Bestandsaufnahme in Sachen Blindside: Eine schwedische Band, die aus der Hardcore-Ecke stammt und sich nun eher in die Herzen des NuMetal-Nachwuchses spielt. WÀhrend sie sich fern der Heimat zwei Jahre lang den Allerwertesten wund touren, treffen sie mit P.O.D. eine Band, die Àhnlich klingt und ihren Durchbruch lÀngst geschafft hat. Unter deren Fittichen folgen Major Label-Deal und Produktion einer Platte.
âIch denke nicht, dass wir etwas typisch Schwedisches an uns habenâ, sagt SĂ€nger Christian Lindskog gleich eingangs des GesprĂ€chs. Das stimmt, wenn man bei den Worten âtypisch Schwedischâ an Bands wie die punkigen The Hives oder die Hellacopters denkt. Blindside befinden sich in der schwedischen Liga zu unrecht etwas im Abseits, stehen sie doch musikalisch eher amerikanischen Kollegen wie eben P.O.D. (nur um ein Beispiel zu nennen) nahe. Und obwohl es an Fans nicht unbedingt fehlte, lieĂ der Durchbruch in der Heimat lĂ€nger auf sich warten, als Blindside dazu bereit waren. Also packten sie ihre Koffer und begaben sich ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. âWir sind kreuz und quer durch ganz Amerika getourt. Einmal mussten wir fĂŒr einen einzigen Auftritt von der OstkĂŒste bis Seattle fahren. Das waren 30 Stunden Fahrt und wir hatten noch sechs Stunden Schlaf eingeplant, aber dann kam alles anders, weil unser Tourbus den Geist aufgegeben hatte.â Wenn er das so erzĂ€hlt, merkt man, dass es ihnen die Strapazen auf jeden Fall wert waren. âWir haben uns die ganze Zeit von einem Auftritt zum anderen gehangelt und haben fĂŒr etwas Spritgeld gespielt und dann ging es weiter. Geschlafen und gegessen haben wir dann bei Freunden. Wir betrachten das als eine Möglichkeit, kostenlos zu reisen und so die ganze Welt zu sehen. Es war ein einziges groĂes Abenteuer.â Daran hat sich auch bis heute fast nichts geĂ€ndert. Nach einigen Tagen Promotion geht es weiter auf Tour, wo sie SzenegröĂen wie Disturbed und Korn supporten. âZur Zeit Leben wir, wie auch schon die letzten zwei Jahre davor, nur noch im Tourbus. Man könnte sagen, er ist unser Haus geworden. Leider haben wir nicht 12 Einzelzimmer fĂŒr alle Leute.â Obwohl sie gröĂtenteils in den USA unterwegs sind, wollen sie ihrer skandinavischen Heimat nicht ganz Lebewohl sagen. Ganz im Gegenteil schĂ€tzen sie die Distanz sogar. âEs ist schön nach dem Touren nach Hause zu kommen und ein wenig Abstand von allem zu haben, auch geographisch.â Nach jahrelangem Touren und schweiĂtreibenden Auftritten voller Energie zwischen Aggression und Emotion ist es auch ganz schön, einen Gang herunterschalten zu können. Auch auf ihrem aktuellen Album, das im Vergleich zur ruppigen Liveperformance beim Showcase im Dortmunder Soundgarden Ende letzten Jahres und trotz einer gewissen Heavyness eher zurĂŒckhaltend ausgefallen ist, zeigen Blindside, dass sie gerne auch mal die leisen Töne anschlagen. Dies beweist der sehr ruhige Titelsong. ââSilenceâ habe ich irgendwann mal allein auf der Akkustikgitarre gespielt. Eigentlich war er gar nicht fĂŒr das Album gedacht. Als wir den Songtext dann einfach mal aufgeschrieben haben, dachten wir, dass er textlich ziemlich genau die Gesamtaussage des Albums trifft.â Die ist zwar ganz und gar nicht leise, aber wir wissen ja schon seit geraumer Zeit, dass âquiet is the new loudâ.Aktuelles Album: Silence (Elektra / eastwest)
Weitere Infos: www.blindside-silence.de