Nach gut sechs Jahren ist alles beim Alten bei Bad Religion. Man ist zurück auf Brett Gurewitz´ Label Epitaph und der Meister himself ist wieder Teil der Band. Zeit, die Kommerzvorwürfe nach dem Gang zum Major, und für viele vielleicht auch die letzten Releases, zu vergessen und da anzuschließen, wo ”Against The Grain” aufhörte. Sind die Kalifornier aber heute wirklich wieder der Inbegriff des PunkRock?
Finanziell geht es der Band sicher besser als dem Großteil der Szene, und mit dem Imperium im Rücken, das Brett Gurewitz sich, nicht zuletzt dank einiger Kassenschlager wie The Offspring, geschaffen hat, lässt es sich sicherlich auch in Zukunft recht unbeschwert drauf los spielen. Deshalb werden Bad Religion wohl auch nach der Zeit bei Columbia damit zu kämpfen haben, dass sie zu den besserverdienenden Bands des Genres gehören und deshalb von der Underground-Szene nicht akzeptiert werden. Trotzdem: Hört man die neuen Songs, dann ist da wieder dieser Geist, der schon vor 20 Jahren Kids mit ihren Skateboards auf dem Weg zur Schule begleitete. Vielleicht kann ja alles wieder so werden, wie es mal war. Für Brett Gurewitz jedenfalls geht eine Zeit in seinem Leben zu Ende, in der er die Band, die für ihn wie eine Familie ist, vermisst hat."Ein Grund, warum ich zurück in die Band wollte, ist, dass ich herausgefunden habe, wie wichtig Songwriting für mich ist. Nach meinem Ausstieg versuchte ich, Songs für ein Soloprojekt zu schreiben, aber das funktionierte nicht. Da habe ich es aufgegeben und 5 Jahre lang nichts geschrieben. Und als Greg sagte: "Hey, lass uns die neue Platte zusammen schreiben.”, fand ich heraus, dass ich nun mal nur Bad Religion Songs, und nicht einfach irgendetwas anderes schreiben kann. Ich habe eine Menge Bands produziert in den Jahren, als ich nicht bei Bad Religion war, aber das ist kein Ersatz dafür, selbst kreativ zu sein und eigene Songs aufzunehmen. Die Band ist ein großer Teil von dem, was ich bin. Etwas, das die Jungs und ich angefangen haben, als wir Kids waren. Das war unglaublich einflussreich und darin steckt einfach eine Menge Arbeit an Hunderten von Songs.”Bad Religion haben Zeit ihres Bestehens einen ganz eigenen Prozess vollzogen. Ist das auch der "Process Of Belief”?
"Unser Glaube definiert das, was wir sind. Und du kannst dich selbst fragen: an was glaube ich? Viele sagen dazu nur: "Ist doch egal, lass uns einen saufen.” oder "Ich glaube an gar nichts.” Aber das ist nicht wahr, du kannst nicht an gar nichts glauben. Das Interessante ist: diese Gruppe, in der wir nun so lange zusammen sind, auch wenn ich zwischendurch nicht dabei war, hat eine Menge zusammen durchgestanden. Und eine Menge hat sich auf diesem Weg verändert. Genau das ist der Process Of Belief für uns.”
Das spiegelt sich auch in den neuen Songs wider.
"Der erste Song, Supersonic, handelt von der Schnelllebigkeit der modernen Gesellschaft. Die ersten Zeilen lauten: ”Am I making haste or could it be haste is making me?” Ich denke, dass Bad Religion wie Punk immer für schnelle Musik stand. Aber warum ist Punkmusik schnell? Nur um schnell zu sein? Einfach so? Ich denke, es ist moderner Rock´n´Roll und eine Reflektion der modernen Welt. Wer PunkRock für sich entdeckt, denkt ganz einfach: Yeah! Das ist meine Welt. Das ist, wie sich meine Welt anfühlt. Es ist verrückt, es ist schnell und es gerät immer wieder außer Kontrolle.”
Und wenn eine Band 20 Jahre lang so zielsicher außer Kontrolle gerät, dann hat sie eine ganze Menge richtig gemacht.
Aktuelles Album: Process Of Belief (Epitaph)
Weitere Infos: www.badreligion.com Foto: Chapman Baehler