Die Poster an den Wänden des Kulturzentrums Sumpfblume erzählen von einer bewegten Vergangenheit. Manic Street Preachers, Sebadoh, Phillip Boa, Blumfeld oder Tocotronic: Sie alle sind hier bereits aufgetreten, und nach seinem Gastspiel im Rahmen der „Sunday Surprise“-Reihe darf sich nun auch Paul Hiraga alias Downpilot zu dieser illustren Schar zählen. Anders als beim Tourstart eine Woche zuvor in Köln wird der amerikanische Tausendsassa in Hameln nicht von Tess Wiley, sondern von Lars Plogschtieß begleitet, aber obwohl er damit Bass, Violine und Harmoniegesang gegen Drums und Synth austauscht, ist der Unterschied nicht so groß, wie man denken sollte. Nach dem Einstieg mit dem ohrwurmigen Oldie ´Rosaline´ widmet sich Hiraga vor allem den Songs seiner aktuellen LP ´The Forecast´ und beweist mit ´My Favorite Neighborhood´ und ´Black Eye´ Facettenreichtum, wenn sich unter klassische Indierock-Melancholie beatleesque Harmonieseligkeit mischt, ´Strangers Hotel´ von sanfter Melancholie umweht wird und bei ´Balancer´ Neil Young und Crazy Horse am Horizont auftauchen. Diesen subtilen Einflüssen zum Trotz ist es aber auch beim Auftritt am Weserufer einmal mehr bemerkenswert, wie mühelos sich Hiraga den Sound seiner alten Helden zu eigen macht und daraus catchy Songs mit betont eigener Note formt, die gerade in puncto Melodieführung sofort als Downpilot-Lieder zu erkennen sind – man höre nur ´All The Ghosts Will Walk´, ein Paradebeispiel für diese These. Die Zugabe am Ende von zwei feinen Sets ist mehr als verdient, zumal es kein Abschied für lange sein soll: Die nächste Downpilot-Deutschland-Tournee hat Paul Hiraga nämlich schon fest im Blick.
Weitere Infos: www.downpilot.com