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THE PINEAPPLE THIEF

Herr der Melancholie

THE PINEAPPLE THIEF

Montag, 18 Uhr Ortszeit. Eigentlich war unser Interview ja für letzten Mittwoch geplant, hat aber irgendwie nicht geklappt. Dann also Montag. Schon ok, aber dazwischen lag das elfte ´Night Of The Prog´-Festival. Und nach reichlich grandioser Musik und ebenso grandiosen Biermengen im Ohr, respektive Kopf, ist so ein Interview kein Selbstläufer. Bruce Soord, Mastermind von ´The Pineapple Thief´, macht es einem – gottseidank – leicht, entpuppt er sich doch als äußerst angenehmer Gesprächspartner, mit dem sich locker plaudern lässt. Und Verständnis für meinen Festival-Hangover hat er auch.

Am Anfang steht, und anders geht es nicht, ein uneingeschränktes Lob für das grandiose neue Album ´Your Wilderness´. Angesprochen auf die prominenten Gastmusiker und die Frage, wie man denn an Leute wie Gavin Harrison, John Helliwell oder ´Caravans´ Geoffrey Richardson kommt – schließlich kann man denen ja wohl nicht einfach eine Email schreiben und fragen - hat Bruce eine überraschende Antwort parat:

„Doch“, erzählt er, „genau so habe ich das gemacht. Den Kontakt hat unser Label, KScope, hergestellt. Ich habe mich dann bei den Jungs gemeldet und mich gefreut, dass sie sich schnell zurückgemeldet und Bereitschaft signalisiert haben. Es folgten weitere Emails, Telefonate, und mit „Supertramps“ John Helliwell habe ich mich sogar vorab in Manchester getroffen“.

Besonders bei Gavin Harrison gerät Bruce ins Schwärmen: „Dass Du so einem Drummer nichts erklären musst, liegt auf der Hand, für mich ist er einer der Besten. Darüber hinaus hat er eine extrem unorthodoxe Herangehensweise, ich war selbst oft verblüfft, was er da für Ideen entwickelt und was er aus den Tracks herausgeholt hat.“

Bruce, der übrigens im westfälischen Rinteln geboren wurde – sein Vater war bei der britischen Armee – erklärt auch, warum er sich für den Namen ´Your Wilderness´ entschieden hat.

„Stell’ Dir ein Kind vor, welches das Leben vor sich hat, ein Leben, das wie eine Wildnis ist, gefährlich, aber auch ungemein spannend. Darauf spielt auch das Cover-Foto an.“

Handelt es sich also um so etwas wie ein Konzeptalbum?

„Durchaus, ja, es geht um Beziehungen zwischen Menschen, besondern der zwischen Mutter und Kind, das ist ein bisschen der rote Faden, der sich nicht nur in den Texten widerspiegelt.“

Zum letzten Album, ´Magnolia´ fällt mir gerade das Zitat einer deutschen Musikgazette ein … „perfekt servierte Melancholie“.

„Da ist schon was dran“, überlegt Bruce nur kurz, „aber wenn Du die Sache mit einem Film vergleichst, dann wäre mir schon wichtig, dass es einer mit einem Happy-End ist, traurig zwar, aber am Ende wird alles gut.“

Es scheint ein wenig so, als wären er und die Musiker anders an ´Your Wilderness´ herangegangen als an das Vorgängeralbum.

„So ist das in der Tat. Beim letzten Album, das muss ich zugeben, wollte ich schon auch die ein oder andere „catchy“ Melodie haben, die aktuelle CD ist deutlich mehr „progressive“, und „Prog“ bedeutet für mich auch immer irgendwie: schreib’ zum Teufel genau den Song, auf den Du gerade Bock hast.“

Die Szene beschreibt Bruce übrigens als extrem freundlich – „man trifft irgendwie nur nette Leute“, da erübrigt sich meine Frage, ob er viele Freunde in der Szene und unter den KScope-Labelmates hat, fast.

„Ja, und es gibt in der Tat unglaublich viel Solidarität und Hilfsbereitschaft, die unser Label übrigens auch nach Kräften unterstützt.“

Bruce erzählt auch, dass er sich, neben seiner Musik, mit dem so genannten „5.1 – Mastering“ beschäftigt und hat unter anderem die Katatonias ´The Fall Of Hearts´ neu gemischt, auch für ´Opeth´ und ´Tesseract´ hat er bereits gearbeitet.

„Gerade für Progressive-Rock oder -Metal-Bands ist das eine spannende Angelegenheit. Stell Dir vor, Du hast nicht mehr nur zwei, sondern fünf Lautsprecher zu Verfügung – was für völlig andere Möglichkeiten du da hast? Aktuell mixe ich gerade die neue ´Ghost Community´.“

„Und?“ - die Frage kann man sich nun wirklich kaum verkneifen – „sehen wir uns nächstes Jahr auf dem „Night of The Prog?“

„Wir waren 2013 dabei – und wir würden gerne bald wieder hin. Wer weiß, vielleicht schon 2017.“

Aktuelles Album: Your Wilderness (Kscope / Edel)

Foto: Bob Monk

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