Das kanadische Ensemble Metric gehört zu jener Spezies von Bands, die in Nordamerika zwar stadienfüllenden Superstar-Status genießen, hierzulande allerdings niemals den massenkompatiblen Durchbruch geschafft haben. Andererseits darf anerkennend verzeichnet werden, dass Emily Haines und ihre Jungs bei jeder Tour schrittweise in größeren Venues auftreten und neben den Best-Agern, aus denen sich das Stamm-Publikum mittlerweile zusammensetzt, ganz allmählich auch jüngere, neue Fans zu generieren imstande sind. So auch in der gut gefüllten Kölner Live-Music-Hall gegen Ende der aktuellen „Doomscroller Tour“ A propos Best-Agers: Den Support machte die US-Band Lo Moon aus Los Angeles, die zufällig ihr eigenes aktuelles zweites Album namens „A Modern Life“ im Angebot hat. Und das Quartett, in dem neben dem Gründerduo Matthew Lovell und Crisanta Baker auch Sam Stewart – der Sohn von Dave Stewart und Siobhan Fahey - die Gitarre schwingt macht eine Art von angenehm temperierten, in die Jahre gekommenem College-Rock mit dezenten Prog-Tendenzen, der ganz auf den Geschmack von Best-Agern (die die Bandmembers ja jetzt selber langsam sind) zugeschnitten ist. Demzufolge kam der von der Band mit routinierten Stadien-Gesten und einer gehörigen Portion Popularitätsüberschätzung dargebotene Rock-Sound auch ganz gut bei den Metric Fans an. Metric selbst haben sich ja noch nie so richtig entscheiden können, in welche Richtung es denn gehen soll. So überraschten sie die Fans bereits 2012 mit einem Album namens „Synthetica“, dessen Titel sie musikalisch mit dem Nachfolgewerk „Pagans In Vegan“ dann nochmals Ehre machten, daraufhin ein Rock-Album ankündigten, dass aber nie materialisierte und bogen dann auf dem aktuellen Album „Formentera“ eher in eine Club-und Pop-Richtung ab. Kein Wunder deshalb, dass die Band den epischen Killer-Track „Doomscroller“ dann nicht nur an den Anfang des Sets stellten – sondern zum Thema der ganzen Tour gemacht hatten. Denn „Doomscroller“ bietet von all den Facetten, die Metric zu bieten haben etwas: Düster dräuende Techno-Beats und polternde Rock-Drums, eine dramatische Struktur von der Geringere nur träumen können, Powerchord-Soundwände und schimmernde Klangflächen, jaulende analoge Synthies, Akustik-Passagen mit Piano-Balladen-Ästhetik, verdrehte, dystopische Gitarrensoli mit Doom-Potential und ein episches Finale mit Mitsing-Potential. Das alles präsentierten Metric dann aus dem Halbdunkel im von Stroboskopeffekten durchzuckten Schattenformat. Zum Glück blieb es dann aber bei dieser einen durch-choreographierten, treatralischen Inszenierung. Die Zeiten in denen Emily etwa mit federgeschmückten Fantasiekostümen auf der Bühne herumstolzierte (wie auf der letzten Metric Tour in unseren Breiten) scheinen zum Glück vorbei. Gleich beim zweiten Song „Gold Guns Girls“ erstrahlte nicht nur die Bühne, sondern die ganze Halle im gleißende Scheinwerferlicht und Emily, Gitarrist James Shaw und Bassist Josh Winstead feuerten vom Bühnenrand das Publikum zu ersten Begeisterungsstürmen an. Das gelang der Band im Folgenden gleich mehrfach – meistens dann, wenn dann doch eher die Rock-Elemente betont wurden. Beispielsweise als auch Emily beim darauffolgenden Song „Dark Saturday“ zur zweiten Gitarre griff und sich mit James regelrecht duellierte. Leider blieb dies eine Ausnahme, denn hauptsächlich hantierte Emily an einem von mehreren Keyboard-Ständern herum und auch James drehte mehrfach an Knöpfen und drückte Tasten. Nachdem dann mit „False Dichotomy“ und „Formentera“ noch ein paar Tracks des aktuellen Albums abgeräumt wurden, kam in der zweiten Hälfte des Konzertes der alte Metric Geist wieder zum tragen – sei es, indem James und Emily eine Akustik-Session mit den Tracks „Live It Out“ und „Combat Baby“ (’wieviel Combat steckt denn noch in euch?’ fragte Emily) einbauten oder gegen Ende des Abends mit einer Reihe von alten Hits wie „Gimme Sympathy“ oder gar „Monster Hospital“ im immerhin vier Titel umfassenden Zugabenblock noch mal zeigten, warum sie lange Zeit zu den besten und coolsten Live Acts überhaupt gezählt hatten. Damals wie heute brachten Metric immer dann die Fans auf ihre Seite, wenn auch auf der Bühne so richtig der Bär (bzw. Emily und James) tanzte. Freilich: So cool wie damals, als Emily noch einzeln die Fans am Ende der Show abklatschte, wird die Sache in Venues wie der Live Music Hall so schnell wohl nicht mehr werden können.