Chanson-Sängerinnen gibt es in Frankreich viele. Es gibt auch welche, die Chansons auf Englisch singen. Weniger üblich ist allerdings die Variante, US-amerikanisch geprägte Folk-Songs auf Französisch vorzutragen. Rose, die Dame, die sich - als Hommage an ihr großes Vorbild Janis Joplin - nach dem gleichnamigen Spielfilm mit Bette Middler benannte, ist allerdings eine Vertreterin dieser Spezies. Roses Vorbilder sind im Kreis angelsächsischer Künstler zu suchen und ihre Musik orientiert sich dabei eher an Folk, Jazz und sogar Country als etwa am Montmartre.
Der einzige Grund, warum sie nicht auf Englisch singt ist der, dass sie es (noch) nicht gut genug spricht, um sich in dieser Sprache ausdrücken zu können.„Meine musikalischen Einflüsse sind immer amerikanisch“ erklärt Rose, „zwar hat die Musik für mich quasi mit den Beatles begonnen, aber deren Texte sagten mir nicht wirklich etwas. Meine wirklichen Einflüsse sind Crosby. Stills & Nash, Joni Mitchell, Bob Dylan, Elliot Smith - immer Songwriter mit Gitarre und Stimme. Die Gitarre hat es mir dabei besonders angetan - ich mag eigentlich keine lauten, elektrischen Töne oder gar Elektronik. Was mich berührt sind Stimmen und Texte.“
Wie findet man denn in Frankreich Musiker, die diese Art von Musik spielen? Kommen die Musiker, die auf Roses Scheibe spielen, vielleicht vom Jazz?
„Einige schon“, gesteht sie, „der Kontrabassist Rémi Vignolo ist ein großer Jazzer, ebenso der Pianist Gérard Bikalo. Das ist natürlich ein Vorteil, weil solche Leute alles spielen können und alles wissen, was man wissen muss. Ich bin da nur ein kleines Licht, eine blutige Anfängerin.“
Einer der Tracks, die Ballade „Je m'ennui“ (ich langweile mich) hat ja am Ende sogar eine kleine Jam-Session ...
„Das war meine Idee“, meint Rose stolz, „ich glaube, es war die einzige Idee, die ich zu den Arrangements beigetragen habe. Das hängt mit der Stimmung des Songs zusammen. Es geht um die Langeweile an langen Abenden. Für mich ist das immer gleichbedeutend mit dem Besuch in kleinen, verruchten Jazz-Höhlen, bei denen man Jazz Musikern bei Jam-Sessions zusieht.“
Dann gibt es sogar eine Steel-Gitarre und ein klein wenig Country auf der Scheibe.
„Ja, ich habe zwar die Arrangements nicht selber machen können, aber ich habe mir doch wenigstens die Instrumente und die Musiker ausgesucht. Das war gar nicht so einfach, denn Jean Yves Lozarch ist der einzige Pedal-Steel-Gitarrist in Frankreich.“
Die sehr persönlichen Songs auf Roses Album erzählen dabei die Geschichte einer Trennung. Wie findet sie denn ihre Themen?
„Also es sind ja in dem Fall immer dieselben Themen“, meint sie bescheiden, „die Trennung und die verschiedenen Stadien, die man da durchlebt. Es gibt Songs über Julien, meinen damaligen Freund, über Rose - mich - und auch ‚Ciao Bella', über meinen Großvater aus Italien, den ich sehr verehrte und der immer für mich da war und mich immer begleitet hat - auch während dieser Trennung. Und diese ist auch das Haupt-Thema.“
Roses Texte zeichnen sich dabei nicht nur durch eine große Offenheit aus, sondern auch durch Humor. Sie scheint kein Problem zu haben, sich selbst auf die Schippe zu nehmen und wegen eines Gags auch einmal einen Reim zu verdrehen.
„Ja, das ist mir sehr wichtig“, stimmt sie zu, „das, was ich erzähle ist für gewöhnlich eher traurig und schmerzlich, aber ich möchte es auf fröhliche Art erzählen, und dazu gehört, dass die Musik lebhaft ist, jazzig und swingend und dazu gehört auch der Humor.“
Mit ihrer Debüt-CD tritt Rose ziemlich nahtlos in die Fußstapfen einer Carla Bruni - wobei, wie gesagt, die Musik eher angelsächsisch geprägt erscheint. Mit dieser Mischung hat sie eine bislang unbesetzte Nische belegt und ist in Frankreich bereits ein gefeierter Star. Das sollte sich hierzulande doch eigentlich wiederholen lassen.
Aktuelles Album: Rose (EMI)