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SORRY & A VOID

13.02.2023, Bumann & Sohn Köln

Als Asha Lorenz und Louis O’Bryen ungefähr 2017 feststellten, dass sie besser zusammen als alleine arbeiteten, stellte das den Beginn des Bandprojektes Sorry dar, in dem das Londoner Duo alle ihre musikalischen Ideen zu einem kunterbunten, komplexen, stilistisch abenteuerlichen und zuweilen auch kontrovers experimentellen Potpourri zusammenführten. Dass sie eine Reihe hakeliger Indie-Pop-Singles und zwei LP’s später auf einer ausverkauften Headliner Europa-Tour für Furore sorgen würden, hätten sie sich zu Beginn wohl auch nicht träumen lassen. Denn ganz pflegeleicht ist der Sound des Ensembles nicht. Allerdings beantworteten sie die mögliche Frage „Warum sind jetzt gerade die so erfolgreich?“ mit ihrer Show im Kölner Bumann & Sohn auf bemerkenswert coole und beeindruckende Weise. Bevor es mit der knapp 20 Titel umfassenden Sorry-Setlist losgehen konnte, gab es noch ordentlich was auf die Gehörgänge: Das englisch/französische Trio A Void um die schrille Frontfrau Camille Alexander zeigte eindrucksvoll, dass Postpunk immer noch nicht tot ist. Songwriting ist nicht so die Stärke des Trios – was knackige Bassläufe und hakelige Gitarrenriffs betrifft, macht ihnen so schnell niemand etwas vor. Performerisch und was überdrehte Moves betraf gab insbesondere die leicht überdrehte Camille alles – während Bassmann Aaron Hartmann allen Ernstes das Publikum zum Mitklatschen bewog. Drummerin Marie Niemiec war krankheitsbedingt durch einen Herren ersetzt worden – was vermuten ließ, dass der Sound von A Void normalerweise etwas weniger stachelig und Metal-lastig ausfällt wie im Bumann & Sohn. Sorry legten dann performerisch und beleuchtungstechnisch ein auf das allernotwendigste reduziertes No-Nonsense-Set hin, mit dem sich die Band durch die Songs ihrer beiden Alben „925“ und „Anywhere But Here“ wühlten und dabei auf eine ganz eigene Dramaturgie setzten. Denn um den Live-Charakter hervorzukehren, wurden die Beiträge des bandeigenen DJ’s und Soundmeisters Marco Pini deutlich in den Vordergrund gerückt und die Songauswahl so angelegt, dass erst mal die nickeligen Artpop-Songs des neuen Albums abgearbeitet wurden während die zugänglicheren Trademark-Songs wie „There’s So Many People“ oder „Hey To The City“ erst gegeben wurden, als sich die Band warm gespielt hatte. Das heißt: „Warm“ ist aufgrund der stoischen Coolness, die insbesondere Asha und Louis an den Tag legten, eigentlich dann doch nicht das richtige Wort. Was macht Sorry also so Besonders? Nun das scheint weniger die Idee zu sein, die typisch britischen Blue Collar Vibes in ihrem Psycho-Schammel-Pop zu betonen, als vielmehr stets an den musikalischen Tellerrand zu gehen. Insbesondere in gesanglicher, melodischer und struktureller Hinsicht stolpern Sorry stets am Rande der Atonalität entlang – ohne jemals ganz hineinzufallen und sind auch niemals verlegen, wenn es darum geht, eher gegensätzliche Ideen zusammenzupacken. Im besten Fall kommen dabei dann charmant/hakelige Indie-Hymnen wie „Closer“ oder so etwas wie Prog-Dramen a la „Baltimore“ dabei heraus. Wichtig ist hier nicht, dass alles perfekt zusammenpasst, sondern dass Asha und Louis nichts unversucht lassen, in Bereiche vorzustoßen, die im Grenzbereich ihrer Möglichkeiten liegen. Die Unmöglichkeit, die Musik von Sorry einem bestimmten Genre zuzuordnen sorgt dann offensichtlich dafür, dass das Publikum des Quintetts ebenfalls bunt gemischt ist und sich in Bezug auf die musikalischen Vorlieben flexibel und offen zeigt. Sorry gehören dabei gewiss nicht zu den kommunikativsten Vertretern ihrer Zunft – aber alleine die Konsequenz, mit der das Ensemble sein „Ding“ durch zieht, macht es zu einer der interessanteren und eigenständigeren Randerscheinungen der aktuellen britischen Indie-Szene. Ach so: Die Antwort auf die Frage, warum jetzt gerade die so erfolgreich sind, muss lauten: Weil Sorry eben nicht so sind wie andere.


Weitere Infos: https://sorryband.co.uk/


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