Während des WESTZEIT-Interviews im KKC-Büro werden wir durch einen Anruf gestört. „Was ist das denn für eine Band heute abend? Sind die gut?“, fragt der Anrufer. Artig gibt der KKC-Mitarbeiter Auskunft: „Smoke Blow, das ist eine Kieler Band.“ - „Nicht Kieler Band - ‘ne KILLERBAND!“ schreit die versammelte Runde, „mit ‘ner dicken Rockkante.“ Der Anrufer ist noch nicht überzeugt: „Mehr Rock als Punk?“ - „Ach, der soll kommen“, mault Letten. „Das wird geil. 1000 mal besser als so eine L.A.-Band.“
Das Missverhältnis, welches zwischen Bands aus Übersee und einheimischen Combos herrscht, hebt Frontmann Jack Letten nicht nur in diesem Gesprächsfetzen hervor. Auch mit dem Titel ihres neuen Albums thematisieren Smoke Blow das, was sie ‚German Angst‘ nennen. „Ursprünglich ist der Begriff ‚German Angst‘ von den Amis nach dem 2. Weltkrieg den Deutschen angedichtet worden. Nach dem Motto: Die trauen sich jetzt nicht mehr, anständig in den Krieg zu ziehen. - Aber das ist eigentlich auch gut so.“ Alles schön und gut, aber nun zurück zur Musik. „Wir gehen gegen diese musikalische German Angst an. Wir stehen dazu, eine deutsche Band zu sein, und meinen, dass wir es locker mit solchen US-Bands aufnehmen können.“ Wenn man Smoke Blow schon einmal live erlebt hat, kann man dies nur bestätigen. Auf den Mund gefallen sind sie jedenfalls nicht. „Man muss genug Selbstvertrauen haben, um den Leuten auch mal zu sagen, dass sie Idioten sind, wenn sie nicht zu den Konzerten kommen. Es lohnt sich. Wir machen eine gute Show, aber nicht so einen Rockstar-Scheiß.“ Das Artwork der neuen Scheibe kommt hingegen sehr prollig daher. „Ach was, der fette Kahn passt ganz gut zu uns. Aus dem Schornstein kommt der Rauch heraus, und der fette Bug spiegelt unseren Gitarrensound wider. Viele HC-Bands haben einen schneidigen Sound, während wir eher diesen fetten Rocksound haben. Das ist ja auch unsere Stärke.“ Stimmt, und als ob es einen weiteren Beweis dafür bräuchte, haben sie mit dem neuen Album eine mehr als reife Leistung abgeliefert - von vorne bis hinten! „Das Ende kommt ein bisschen lesbisch rüber, oder? Das soll eine Art Abspann sein, wie bei einem Film. Wir versuchen auch, böse und brutal zu sein, aber nicht ewig die gleichen Plattitüden herunterzuleiern.“ Davon ist die Ausnahmeband weit entfernt, wie die Publikumsnähe beim Konzert im Essener KKC zeigte, wo sogar die Fans in die Show mit einbezogen werden oder jemand aus der Menge sein Bier für die ausgetrocknete Kehle des Sängers hergibt. „Wir sind keine Stars, die da oben auf der Bühne stehen, und die Leute stehen unten. Alle stehen auf einer Ebene! Das ist uns wichtig.“ Die Fans wissen das zu schätzen. Nur eines hat die Fanscharen auf eine harte Probe gestellt: ‚German Angst‘ hat endlos auf sich warten lassen. „Weil wir zu schlecht sind“, grinst Letten. „Wir haben im Januar 2002 mit den Aufnahmen begonnen. Insgesamt waren es 14 Songs, aber die Hälfte hat sich als total mies erwiesen. Natürlich waren auch ein paar richtige Knaller dabei, also dachten wir, lass uns eine richtig geile Platte machen und den Leuten etwas bieten für ihre Kohle.“ Der strapazierte Geldbeutel der Fans ist ein Thema, das im Verlauf des Interviews mehrfach zur Sprache kommt. „Eine CD ist nicht gerade billig, und ich fände es scheiße, den Leuten ein halbgares Ding unter die Nase zu halten. Schlussendlich ist jeder Song mit viel Liebe und Hingabe erarbeitet. Deshalb ist die Platte ihr Geld wert, und wer etwas anderes sagt, der lügt.“ Also: Schnauze halten und kaufen!Aktuelles Album: German Angst (Nois-O-Lution / Indigo)
Weitere Infos: www.smokeblow.de