monate zu schreiben, aufzunehmen und zu produzieren – so wie jetzt. Im Januar begannen Good Charlotte mit den Arbeiten an ´Generation Rx´, im April waren sie bereits mit allem fertig und hatten außerdem bereits den Kooperations-Deal mit BMG in der Tasche.
„Die Leute dort verstehen uns und woher wir kommen. Wir wollen es zwar noch immer klein und bei uns halten, aber wir lieben das Album so sehr, dass wir uns dafür einen Partner wünschten.“
„´Generation Rx´ handelt von der Opiumkrise und dass es niemanden gibt, der nicht in irgendeiner Weise von ihr betroffen ist“, so Madden. „Ich habe durch sie mehr Leute verloren als ich zählen kann und musste zusehen, wie etliche Leben zerstört werden. Das Album soll zeigen was es bedeutet, in der heutigen Zeit ein Mensch zu sein – und welchen Schmerz das mit sich bringt.“
Das siebente Good Charlotte-Album ist somit persönlich und emotional wie nie – und das – überraschenderweise – Beste: Man kauft es den Herren tatsächlich ab. Die meisten, die schon so lange dabei sind, wissen ganz genau, was sie tun und sagen oder wie sie sich verhalten müssen, um ihr Publikum nur positiv von sich denken zu lassen – und bei Joel Madden ist das sicherlich nicht anders – doch so offensichtlich sorgsam wie er seine Worte auswählt, hat er sich seine Antworten garantiert nicht vorab zurechtgelegt.
„Ich habe mir sehr viel Mühe dabei gegeben, gute Songs zu schreiben. Ich wollte die Wahrheit wiedergeben und Songs schreiben, die gleichzeitig aktuell wie zeitlos sind; ein Album, mit dem sich die Leute identifizieren können. Wir können natürlich nicht beeinflussen, was sie beim Hören fühlen werden, doch wir hoffen, dass es ihnen ähnlich geht wie uns.“
Doch was bedeutet es denn, in der heutigen Zeit ein Mensch zu sein? Nun, die Schmerzen über die in den letzten Jahren am meisten gesprochen wurde, sind sicherlich psychischer Natur. Mehr als nur Krankheiten, sondern etwas, das den inneren Kern ausmacht und mal stärker, mal schwächer in Erscheinung tritt. Etwas, das niemand so richtig versteht.
„´Actual Pain´ zeigt eine Eltern-Kind-Beziehung, über der eine Wolke schwebt“, erklärt der Frontmann. „Wir versuchen zu beschreiben, wie sich beide Seiten fühlen, wenn einer von ihnen unter Depressionen leidet – dass es mehr als den Betroffenen selbst tangiert. Es ist nur ein Beispiel wie wir mit ´Generation Rx´ Erfahrungen teilen möchten – ohne Angst, ohne Kritik, aber mit allen Emotionen.“
Das gelingt.
Aktuelles Album: Generation Rx (BMG Rights / Warner) VÖ: 14.09.
Foto: Ville Juurikkala