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DIE FUSSBROICHS SAMMELBOX

Die einzig wahre Familienserie von Ute Diehl

(FEEZ/Sony)

„Die Lindenstraße wird auch immer bekloppter.“ Die legendären ersten Worte von Annemie Fussbroich, so gehört im Jahre 1991. Nicht nur legendär, sondern auch wegweisend. Denn es sollte das einzige Mal sein, dass man auf dem Bildschirm der Fussbroichs eine Sendung des WDR sehen sollte. Bezeichnend, denn der Fernseher lief in den 12 Jahren, die wir mit den Fussbroichs zusammen leben durften, eigentlich immer. Nur zugeschaut und hingehört hat nie jemand. Darin bestand – und besteht vielleicht – die große Tragik der „einzig wahren Familienserie“. Wie kann man sich sonst erklären, dass die Eltern erst im Türkei-Urlaub am Telefon von der ersten Verurteilung ihres Sohnes Frank wegen Betruges erfuhren. Es sollten noch weitere folgen. Sohn Frank stellte somit das Konzentrat der Beziehungsunfähigkeit seiner Eltern dar. Eine undurchdringliche Routine der Sprachlosigkeit bei gleichzeitig permanenter Quasselei machte die Fussbroichs zum Abbild der bundesdeutschen Normalität. Weil wir uns in den Fussbroichs mit ihrem unverblümt-populistischen Rassismus und der unreflektierten Konsumgläubigkeit wiederfanden, boten sie uns die Möglichkeit, sie zu verspotten und uns selbst dadurch aus der Schusslinie der Selbstkritik zu nehmen. Dafür gebührt ihnen mein ungeteilter Dank.


Januar 2011
DIE FUSSBROICHS SAMMELBOX
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