„Wir wollen einfach diese seltsame Musik machen, die wir hören. Es geht nicht darum, zu protzen, wir wollen nur das spielen, was sich für uns gut anfühlt.“ Das sagt Rachel Eckroth über ihr Grammy-prämiertes Album ´The Garden´, und wie ernst es der amerikanischen Allrounderin mit dieser Aussage ist, wird bei ihrem feinen Gastspiel im Kölner Stadtgarten deutlich. Hatte die Komponistin und Pianistin das Album vor zwei Jahren noch mit großem Besteck eingespielt und dabei auch mit dem Einsatz elektronischer Hilfsmittel nicht gegeizt, erfindet sie die Stücke in der Domstadt in kleiner, klassischer Triobesetzung neu und setzt dabei auf betontes Handmade-Flair, bei dem die sanfte Melancholie der Studioversionen erhalten bleibt, vor allem aber eine gewisse Leichtigkeit und die Freude am eigenen Tun im Mittelpunkt steht. Schließlich hat sie mit Anna Butterss am (Kontra-)Bass und John Hadfield am Schlagzeug exzellente Mitstreiter neben sich, die das gemeinsame Zusammenspiel und Improvisieren (das freigeistig-spontane Abweichen vom vorgezeichneten Weg lässt immer wieder ein Lächeln über die Gesichter der Protagonisten huschen) genauso genießen wie sie. Obwohl das Material von ´The Garden´ der Anker des Abends ist, schlägt Eckroth während des rund zweistündigen Auftritts auch immer wieder den Bogen zu anderen Stationen ihrer abwechslungsreichen Karriere, gewährt einen Ausblick auf ihr kommendes Quartett-Album ´Humanoid´, wirft mit ´Dark Waters´ ein Schlaglicht auf die Kollaborationen mit ihrem Ehemann Tim Lefebvre, kehrt mit dem verspielten ´Presence´ sogar zu den Anfängen ihrer Solokarriere vor fast 20 Jahren zurück und verweist mit einem gefühlvollen Duke-Ellington-Cover auf ihre Wurzeln. Dennoch hat man nie wirklich das Gefühl, ein Jazz-Konzert zu hören. Vielleicht auch, weil Eckroth (als Musikerin für St. Vincent und Rufus Wainwright) und Butterss (als Begleiterin von Phoebe Bridgers, Aimee Mann oder Jenny Lewis) auch auf Singer/Songwriter-Terrain zu Hause sind, ist es am Ende ein Konzertabend, an dem die Liebe zur Musik wichtiger ist als alle Genregrenzen.
Weitere Infos: www.racheleckroth.com
©1996-24 WESTZEIT | 2023.06.01 | Autor: Carsten Wohlfeld | › kontakt › impressum › datenschutz | › Besuche uns auf Facebook