Es heißt, das zweite Album sei immer das schwerste. Wenn die alte Musiker-Weisheit oft nur Seemannsgarn ist, bei The Bravery trifft sie zu. Die Amis sind 18 Monate um den Globus getourt, nonstop. Im Tourbus haben sie nebenbei ihr neues Album „The Sun And The Moon“ geschrieben, das sie mit Star-Produzent Brendan O’Brien (Rage Against The Machine, Pearl Jam) aufgenommen haben. Während der bereits begonnenen neuen Tour hat Keyboarder John in seinem Appartment in Chinatown in New York Zeit für ein Gespräch freigeschaufelt.
Auf Euerem zweiten Album sind zwar einige rockigere Stücke, der Grundton bleibt aber stets melancholisch. Was ist die Quelle dieser Traurigkeit?„Ach weißt Du, das ist mittlerweile unsere Handschrift, unsere Signatur. Die Leute verbinden das mit uns. Auf unserem ersten Album haben wir dem sehr viel Raum gegeben und wir wollten es jetzt weiterführen. Deshalb sind die traurigsten Stücke auf unserem neuen Album gleichzeitig auch die fröhlichsten. Das ist auch der Grund für den Titel „The Sun And The Moon“, voller Gegensätze halt.“
Ihr stammt aus den USA, klingt aber sehr britisch. Wie kommt das?
„Das ist lustig, dass Du das sagst, viele Leute sagen das. Vielleicht kommt es daher, weil wir mit britischen Bands aufgewachsen sind.“
Euer erstes Konzert war am 25.11.2003 in Williamsburg/NewYork. Was bedeutet Euch Williamsburg?
„Oh, Williamsburg ist ein hipper Stadtteil in New York, es ist eine große Ansammlung von Kids. Ich mag es da, es gibt eine großartige Musik- und Kunstszene, obwohl niemand von uns da je gelebt hat. Wir wohnen in Manhattan.“
Wie konntet ihr Euch die horrenden Mieten dort leisten?
„Das stimmt, Manhattan ist sehr teuer, aber ich lebe in China Town, da sind die Mieten noch erträglich. Ich hab ein kleines Appartment an der Canal Street.“
In letzter Zeit wart ihr nicht so häufig zu Hause, habt ewig getourt. Wie oft kam es zu Streitereien unter Euch?
„Wir waren 18 Monate am Stück unterwegs in über 30 Ländern, das war schon hart. Trotzdem kam es nie zu Reibereien, denn es hat ja auch Spaß gemacht. Wir sind so glückliche Menschen, dass wir Musik machen dürfen und davon leben können. Außerdem snd wir alle gut befreundet und ich glaube, dass uns diese Erfahrung noch enger miteinander verbindet. Wir sind dabei sowohl persönlich als auch musikalisch gereift.“
Das neue Album entstand im Tourbus. Wie war das, ein neues Album on the road zu schreiben?
„Wir waren so lange auf Welttournee, unter anderem mit Depeche Mode. Das war mitten im Winter. Du spielst als Vorgruppe in großen Stadien und sitzt danach im Tourbus. Da hast Du eine Menge Zeit und so haben wir angefangen, Songs für das neue Album zu schreiben. So wir es bei unserem Debüt gemacht haben: mit Gitarren und einem Laptop.“
Ihr habt das neue Album mit Star-Produzent Brendan O’Brien aufgenommen. Was macht er anders als andere Produzenten?
„Wir waren begeistert mit so einer Größe arbeiten zu dürfen. Ich glaube, seine Klasse besteht darin, dass er fast alle Instrumente brilliant spielen kann, das ist schon Wahnsinn. Es hat uns geholfen eine gute Performance hinzulegen. Es war für uns aber auch eine total neue Erfahrung, jemanden dabei zu haben, der die Songs aus einer anderen Perspektive sieht. Das war spannend.“
Habt Ihr Mal daran gedacht, mit anderen Bands was zusammen zu machen?
„Das würden wir gerne. Ich denke da an DJ’s oder Künstler, die total anders sind als wir, das wäre bestimmt ein Riesen Spaß. Ich könnte mir das auch mit Hip Hop- oder R’n’B-Musikern vorstellen, aber bisher hat sich nichts ergeben.“
Seid ihr eigentlich politisch?
„Persönlich ja, aber wir drücken, dass nicht in unserer Musik aus. Auf dem neuen Album haben wir jetzt einen politischen Song. „Every Word Is A Knife In My Ear“ ist über die amerikanischen Medien, die immer etwas überzogen berichten.“
Aktuelles Album: The Sun And The Moon (Universal)