„Das Album ist wie eine Welle, die niemals bricht“, war die Antwort von Gitarrist John Cummings, als er kurz vor Ende der Aufnahmen des neuen Mogwai-Werkes gefragt wurde, wie er denn die Platte am ehesten beschreiben würde. Das hört sich nicht nur ziemlich poetisch, sondern wegen des oft epischen Ausmaßes vieler Songs auch ziemlich treffend an. John dagegen rollt entsetzt mit den Augen, als wir ihn beim Westzeit-Interview in Köln darauf ansprechen.
„Das war ein WITZ! Ein Vertreter unserer Plattenfirma schaute bei den Aufnahmen vorbei und fragte nach einer Beschreibung der neuen Stücke. Ich sagte nur: ‚Ich hab keinen Schimmer’, aber er ließ nicht locker und meinte: ‚Wie ist denn die Atmosphäre ganz generell?’ oder etwas ähnlich Unsinniges, und da hab ich halt gesagt: ‚Es ist wie eine Welle, die niemals bricht’. Das war einfach das Erste, was mir in den Sinn kam, und es hat gereicht, um ihn ruhig zu stellen“, erinnert sich John schmunzelnd. „Er hat es dann überall herumerzählt und darauf hingewiesen, dass ich das so gesagt hätte!“ Man darf eben nicht den Fehler machen, irgendetwas, das die fünf Schotten sagen, auf die Goldwaage zu legen. Immerhin nannten sie ihr letztes - zweifelsohne bisher ruhigstes - Album „Rock Action“. Der Arbeitstitel für das neue Werk dagegen lautete „Bag Of Agony“. Keine schlechte Wahl, wenn man bedenkt, dass Mogwai für die depressiven Tendenzen ihrer Musik und ihrer Texten geradezu berüchtigt sind. Genannt haben sie die LP letztendlich allerdings „Happy Songs For Happy People“! „Das war einfach ein Titel, der uns zum Lachen gebracht hat, eben weil es ganz und gar keine fröhlichen Songs sind. Zudem sind die meisten unserer Hörer griesgrämige Studenten!“, erklärt John lachend. So sorglos Mogwai auch mit Titeln umgehen – auf dem Album findet sich beispielsweise ein Song namens „Golden Porsche“ –, so ernst nehmen sie ihre Musik. „Wir mussten das neue Album innerhalb sehr kurzer Zeit aufnehmen, und das war auch gut so, denn rückblickend würde ich sagen, dass wir für die Platte davor zu viel Zeit und Geld der Plattenfirma aufgewendet haben“, ist sich Keyboarder Barry Burns sicher, und das Album gibt ihm Recht. Zwar haben Mogwai selten größer und wichtiger geklungen, gleichzeitig ist „Happy Songs…“ trotz des allgegenwärtigen, subtilen Panorama-Sounds aber wohl auch ihre präziseste und griffigste Platte geworden. Sie erscheint auf dem bandeigenen Label Rock Action. „Wir denken nicht unbedingt Business-orientiert, und wir sind auch nicht gerade Organisationstalente, also tappen wir derzeit etwas im Dunkeln“, erzählt Barry von den Erfahrungen als Geschäftsmann. „Aber ich bin mir sicher, irgendwann werden wir für unsere Mühen belohnt werden!“Die Anhänger Mogwais dagegen dürfen sich freuen, denn sie werden dieser Tage auch noch mit einer Tournee belohnt. Dabei hatte uns doch Gitarrist Stuart Braithwaite schon vor Jahren auf der ersten Mogwai-Deutschland-Tour gesagt, dass die Band hier nie wieder spielen würde? „Was für ein albernes Statement“, meint John kopfschüttelnd. „Stuart sagt immer das, was ihm gerade in den Sinn kommt! Natürlich machen die Konzerte nicht mehr so viel Spaß, wenn du schon sechs Monate unterwegs bist, aber wenn es nicht das Aufnehmen von Platten und das Spielen von Konzerten ist – welchen Grund gäbe es sonst noch, in einer Band zu sein?“
Weitere Infos: www.mogwai.co.uk Foto: PIAS