Der Name legt es schon nahe: Missouri halten sich – geographisch wie musikalisch – von allem fern, was musikalischen Mainstream ausmacht, und können genau deshalb überzeugen. Natürlich erfindet auch das (schlagzeuglose) Trio aus Nürnberg die Musik nicht neu, aber gerade für eine deutsche Band gelingt Missouri auch auf ihrem neuen Album "To The Darkened Corners Here We Go" der eigenständige Umgang mit allem, was man als Vorläufer moderner Popmusik bezeichnen kann (Blues, Folk und Country), doch ungewöhnlich souverän. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die drei damit auch noch relativ erfolgreich sind.
Erinnerte der Erstling "It‘s A Glow-In-The-Dark Good Time" – bewusst oder unbewusst - eher an amerikanische Slow-Core-Helden, scheint das neue Album eher von einer britischen Traurigkeit gekennzeichnet zu sein, die einem am ehesten Bands wie die Tindersticks oder den australischen Melancholie-Großmeister Nick Cave ins Gedächtnis ruft. Das sieht auch Sänger Red beim Gespräch mit der WESTZEIT so: "Das liegt in erster Linie daran, dass meine Liebe schon immer diesen Sachen galt. Ich bin zum Beispiel ein ganz großer Nick-Cave-Fan. Das heißt nicht, dass ich versuche, wie er zu klingen, aber diese Balladenhaftigkeit seiner Stücke habe ich sehr verinnerlicht. Die Atmosphäre bei der neuen Platte war etwas lockerer, deshalb klingt auch die Platte etwas beswingter und souliger."Die neu gewonnene Lockerheit ist nicht zuletzt auch auf die Tourneen zurückzuführen, die Missouri letztes Jahr mit den Münsteraner Seelenverwandten Green Apple Sea und dem süddeutschen Barden Erhard unternommen haben. "Die Tourneen haben auf jeden Fall bewirkt, dass wir inzwischen sehr gut, sozusagen blind, zusammenspielen. Das kann man auch daran ablesen, dass wir das Proben zum Beispiel komplett aufgegeben haben. Wir proben jetzt noch nicht einmal mehr vor Tourneen. Wir sprechen einfach nur noch durch, wer bei welchem Stück welches Instrument spielt und wie, und wenn wir dann spielen, funktioniert das einfach."Apropos Tourneen: Während viele andere deutsche Bands kaum in Deutschland längere Tourneen gebucht bekommen, schaffen Missouri das nicht nur gleich mehrmals pro Jahr, sondern die Band spielte auch schon des Öfteren im Ausland, zusammen mit Granfaloon Bus sogar schon in den USA. War das nur das Sahnehäubchen oder wirklich ein einschneidendes Erlebnis? "Es ist eine tolle Erfahrung, aber nicht wirklich wichtig. Das macht sich natürlich gut für die Plattenfirma, so etwas in einem Info-Text erwähnen zu können, es ist natürlich schön, so etwas einmal gemacht zu haben, aber für uns war die Freundschaft eigentlich wichtiger. Wir spielen ja jetzt auch im Februar wieder auf der Deutschland-Tournee mit Granfaloon Bus zusammen."
Denn natürlich kommt es Missouri nicht in erster Linie auf das Name-Dropping an, sondern darauf, Leute zu finden, die ihre Musik verstehen und anerkennen, gerade weil sie kein 08/15 Radiopop ist. "Gerade wenn du länger Musik machst, ist es natürlich schon wichtig, dass du auch in irgendeiner Weise Anerkennung findest", bestätigt Red anschließend. "Es geht ja in unserer Größenordnung nicht ums Geld, weil es eh nichts zu verdienen gibt. Insofern ist die Anerkennung das Einzige, um das es geht. Das ist Balsam für die Seele."
Aktuelles Album: "To The Darkened Corners Here We Go" (XXS Records/Indigo)
Die Missouri-Tournee läuft vom 5.-18.2.2002
Weitere Infos: www.xxs-records.de/ Foto: Label