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RAINER VON VIELEN

Moderne Zeiten

RAINER VON VIELEN

Das Artwork der neuen CD „Kauz“ suggeriert dem Betrachter, Rainer von Vielen ziehe einen Karren aus dem Moloch. Wie dereinst Charlie Chaplin in „Moderne Zeiten“. Doch wir haben es nicht mit einem Komiker zu tun. Vielleicht mit einem ulkigen Kauz? Gewiss aber mit einem fein ziselierenden Battlemönch!

Das Covermotiv könnte ebenso als Aufbruch in neue Zeiten zu deuten sein. Riesige „Komputer“ werden nicht mehr benötigt, die Technik hat alles minimalisiert. Einem „Elektroniker“ wie von Vielen erleichtern die Errungenschaften der Neuzeit die Arbeit ungemein. Er hat sich, nachdem er zeitweise in Stuttgart lebte, im Allgäu ein Homestudio auf einen Bauernhof eingerichtet, den er mit seinem Manager und Gitarristen zusammen bewohnt. Als Resultat dieser Lebensweise findet sich das Stück „Guat“ auf dem neuen, dritten RvV-Album.

„Das ist unsere Remineszens an unsere Allgäuer Heimat,“ erzählt der Musik-Techniker. „Ich stehe auf die Gegend, bin hier aufgewachsen.“

Sein musikalischer Werdegang umfasste bis dato zwei RvV-Alben. Er war als Mann für elektronische Beats bei der Band, die (noch ohne ihn) für Thomas D. „Rückenwind“ einspielte. Zudem realisierte RvV zu seinen Studienzeiten diverse Filmmusiken. Nun, mit 31, engagiert er sich zudem als Live-Elektroniker bei Anne Clark.

„Ich mag es, immer wieder alles neu zu definieren. Diese erfrischende Haltung, beim Musikmachen immer wieder zu gucken, welche Wege einen interessieren. Wo können wir hingehen, was gefällt überhaupt? Lässt sich das System, wie man sich neu definiert, ebenfalls wieder überdenken? Konkret gesprochen – Anne Clark-Einflüsse sind natürlich auch wieder da. Andere musikalische Projekte einzugehen, ist sehr inspirierend für die eigenen Sachen. Nimm z.B. `Plan X´. Das darin enthaltene 303-Gezwitscher wäre vielleicht nicht so passiert, wenn ich nicht bei Anne Clark Erfahrungen durch das dortige Synthesizer-Programmieren gesammelt hätte.“

„Plan X“ ist eine Kooperation mit And.Ypsilon, der sonst die Knöpfe bei den Fantastischen Vier dreht. Dafür gab es einen langen Vorlauf. RvV erklärt diesen wie folgt:

„Smudo (von den Fanta 4) hatte Songs von mir bekommen, diese an And.Y weitergeleitet. Parallel dazu besuchte And.Y nach einem Konzert von mir in Stuttgart die After-show-Party, wo wir ins Gespräch kamen. Ein halbes Jahr später habe ich ihn zufällig in einer Künstlerkneipe getroffen und tags darauf im Studio besucht. Es hat geflasht, da wir beide Technik-Freaks sind. Wiederum ein halbes Jahr später hat uns eine Veranstalterin gemeinsam auf die Bühne geholt....“

„Plan X“ zeichnet sich durch weitere ungewöhnliche Akzente aus.

„Die Gitarre klingt darauf wie ein Bass. (Mitbewohner) Michi slappt auf der Gitarre ziemlich viel. Das Spezielle daran ist, dass alles bei diesen beiden Instrumenten fließend ineinander übergeht.“

RvV und seine Musiker, die gesamte Band besteht mittlerweile aus vier Personen, mögen es, ungewöhnliche Wege zu beschreiten.

„Wir scheuen nicht davor zurück, auch mal anzuecken. Wir wissen schon, dass dieses Spektrum eine große Herausforderung ist.“

Daher stören den Künstler Kategorisierungen wie „Rammstein-Kraftwerk-Kraut-Pop“ keinesfalls.

„Warum nicht? Aber man wird damit nicht allem gerecht, was auf der Scheibe drauf ist. Wir selber nennen es ´Elektro-Punk-Hop´!“

Und in eben diesem `eigenen´ Genre gilt es, eine Beschaffenheit besonders hervorzuheben: RvV´s Kehlkopfgesang!

„Ich habe mich intensiv mit Kehlkopf- und Obertongesang auseinandergesetzt. Dementsprechend geübt. Das findet sich besonders extrem in ‘Lass Los’ und ‘Nichts’ wieder. Es ist ein Gesangsstil, der eher in der mongolischen Volksmusik und bei den tibetanischen Mönchen zu finden ist. In der mongolischen Volksmusik dient dieser Gesang als Flächeninstrument.“

RvV erläutert die Schwierigkeit, tonal zu singen, und anschließend in Sprache umzusetzen.

„Man muss dabei den Klangraum, den Mund, ganz anders formen!“

Der Auslöser, diese besondere Form der Kunst beizubehalten, war der Sänger der Formation ‘The Blech’.

„Er ist ebenfalls ein Oberton-Sänger. Als ich ihn traf, jammten wir zusammen. Anschließend gab er mir den Rat, mein Können unbedingt auszubauen.“

Rainer von Vielen hat diesen Tipp beherzigt. Wie das neue Album zeigt, hat er seine Kunst weit voran bringen können. Mittlerweile ist er in diesem Gesangsstil einzigartig, keiner von vielen!

Aktuelles Album: Kauz (Motor)


Weitere Infos: www.rainervonvielen.de

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