Dolly Partons ´Here I Am´ schallt an aus den Boxen, als Katie Crutchfield alias Waxahatchee mit ihrer fünfköpfigen Band die Bühne des Kölner Gebäude betritt. Der Songs hätte nicht besser gewählt sein können, unterstreicht er doch noch vor dem ersten Ton des Konzerts, dass die 35-jährige Amerikanerin nicht nur mit einem neuen Selbstbewustsein, sondern auch mit einem neuen Selbstverständnis in de Domstadt gekommen ist. Zuerst allerdings versetzt Anna St. Louis das Kölner Publikum in einen „Mazzy Star State of Mind“. Bei ihrem kurzen, herrlich stimmungsvollen Supportset glänzt die nicht ganz zufällig aus Crutchfields Wahlheimat Kansas City stammende Singer/Songwriterin mit grazilem Fingerpicking-Folk, und auch wenn die vielen ruhigen, geradezu meditativen Momente eher der Soundtrack für den Sonntagmorgen als den Freitagabend taugen: Ihre Songs sind genauso echt und emotional wie die von Waxahtachee, die folgen. Dabei schwingen Crutchfields Ursprünge in Punk und Indie an diesem Abend nur im Geiste und in Form ihrer Tattoos mit, denn bei ihrem 90-minütigen Auftritt stürzt sie sich praktisch ausschließelich auf die Songs ihrer fabelhaften letzten beiden Alben ´St. Cloud´ und ´Tigers Blood´ und zelebriert - druckvoll, aber präzise und in oft atemberaubender Perefktion - einen einen wunderbar naturbelassenen, geradezu altmodischen, am Ende aber vor allem zeitlos schönen Alt-Country-Sound, mit dem sie auf den Schultern von Giganten wie Lucinda Williams und Tom Petty steht, anstatt dem Country-Zeitgeist in den Mainstream zu folgen und sich an die Fersen von kommerziellen Überfliegerinnen wie Margo Price oder Kacey Musgraves zu heften. Gesegnet mit einer unverwechselbaren Stimme, die mit typischem Südstaaten-Charm betört, ist sie auch in ihrer Melodieführung so eigen, dass ihre Musik nach einem halben Dutzend Platten inzwischen praktisch referenzlos ist. Dass ihr damit nicht nur in den USA der Durchbruch gelang, sondern sie auch im Gebäude 9 vor einem größeren Publikum als je zuvor auftritt, zeigt, wie richtig sie mit dieser dezenten Kurskorrektur liegt, zumal sie nicht nur musikalisch, sondern bei gleich einer ganzen Reihe inbrüstig vom Publikum mitgesungenen Songs ganz offenbar auch inhaltlich einen Nerv trifft, wenn sie die neue Normalität ihres Lebens nach den wilden Jahren beleuchtet und mit hart erkämpften Weisheiten den Bogen von persönlichen Gedanken zu universellen Wahrheiten schlägt. Trotz vieler vor Energie und Dringlichkeit sprüheneder Songs, erstrahlen in Köln dennoch die unfassbar intensiven leisen Momente besonders hell, und sSelten hat Gelassenheit so aufregend geklungen.
Weitere Infos: www.waxahatchee.com