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GISBERT ZU KNYPHAUSEN

Rauchen mit Stil!

GISBERT ZU KNYPHAUSEN

Plakative Wortwahl ist eins der vielen Talente des 28-jährigen Songwriters aus dem hessischen Rheingau, den es inzwischen an die Waterkant nach Hamburg verschlagen hat. Angefangen beim Namen, ziehen sich lustige oder provokative Wortspielereien durch seine Arbeit. In einem Song outet er sich gar als „Kriegsgeil“. Die WZ warf einen Blick hinter die Kulissen...

Und entdeckte nicht etwa eine „Rampensau“, sondern einen Menschen, der Abseits der Bühne keinesfalls die Scheinwerfer sucht. Beiläufig, im Kontext einiger Statements zum Knyphausen-Song „Flugangst“, wurde parallel das Auftreten in der Öffentlichkeit diskutiert. In „Flugangst“ geht es um die Angst im übertragendem Sinn, nicht um reale, unangenehme Gefühle in einem Flugzeug. Knyphausen betont, sich beim Startvorgang gar sehr gut zu fühlen.

„Es geht darum, dass man Angst vor der eigenen Courage bekommt, jenseits der Bühne Gefahr läuft, privat in der Öffentlichkeit zu stehen. Darauf lege ich keinen Wert, es ist mir eher unangenehm. Auf der Bühne ist es anders. Es ist super, dort zu stehen, Lieder zu singen. Aber ich bin nicht jemand, der unbedingt abseits davon von den Leuten das Ego geschmeichelt bekommen muss.“

Seine musikalische Arbeit als einen Querschnitt aus Element Of Crime, Ton Steine Scherben und Herbert Grönemeyer zu bezeichnen, stört ihn nicht. Doch er schränkt umgehend mit einem Lächeln wieder ein:

„Von Element Of Crime bin ich beeinflusst, weil ich sie viel gehört habe. Ton Steine Scherben mag ich einfach gerne, besonders die ganze Wut, die da drin steckt. Nee, Grönemeyer passt vielleicht nicht. Ich habe allerdings ein paar mal gehört, dass so eine Art Grönemeyer-Singsang versteckt in meinem Gesang liegen soll. Besser ist der Vergleich zwischen EOC und TSS, zwischen der Wut und den Balladen.“

GzK performt Solo als auch im Band-Kontext.

„Unter dem Namen Gisbert zu Knyphausen ist es so, dass ich songwritermäßig die Lieder schreibe, es mir wichtig ist, dass ich diese auch allein spielen kann. Was nicht immer so ist, wenn die ganze Band Zeit hat. Ich mag es, in Singer-Songwriter-Manier vor Publikum zu stehen, ganz allein. Ebenso gerne mag ich mit Band richtig auf die Tasten hauen...“

Die besagte Band ist bisher von der Fluktuation verschont geblieben. Der Stamm, der letztes Jahr im Sommer zuerst zusammen spielte, ist intakt. Knyphausen´s Handy klingelt. Zufälligerweise ist einer der Musiker am anderen Ende der Leitung.

„Jens ist der erste Gitarrist, der nur Gitarre spielt.“

GzK erklärt die Live-Settings: „Ich spiele die akustische Gitarre, singe. Jens spielt Gitarre, Gunnar Keyboards, manchmal dritte Gitarre. Dazu kommen Bass und Schlagzeug. Unser Drummer spielt in so vielen Bands, dass es nicht möglich ist, ständig bei mir parat zu sein. Eigentlich ist er Jazzer, hat seine Jazz-Projekte. Jetzt ist er mit ‘Paul´s Recorder’ sehr eingebunden. Die haben so einen hübschen Vertrag unterschrieben...“

Knyphausens eigener Plattendeal wäre ohne Internet und MySpace sicher nicht so schnell Realität geworden. Schließlich hat der Künstler erst 15 Tracks in seinem Repertoire, wie er anlässlich der Definition zu „Verschwende deine Zeit (Gisberts Blues Nr. 135)“ erläutert.

„Weil jemand den Titelnamen doof fand, habe ich mir einen anderen überlegt. Und ihn, in Anlehnung an Bob Dylans `115 Traum´, oder so, `Gisberts Blues Nr. 135´genannt. Natürlich ist es ein Trugschluss, dass es der 135 Titel ist, den ich komponiert habe. Von mir gibt es lediglich 15 Songs, die ich live alle spielen muss. Mir bleibt ja nichts anderes übrig. Mit dem Label ging es ruckzuck, schließlich habe ich vor dreieinhalb Jahren mein erstes Lied überhaupt geschrieben. Nach und nach sind mehr Lieder dazu geplätschert...“

In „So seltsam durch die Nacht“ erinnert der Künstler an das Rauchen mit Stil.

„Das geht immer noch! An der Tür stehend, oder im eigenen Zimmer. Es wird natürlich schwierig. Ich bin Vielraucher...und jetzt nicht total glücklich mit dem (neuen) Gesetz (bezüglich des Rauchens in der Öffentlichkeit)...kann es aber nachvollziehen. Ich wäre der Letzte, der da jetzt herumschreit...“

Denn „Kriegsgeil“, wie in „Der Blick in deinen Augen“ behauptet, ist Gisbert im wahren Leben ganz und gar nicht. Also viel Rauch um nichts? Der Nebel der Zeit wird das Geheimnis sicher zu gegebener Zeit lüften...

Aktuelles Album: Gisbert zu Knyphausen (PIAS / Rough Trade)


Weitere Infos: www.gisbertzuknyphausen.de Foto: Dennis Williamson

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