Als Brockhoff – damals noch ohne Band, dafür aber mit ihrem Vornamen als Solo-Künstlerin – die Laufbahn als Musikerin einschlug, stand sie noch ganz unter dem Eindruck der Entdeckung von Phoebe Bridgers als Leitfigur. Allerdings machte sie nie den Fehler vieler ihrer gleichgerichteten Kolleginnen und versuchte etwa, Phoebe Bridgers möglichst werksgetreu nachahmen zu wollen. Stattdessen lernte sie erst mal, wie man richtig gute Songs schreibt, nicht mit er erstbesten Idee zufrieden zu sein und dass es auch manchmal mehr als drei Akkorde sein dürfen, um zur Wahrheit vorzudringen. Heutzutage hat Brockhoff zwar keinen Vornamen mehr, dafür aber eine Band und hat eigentlich Phoebe Bridgers in eigentlich allen wesentlichen musikalischen Belangen weit hinter sich gelassen; besonders in Bezug auf die Bodenhaftung. Im letzten Jahr veröffentlichte Brockhoff dann auch eine erste EP namens „Sharks“ und spielte sich en passant landauf landab und auf Festivals sowieso die Saiten wund. Damals spielte noch die inzwischen von AnnenMayKantereit als Bassistin abgeworbene Gitarrenvirtuosin Sophie Chassée in der Band mit. Heutzutage übernimmt die Rolle des Leadgitarristen Fabian Huch, der früher Bass spielte und nebenher auch das Management macht. Und nun sind Brockhoff als Support der Giant Rooks auf Tour. Nicht schlecht für eine Band aus Hamburg, die sich darauf verlassen hat, ihren Indie-Rock konsequent auf Englisch darzubieten. Im Rahmen des neue geschaffenen Free:pop-Forums als Ableger des New Fall Festivals gastierten Brockhoff nun auch erstmals im Düsseldorfer Ehrenhof. Das Free:pop-Festival ist zwar nicht free – aber alle Einnahmen werden gemeinnützig gespendet. Die Idee des Ganzen ist dabei die, noch nicht so bekannte, aber vielversprechende Female Acts zu präsentieren und über mehrere Tage verteilt mit einigen bereits etablierten Acts (wie z.B. Kat Frankie) zu mischen, um Aufmerksamkeit zu generieren. Im Falle von Brockhoff hätten sich die Veranstalter dieses Konstrukt indes bereits sparen können, denn die Live-Qualitäten der Band haben sich offensichtlich bereits herumgesprochen, so dass die Veranstaltungsstätte (eine kleinere Version der Tonhalle mit Namen Pong) gut gefüllt war, als Brockhoff die Bühne für das auf 45 Minuten beschränkte Set betraten. Diese indes war einfach der Boden des von einer Rotunde überdachten Rundbaus, so dass die Zuschauer Brockhoff und ihren Musikern Aug’ in Aug’ gegenüberstehen konnten. Dafür hätte aber auch Brockhoff alleine schon gesorgt, denn sie gehört nicht zu jener Spezies von Musikerinnen die autistisch vor sich hinspielen, sondern sucht – und findet – mühelos den Kontakt zum Publikum und schaffte es auch, die Zuschauer zum Mitsingen und -Klatschen zu bewegen. Das geht auch ganz gut, da Brockhoff – Indie Credibility hin oder her – den Pop-Anspruch ihrer Musik nie aus den Augen verloren haben. Da Brocki (also die Person) als Performerin gegenüber ihrer Solo-Inkarnation auf coole Art darker und edgier geworden ist, funktioniert der Mix aus im live Setting wesentlich druckvoller und rauer als bei den Studioproduktionen dargebotenen Hi-Profile Powerchords und pulsierenden Grooves recht glaubwürdig und überzeugend. Das Programm von Brockhoff ist noch überschaubar, da es ja außer der EP und ein paar einzelnen Singles-Titeln wie „Clearing Up“ noch nichts gibt. Also nutzte sie die Möglichkeit, einige neue Songs wie zum Beispiel „Three Weeks Ahead“ ins Programm aufzunehmen und diese dann live anzutesten. Dabei gefiel sie selbst als souveräne Performerin, die etwaige Unsicherheiten mit Charme und Witz überspielte, ihre Songs mit Anekdötchen bereicherte und ihrer kompetenten Band die Basisarbeit überließ. Gegen Ende des Sets griff Linda dann auch mal zur akustischen Gitarre und ließ so dann auch etwas von ihren songwriterischen Roots durchschimmern. Auch wenn das sicher nur ein Zwischenspiel auf dem Weg in eine glorreiche Zukunft war: Brockhoff zeigten auch mit dieser kurzen Show in Düsseldorf eindrucksvoll, dass man auch hierzulande mitreißenden englischsprachigen Indie-Rock machen kann, für den man sich als Zuhörer eben nicht fremdzuschämen braucht.