Neuanfang am Sonntagnachmittag: Bei ihrem Matinee-Auftritt im Offenbacher Hafen 2 setzt die junge Leipziger Singer/Songwriterin Karo Lynn ihre mit ihrem just auch auf Vinyl erschienenen Album ´A Line In My Skin´ begonnene musikalische Kurskorrektur auch auf der Bühne fort und setzt an die Stelle des sommerlich unbeschwert klingenden Folk-Pop ihrer alten Platten die atmosphärische Tiefgründigkeit eines deutlich anspruchsvolleren, dunkel funkelnden Dream-Pop. Gemeinsam mit ihren drei Mitstreitern Cornelius Miller (Schlagzeug), Tom Bunzel (Bass, Synthesizer) und Jonas Knopf (Gitarre, Piano) beeindruckt sie mit einem perfekt abgestimmten Sound, bei dem alles echt ist und der ganz von der Dynamik der vier Musikerinnen und Musiker lebt, für die es offenbar eine helle Freude ist, die ausgefuchsten ´A Line In My Skin´-Arrangements live facettenreich und fantasievoll in einem ganz neuen Licht erscheinen zu lassen. Dass sie dabei mehr Gewicht auf die Gitarren als auf die Tasteninstrumente legen, nimmt der beklemmenden Düsternis, mit der die Studioversionen beeindruckt hatten, vom ersten Ton an etwas von der fühlbaren Schwere. Doch so gut und wichtig die Band hinter Karo Lynn auch ist: Mit ihrer Solonummer ´Silver Lining´ zur Mitte des 75-Minuten-Sets unterstreicht die Protagonistin, dass das, was an diesem Konzertnachmittag wirklich heraussticht, praktisch allein von ihr kommt, denn sie fasziniert nicht nur mit dem wunderbar dunklen Timbre ihrer ausdrucksstarken und kraftvollen Stimme, sondern gerade auch mit ihrem fabelhaften Gitarrensound, der praktisch bei jedem Song der emotionale Anker ist und ihren ausführlichen Soli – besonders famos: ´Still, Staring Ahead´ – die besondere Note verleiht. Spätestens, als dann bei der Zugabe ´Veins´ mit epischem Breitwand-Feeling fast in die Nähe des Spiritualized´schen Space-Gospel zu rücken scheint und ein letztes Mal für ungläubiges Staunen im Publikum sorgt, ist klar: Die Mission Neuanfang ist für Karo Lynn ein künstlerischer Erfolg auf ganzer Linie.
Weitere Infos: www.karolynn.de