Kanada rockt! Und die Jungs von Nickelback gehören inzwischen sicher zur ersten Garde der nationalen Musikszene und sind nicht kleinzukriegen. Zwei Alben haben sie innerhalb eines Jahres hierzulande auf den Markt gebracht, und in gleicher Zeit auch noch zwei (bzw. fast eine riesige) Clubtouren durchzuziehen zeugt von unglaublicher Kondition. Zeit für einen kurzen Lagebericht, bevor sie im Februar wieder unsere Bühnen beehren.
Irgendeinen der Jungs ans Rohr zu bekommen gestaltet sich natürlich verdammt schwierig, touren sie sich doch derzeit sprichwörtlich den Arsch ab. Dennoch fanden sie die Zeit, ein paar Statements per e-mail über den grossen Teich zu beamen. Nachdem fast zwei Jahre nach der Veröffentlichung in Amerika auch in Europa das Roadrunner-Debut „The State“ erschien, begann so langsam der Durchbruch. Der Song „Old Enough“ erschien auf dem „Blair Witch 2“ Soundtrack, und die Single „Leader Of Man“ war aus Rundfunk und Fernsehen kaum noch wegzudenken. Kurze, heftige Europa-Tour mit 3 Doors Down, noch ein paar Festivals mitgemacht und wieder zurück in die Heimat, um die Vorbereitungen für den Release von „Silver Side Up“ zu treffen. Und dieses Goldstück zog sofort alle Register: Einstieg auf Platz 2 der Billboardcharts und rekordverdächtiges Airplay der ersten Singleauskopplung „How You Remind Me“ in den Staaten, und auch hierzulande wurden die Alternative-Charts direkt in Beschlag genommen. Und auf einmal änderte sich immer mehr. „Die Live-Shows haben sich merklich geändert. Inzwischen kommen wesentlich mehr Altersgruppen zu unseren Konzerten. Mit „How You Remind Me“ können sich viele dort draussen identifizieren.“ Bei uns sieht das nicht unbedingt anders aus. „Unsere erste Tour ausserhalb von Amerika war in Deutschland und die Reaktionen waren grossartig. Wir sind definitiv nicht enttäuscht worden. Ich hörte, dass DanceMusic in Europa sehr viel grösser wäre, aber die Reaktionen zeigten uns, dass Rockmusik immer noch gebraucht wird.“ Und zu diesem allgemeinen Begriff muss man in einer der ersten Reihen Nickelback dazuzählen. Denn mit den beiden letzten Alben und den energiegeladenen Live-Shows hat man sich in die Herzen der Fans modernen AlternativeRocks gespielt. Obwohl man fast meinen könnte, dass soviel Nickelback in so kurzer Zeit doch ein wenig überstrapazierend ist. Aber anscheinend bekommt das Publikum derzeit einfach nicht genug vom Quartett aus Vancouver. „Was Europa angeht, waren wir hier eine brandneue Band. Dass wir überhaupt die Chance erhielten, unsere Platte hier zu veröffentlichen war sehr cool für uns. Und um die Fans mit unserem Tempo mitgehen zu lassen, war es einfach nötig, den neuen Longplayer 6 Monate nach „The State“ rauszubringen.“ Und die Identifikation mit dem Material der sympathischen Kanadier ist eindeutig gelungen. Der aktuelle Erfolg gibt ihnen Recht. „Und dennoch: People are people, wherever you go. Wenn Du dich mit einem Song und seinem Thema identifizieren kannst, ist es egal, wo Du herkommst.“ Die Weiterentwicklung der Band vom Labeldebut „The State“ (das eigentliche und in Eigenregie veröffentlichte Debut „Curb“ ist nur über die Bandhomepagewww.nickelback.com erhältlich) zum Platinseller „Silver Side Up“ ist an vielen Stellen sichtbar. Man merkt eine deutliche Intensivierung der einzelnen Komponenten wie den melodischen und soften Parts, aber auch eine Steigerung in agressiven Teilen, die die Kraftwirkung moderner Rockmusik hervorheben. „Silver Side Up war die Chance für uns, genau das mit unserer Musik zu veranstalten, was wir wollten. Wir wollten uns auf diesem album nicht wirklich weit von der Rockmusik entfernen, sondern hauptsächlich einen grösseren Fokus auf unser Songwriting legen und dioe Strukturen so ausarbeiten, damit die Songs auf die bestmögliche Art und Weise wirken.“ Was ihnen tatsächlich gelungen ist. Die Songwriting-Qualitäten des Vorgängers wurden verschärft eingesetzt um maximalen Effekt zu erreichen. Die unterschiede sind auch auf der Bühne merklich präsent, wenngleich auch nicht so gravierend. „Die neuen Songs sind für uns einfach frischer, aber wir spielen mit den älteren Tracks oft genug herum, um sie on stage nicht so langweilig werden zu lassen.“ Und wenn es so wäre, man würde es den Herren wohl kaum anmerken. Wer eine der Shows des letzten Spätsommers miterleben durfte, weiss, was eine gute Rock‘n‘Roll-Show ausmacht. So spielten Nickelback doch zum Beispiel voller Freude zwei Festival-Gigs innerhalb von 15 Stunden, einen Mittags um 13h auf dem Highfield (Erfurt), in der darauffolgenden Nacht um 3h als Headliner Hangarbühne des Bizarre (Weeze). Und letzterer entwickelte sich zum Triumphzug, da das anwesende Publikum, denen der Name Nickelback zum Grossteil sicher noch nicht allzu geläufig war, Zeuge einer hervorragenden Vorstellung des Quartetts wurde, das wahre Jubelstürme erntete. Zwar sind Fans eigentlich überall auf der Welt gleich, aber eines fehlt der Band hierzulande noch. „Wir müssen beim nächsten Mal in Europa definitiv mehr Freizeit haben, um uns die Städte, in denen wir spielen, auch einmal ansehen zu können!“ Das sei ihnen gegönnt. Denn nicht nur Kanada hat Sehens- und Hörenswertes zu bieten. Augen auf beim Ticketkauf!Aktuelles Album: Silver Side Up (Roadrunner)