Chris Cacavas in des Wortes eigentlicher Bedeutung (Menschenfeind) einen Misanthropen zu nennen, ist eigentlich falsch, denn in seinen Songs schwingt immer viel Empathie und auch Sympathie für die seelischen Schräglagen der Typen über die er singt mit. Aber auch auf dem aktuellen Album "Bumbling Home From The Stars" gibt es vor allem wieder viele traurig-schöne Balladen über Außenseiter, Verlierer, Mörder und/oder Opfer aller Art – schon durchaus Randfiguren unserer Gesellschaft.
"Nun, es dürfte ja mittlerweile deutlich geworden sein, daß ich diesbezüglich veranlagt bin", gibt Chris diesen Umstand zu, "das soll nicht heißen, daß ich nicht privat auch mal für einen Witz zu haben bin, aber tendenziell bin ich eher so ein düsterer Typ. Das ist eine Mentalitätsfrage." Vielleicht liegt es auch daran, daß dieser Aspekt bei "Bumbling" so stark betont scheint, weil sich das neue Album sich musikalisch vom bislang gewohnten, gitarrenbetonten Rocksound abwendet? "Das ist in der Tat ein bewußter Prozeß", überlegt Chris, "ich wollte weg von dem bombastischen Sound von Junkyard Love, ohne deshalb gleich einen kompletten Bruch zu vollziehen. So integrierte ich z.B. Synthesizer. Privat höre ich nämlich solche Musik recht gern – ich bin ein Fan von dem ganzen K7 Kram und Kruder & Dorfmeister und so was." Nicht nur die Synthesizer und die balladeske Form der meisten Stücke klingen für Cacavas ungewohnt, auch die Gitarrensounds sind seltsam verzerrt. Fast meint es, Chris möchte die 80er wieder heraufbeschwören. Zumindest einige Riffs und Harmonien erinnern sehr an diese Zeit. "Nun ja, New Wave mache ich nicht gerade", schränkt er ein, "aber was ist denn falsch, sich von dieser Musik ein wenig inspirieren zu lassen? Ich kann doch nicht immer das Gleiche machen." Stimmt: Immerhin hat auch Chris Cacavas nach wie vor mit den ewigen Stigma des Neil Young Clones zu kämpfen. Immerhin: Chris Cacavas hat da einen Interessanten Ansatzpunkt gefunden, sich vom Standard-Sound wegzubewegen. "Ich habe jetzt eine junge Band, mit der ich auch touren werde", fährt Chris fort, "besonders mein Gitarrist. Jesse Wilder hat viele Ideen den Sound betreffend. Ich lasse mich da auch inspirieren." Kommen wir noch mal zu den Songs zurück. Was machen denn die ganzen Mord-und-Totschlag-Stories auf der Scheibe? "Meinst Du "I Just killed A Man"? Das ist autobiographisch”, grinst Chris, und schränkt dann ein, "nein, nein, natürlich nicht. Es ist die Story von diesem Serienmörder. Ich wollte mich immer schon mal in einen Serienmörder hineinversetzen." Wer will das nicht? "Ich bin zwar nicht der beste Geschichtenerzähler, dachte mir aber, daß ich das mal machen müßte", schwärmt Chris, "das Besondere an meiner Geschichte ist das Ende. Mein Serienmörder fährt nach Disneyland, weil das der reinste Ort auf Erden ist, um sich dort erlösen zu lassen." Manchmal treffen sich der professionell melancholische und privat eher gelöste Chris Cacavas und singen zusammen einen Song. Oder kreieren einen CD-Titel wie "Bumbling Home From The Stars". Nachdem uns Chris soeben im Vorprogramm und in der Band von Steve Wynn einen ersten Live-Eindruck des neuen Materials vermittelte, wird er im Frühjahr mit Band auf Tour gehen. Wenn dann der Sound auch nur halbwegs an die CD heranreicht, dürfen wir uns auf eine abwechslungsreiche und vom ausgetretenen Pfad abweichende Rock-Show freuen.Weitere Infos: www.chriscacavas.com/