Ihren alten Grundsatz „Ohne Proben ganz nach oben“ haben Virginia Jetzt! schon seit einiger Zeit hinter sich gelassen. Und auch die Tage von billigen EP-Veröffentlichungen auf kleinen Labels gehören der Vergangenheit an. Aber auch wenn ihr erstes Album, großartigerweise „Wer hat Angst vor Virginia Jetzt!“ betitelt, nun bei einer größeren Plattenfirma erscheint, haben die vier Berliner Nino Skrotzki, Thomas Dörschel, Mathias Hielscher und Angelo Gräbs nicht vergessen, dass der eigene Weg zumeist ein besserer ist als der des geringsten Widerstandes. Ein Weg, auf dem ihnen und ihrem zeitlos schönen Gitarren-Pop mit charmanten deutschen Texten Könner wie Tom Liwa oder der Fünf-Freunde-Nachfolger Camping musikalisch ebenso begegnet sind wie Ben Folds Five oder sogar Weezer.
Die kontinuierliche Arbeit, bei der die Musik stets wichtiger war als die Moneten, ist vermutlich auch Grund dafür, dass echte Aufbruchstimmung nun bei den vieren nicht aufkommt, obwohl ihr Debütalbum ganz einfach super ist. „Ich glaube nicht, dass sich unser Einsatz sehr verändert. Wir gehen an die kommenden Konzerte nicht anders heran als an jede andere Tour“, meint Nino. „Wir freuen uns darauf, aber es ist auch so, dass uns einige Leute schon drei-, viermal mit genau dem gleichen Set gesehen haben. Deshalb machen wir uns natürlich schon ein paar Gedanken, was das Licht oder hier und da ein anderes Stück betrifft, denn wir wollen ja auch nicht langweilen. Aber das Gefühl zu starten ist eigentlich bei jeder Tour wieder aufs Neue da, das hat nichts damit zu tun, dass die Platte nun herauskommt oder dass sie bei Motor Music erscheint.“ Und auch wenn VJ! weiterhin der Meinung sind, dass Liveauftritte und Studioproduktionen etwas Grundverschiedenes sind, haben die Aufnahmen zu ihrem Erstling auch ein wenig auf die Herangehensweise bei den anstehenden Konzertreisen abgefärbt, wie Thomas weiß: „Wir wollen zwar nicht versuchen, die Platte identisch live umzusetzen, da man im Studio einfach mehr Möglichkeiten hat. Allerdings wollen wir aber auch das Liveset nicht völlig puristisch halten, sondern vorher im Proberaum versuchen, ob es nicht doch einen Weg gibt, das, was wir im Studio gemacht haben, auch live klingen zu lassen.“ Schließlich haben sich Virginia Jetzt! schon im Laufe ihrer drei EPs – „Meine Welt“, „Pophymnen“ und „Mein Sein“ – stetig entwickelt, und das soll sich natürlich auch in Zukunft nicht ändern.Abschließend wollten wir deshalb noch wissen: Was darf denn auf gar keinen Fall passieren, wenn nun das Debütalbum erscheint? „Dass es irgendjemand nicht gut findet“, antwortet Mathias – sehr zur Belustigung seiner Bandkollegen – wie aus der Pistole geschossen. „Das wäre echt hart! Nein, im Ernst: Es gibt nichts, was nicht passieren darf. Wenn man in Deutschland solche Musik macht wie wir und aus einem solchen Umfeld kommt, dann gibt es scheinbar immer irgendjemanden, der sagt, was man tun darf und was nicht und mit wem man reden darf und mit wem nicht. Wir haben da unsere eigenen Vorstellungen, und die können sich extrem von dem unterscheiden, was andere Bands tun, die ähnliche Musik machen wie wir!“
Weitere Infos: www.virginia-jetzt.de Foto: Christoph Kniel